Der Zehnte neu gedacht: Alter Bund feat. Neuer Bund

Der Zehnte neu gedacht: Alter Bund feat. Neuer Bund

Der Zehnte im Neuen Bund neu gedacht:
Ein biblischer Blick auf Großzügigkeit im Neuen Bund

In diesem Artikel erfährst Du, warum der Zehnter im Neuen Bund nicht mehr unter dem Gesetz steht, was es mit dem ‚Fresser‘ aus Maleachi 3,10 auf sich hat und wie christliche Großzügigkeit heute gelebt werden kann. Entdecke, was es wirklich bedeutet, großzügig zu geben – nicht aus Pflicht, sondern aus Gnade.

Der Zehnter im Neuen Bund – ein Thema, das in christlichen Kreisen häufig kontrovers diskutiert wird. Während viele Gläubige den Zehnten als geistliches Prinzip der Versorgung sehen, stellt sich die Frage: Wie passt das Konzept des Zehnten in das Verständnis des Neuen Bundes? In diesem Artikel werfen wir einen gründlichen Blick auf biblische Bündnisse, die historische Entwicklung des Zehnten und was es heute bedeutet, freigebig zu leben – nicht aus Gesetz, sondern aus Gnade.

Biblische Bündnisse im Überblick

Ein ‚Bund‘ in der Bibel beschreibt eine von Gott initiierte Beziehung mit klaren Regeln. Gott definiert die Bedingungen, der Mensch kann sie annehmen oder ablehnen. Im Alten Testament begegnen uns mehrere solcher Bündnisse: mit Noah (1. Mose 9), Abraham (1. Mose 15), den Alten Bund mit Mose (2. Mose 19–24), David (2. Samuel 7) und schließlich der Neue Bund durch Jesus Christus. Jeder Bund hat eigene Zeichen und Versprechen. Der Alte Bund mit Israel beruhte auf dem Prinzip: Der Mensch handelt, Gott reagiert. Im Neuen Bund hingegen hat Jesus bereits alles vollbracht, der Mensch antwortet im Glauben auf dieses vollendete Werk.

Unterschiede zwischen Altem und Neuem Bund

Im Alten Bund war Gehorsam gegenüber dem Gesetz die Voraussetzung für Gottes Segen. Segen und Fluch waren klar an das Verhalten des Menschen gekoppelt (5. Mose 28). Im Neuen Bund hat Jesus Christus den Fluch des Gesetzes getragen (Galater 3,13). Segen wird uns durch Christus geschenkt – nicht verdient, sondern empfangen (Epheser 1,3). Die Beziehung zu Gott basiert nun nicht mehr auf Werken, sondern auf Gnade und Glauben.

Der Zehnte im Neuen Bund im Alten Testament

Im Alten Bund gab es nicht nur einen Zehnten, sondern drei:
1) Den Zehnten zur Versorgung der Leviten (4. Mose 18,21),
2) den Festzehnten zur Pilgerreise nach Jerusalem (5. Mose 14,22–23)
3) alle drei Jahre den Sozialzehnten für Bedürftige (5. Mose 14,28–29).

Das ergibt eine durchschnittliche jährliche Abgabe von etwa 23,3 % des Ertrags. Besonders oft wird Maleachi 3,10 zitiert: Wer die vollen Zehnten gibt, wird mit Segen überschüttet. Doch dieser Vers gehört klar zum Alten Bund: Der Mensch handelt (gibt den oder die Zehnten), und Gott reagiert (mit Segen).

Der Zehnte im Neuen Bund im Licht des Neuen Bundes

Im Neuen Bund geht es nicht mehr darum, durch das Geben des Zehnten zusätzlichenSegen zu erlangen. Jesus hat uns mit allem geistlichen Segen gesegnet (Epheser 1,3). Das Geben wird nicht zur Bedingung für Gottes Güte, sondern zur Antwort auf seine bereits gegebene Gnade. Der Zehnte kann eine hilfreiche Richtschnur sein, aber keine Pflicht. Wer gibt, gibt nicht, um Gottes Wohlwollen zu erkaufen, sondern aus Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes Versorgung (2. Korinther 9,8). Dieses Prinzip ist zentral für den biblischen Zehnten im Neuen Bund und auch für christliche Großzügigkeit.

Was ist mit dem Fluch des ‚Fressers‘ aus Maleachi 3,10?

In Maleachi 3,10 wird der sogenannte ‚Fresser‘ erwähnt – ein Bild für zerstörerische Kräfte, die den Ertrag der Felder vernichten. Im Alten Bund galt: Wer den Zehnten nicht gab, riskierte den Fluch des Fressers. Doch im Neuen Bund hat Jesus Christus uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft (Galater 3,13). Der Fresser hat keine rechtliche Grundlage mehr in unserem Leben. Segen oder Schutz vor Mangel hängen nicht mehr von unserer Erfüllung eines Gesetzes ab, sondern von der Gnade, die durch Jesus bereits vollständig gewährt wurde. Wer heute aus Angst vor dem Fresser den Zehnten gibt, lebt noch im Denken des Alten Bundes. Der Zehnter im Neuen Bund ist keine Pflichtleistung, sondern ein freiwilliger Akt der Dankbarkeit und des Vertrauens in Gottes Versorgung.

Vorbildhafte Zehnter im Neuen Bund vor dem Gesetz

Schon vor dem mosaischen Gesetz taucht der Zehnter im Neuen Bund auf: Abraham gibt Melchisedek 10 % der Kriegsbeute (1. Mose 14,20), Jakob verspricht Gott den Zehnten seines kompletten Besitzes als Reaktion auf göttliche Bewahrung (1. Mose 28). Diese Beispiele zeigen: Der Zehnte kann Ausdruck freiwilliger Dankbarkeit und Hingabe sein – nicht gesetzlich, sondern beziehungsorientiert.

Drei Prinzipien für Großzügigkeit im Neuen Bund

1. Kein Erbsenzähler sein: Es geht nicht um 9,8 oder 10,1 %. Gott schaut auf das Herz, nicht auf die exakte Prozentzahl.
2. Gott ist dein Versorger: Nicht dein Job, dein Konto oder der Staat – sondern Gott selbst ist deine Quelle. Das schafft Freiheit und Freude im Geben (Psalm 127,2; Philipper 4,19).
3. Freudig geben: Großzügigkeit verändert unser Herz. Wir geben nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe. „Geben macht glücklicher als Nehmen“ (Apostelgeschichte 20,35). Dieses Prinzip ist zentral für den biblischen Zehnten und christliche Großzügigkeit.

Fazit

Der Zehnte im Neuen Bund ist kein göttliches Zahlenspiel, sondern ein möglicher Ausdruck von Dankbarkeit und Vertrauen. Im Neuen Bund gilt: Du bist bereits gesegnet – unabhängig von deiner Spendenquote. Wenn du gibst, dann gib, weil dein Herz überfließt, nicht weil du dich verpflichtet fühlst. Lebendige Großzügigkeit ist wie der See Genezareth: empfangend, weitergebend und voller Leben.

Der Zehnte neu gedacht: Alter Bund feat. Neuer Bund

Was bedeutet es, den „Zehnten“ zu geben?

Das sogenannte „Geben des Zehnten“ ist ein in christlichen Kreisen weit verbreiteter Brauch. Doch was bedeutet es und was steht hinter diesem Brauch?

Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, ob ich die Gabe des Zehnten gutheiße, hängt meine Antwort davon ab, wie ausführlich ich sie begründen kann. Habe ich keinen Raum für eine Erklärung, unterstütze ich das Geben des Zehnten. Doch in diesem Beitrag werde ich erklären, warum das Thema differenzierter betrachtet werden sollte.

Das heutige Verständnis vom Geben des Zehnten

Unter dem Geben des Zehnten verstehen Christen, dass sie 10% ihres Einkommens spenden (10%-Regel). Auch wenn es in Detailfragen unterschiedliche Ausgestaltungen gibt (z.B. ob vom Netto- oder vom Brutto-Einkommen), so herrscht über diese Definition weitgehender Konsens.

Ziel der Spende ist in Anlehnung an 4. Mose 18,21 häufig die örtliche Kirchengemeinde, die uns ganz persönlich „geistlich versorgt“. Empfänger können aber auch generell christliche Projekte sein.

Eine biblische Bestandsaufnahme zum Zehnten

Häufig wird das Prinzip des Zehnten mit dem mosaischen Gesetzt in Verbindung gebracht und damit als nicht mehr zu erfüllende Gesetzlichkeit abgelehnt. Doch ein Blick in die Bibel zeigt, dass die Ursprünge des Zehnten deutlich älter sind als das alttestamentliche Gesetz:

1. Abraham

Die erste biblische Erwähnung eines Zehnten finden wir in 1. Mose 14,20. Abraham (damals noch Abram) kehrte siegreich aus der Schlacht gegen neun Könige zurück, in der er Lot und andere Gefangene befreit hatte. Auf dem Heimweg begegnet ihm der sagenumwobene Priesterkönig Melchisedek. Abraham gibt ihm aus Dankbarkeit und einmalig den zehnten Teil seiner Beute.

2. Jakob

Zwei Generationen später taucht der Zehnte das zweite Mal in der Bibel auf (1. Mose 28,22): Jakob hatte sich den Segen seines Vaters erschlichen und war auf der Flucht vor seinem Bruder Esau. Im Traum sieht es eine Himmelsleiter und erhält von Gott eine große Verheißung. Jakob legt ein Gelübde ab, den zehnten Teil seines gesamten Besitzes einmalig zu geben, wenn Gott ihn bewahren und versorgen würde. Wieder ist der Zehnte eine einmalige Gabe, dieses Mal geknüpft an eine Bedingung.

3. Mosaisches Gesetz

Es dauert ca. 300 Jahre, bis der Zehnte im Kontext des mosaischen Gesetzes erneut auftaucht. Dort gibt es allerdings nicht den einen Zehnten, sondern es sind drei Zehnte:

Der Zehnte zur Versorgung der Priester und Leviten (4. Mose 18,21), die in der Stiftshütte bzw. später im Tempel dienten und kein eigenes Land besaßen (jährlich fortlaufend). Auf Basis dieser Textstelle wird meist argumentiert, den Zehnen der eigenen Ortsgemeinde zukommen zu lassen.

Der Fest-Zehnte (5. Mose 14,22-23) für das Festmahl anlässlich der Pilgerreise nach Jerusalem (jährlich fortlaufend).

Der Sozial-Zehnte (5. Mose 14,28-29) für Arme, Ausländer, Waisen und Witwen (alle drei Jahre fortlaufend). Diese Textstelle rechtfertig es aus meiner Sicht auch, neben der Ortsgemeinde auch anderen Projekten zukommen zu lassen.

In allen drei Passagen des mosaischen Gesetztes wird der Zehnte nicht einmalig, sondern fortlaufend gegeben. In Summe ergibt sich eine jährliche Belastung von durchschnittlich 23⅓ %.

4. Maleachi

Die wohl bekannteste alttestamentliche Stelle zum Zehnten finden wir beim Propheten Maleachi in Kapitel 3. Gott nennt das Volk Israel einen Betrüger, da es ihm den Zehnten vorenthielt. In Folge dessen steht das Volk unter einem Fluch, sodass ein Fresser die Ernten zerstört und die Menschen Mangel leiden. In dieser Situation fordert Gott sein Volk heraus: Wenn sie den Zehnten wieder entrichten, wird auch Gott seine Zusagen zur Versorgung einhalten und die Schleusen des Himmels neu öffnen, um das Volk überreich mit Segen zu beschenken.

5. Jesus

Im neuen Testament bestätigt Jesus den Zehnten (Mat. 23,23): Er fordert die Pharisäer und Schriftgelehrten dazu auf, das Wesentliche (Gottes Gerechtigkeit,Barmherzigkeit und Treue) zu tun, und dabei das andere (die Gabe des Zehnten) nicht zu unterlassen.

Als Ergebnis können wir festhalten, dass es in der Bibel nicht den EINEN Zehnten gibt. An manchen Stellen wird er einmalig vom gesamten Besitz gegeben, in anderen Versen meint er eine fortlaufende Abgabe vom Einkommen, die in Summe deutlich mehr als 10% ausmacht.

Der Zehnte und die Auflaufform

Was können wir nun trotzdem zum Zehnten aus den biblischen Aussagen mitnehmen? Von Pastor Daniel Brown aus den USA las ich einen verblüffenden Vergleich:

Stellen Sie sich vor, Sie sind krank und ihr Nachbar ist so freundlich und bringt Ihnen eine Auflaufform mit Essen. Sie können mit gutem Gewissen genießen, was er Ihnen bringt. Seinetwegen können Sie die Reste sogar in einem Topf aufheben und sogar anderen etwas abgeben. Nur eines sollten Sie nicht tun: die Auflaufform behalten. Das wäre unverschämt.

Pastor Daniel Brown

Der Zehnte, sagt Daniel Brown, ist die Auflaufform. Und der Nachbar ist Gott. Streng genommen gehört das ganze Essen ihm. Doch wir dürfen es für uns gebrauchten. Nur die Auflaufform will er zurück.

Stellen wir die richtige Frage?

Heute nehmen Christen als Haushalter Gottes gerne für sich in Anspruch, nicht mehr den mosaischen Gesetzestexten verpflichtet zu sein (indem sie eine Liste von zu erledigenden Aufgaben abhaken), sondern direkt von der Stimme Gottes und seinem Heiligen Geist geleitet zu werden. Trotzdem wird die gesetzliche Gabe des Zehnten in Gemeinden häufig betont. Wie passt das zusammen?

Könnte es sein, dass wir Christen uns mit dem Geben des Zehnten unbewusst freikaufen wollen? Ganz nach dem Motto: Gott bekommt doch seine 10%, also kann ich mit dem Rest tun und lassen, was ich will? Überspitzt könnten wir formulieren: Wieviel muss ich mindestens geben bzw. was ist die zulässige Untergrenze im Geben, um Gott nicht zu verärgern?

Auf Basis des biblischen Prinzips der Haushalterschaft gibt es nichts, dass wir als unser Eigentum beanspruchen können – Gott gehört alles. Daher geht es im Kern nicht darum, wieviel wir geben müssen. Vielmehr lautet die korrekte Frage: Wieviel von dem, was Gott mir anvertraut, darf ich für mich selbst behalten?

Der Zehnte – und was nun?

Am Ende des Tages sehe ich im Betonen des Zehnten die Gefahr, dass wir unbewusst 90% unseres Einkommens für uns beanspruchen und damit den größten Teil Gott und seinen Plänen vorenthalten.

Um es deutlich zu sagen: Ich meine damit nicht, dass wir den Zehnten nicht geben sollten, ganz im Gegenteil. Wenn wir dieses biblische Prinzip beherzigen, werden wir erleben, was Gott beim Propheten Maleachi verspricht. Treu wird er uns die Auflaufform immer wieder aufs Neue füllen. Und natürlich dürfen wir nach Rücksprache mit ihm auch einen Teil der Versorgung für uns behalten, etwas zurücklegen und sparen oder auch andere daran teilhaben lassen.

Wir sollen vielmehr nicht beim Geben des Zehnten stehen bleiben oder gar stolz darauf werden, wenn wir 10% unseres Einkommens an Gott geben. Der Zehnte ist nichts, das wir Gott abgeben. Der Zehnte ist etwas, das wir Gott zurückgeben.

Die Bibel fordert uns aber heraus, nicht nur den Zehnten zu geben, sondern auch Schätze im Himmel zu sammeln. Beides dürfen wir nicht miteinander verwechseln oder gleichsetzen. Der Zehnte ist die Auflaufform. Sammeln wir Schätze im Himmel, geben wir auch etwas aus der Auflaufform für das Reich Gottes (über 10% des Einkommens hinaus). Mehr zu diesen himmlischen Schätzen haben wir in einem eigenen Artikel geschrieben.

Wenn wir im Dialog mit Gott freimütig geben, müssen wir nicht weiter krampfhaft berechnen, wieviel Euro im Monat denn nun dem Zehnten entsprechen und wie wir diesen Wert berechnen (z.B. vom Brutto oder vom Netto?). Trotzdem kann der Zehnte eine wichtige Richtschnur für unseren Alltag werden:

Training Die 10%-Regel kann für Christen wie Nicht-Christen zu einem Training für das Loslassen von Geld werden. Indem wir Geld freiwillig weggeben und verschenken, nehmen wir Mammon einen Teil seiner Macht über unser Leben und sagen ihm offen ins Gesicht: Nicht Du bist mein Versorger, sondern der Gott der Bibel: „Jahwe Jireh“.
RichtschnurDie 10%-Regel gibt eine Richtschnur für die Höhe von Spenden zur finanziellen Unterstützung der eigenen Kirchengemeinde vor Ort vor. Wir unterstützen die Arbeit der lokalen Gemeinde und finanzieren die Gehälter derer, die ausschließlich für das Reich Gottes arbeiten und keine andere Anstellung haben (analog zu den Priestern und Leviten im Alten Testament, die kein eigenes Land bestellten, um von dessen Ernte zu leben).
WeiterdenkenWie wäre es, die 10%-Regel nicht nur auf Geld anzuwenden, sondern auch z.B. auf die Zeit?
Auch hier steht die Frage im Raum, ob wir von unserer Brutto-Zeit (10% von 24 Stunden = 2 Stunden und 24 Minuten am Tag) oder von unserer Netto-Zeit (10% von z.B. 14 möglichen Arbeitsstunden pro Tag = 1 Stunde und 24 Minuten pro Tag) als Bezugsgröße ausgehen? Ist der Sonntag von der Rechnung ausgenommen oder gehört er als besonderer, heiliger Tag zu 100% Gott (1. Mose 2,2)? …

Was sind Schätze im Himmel?!

Was sind Schätze im Himmel?!

Wenn Menschen ihre Altersvorsorge planen, haben Sie meist den Zeitraum vom Rentenbeginn bis zum Tod im Blick. Diese Zeitspanne ist nicht unwichtig, doch aus der Perspektive Ewigkeit ist es kurzfristig gedacht, nicht auch an eine Altersvorsorge für die Zeit nach dem Tod zu denken.

Was sagt Jesus über Schätze im Himmel?

Bevor Jesus in Matthäus 6 seine Zuhörer vor „Mammon“ warnt, fordert er sie auf: „Sammelt Euch Schätze im Himmel!“ Der Kontext dieser und anderer Bibelstelle mit ähnlichen Aufforderungen schließt aus meiner Sicht aus, dass es Jesus hierbei um rein geistliche Themen ging.

Wenn Jesus in den folgenden Versen über Gott, Mammon und materielle Versorgung spricht, sollten wir das griechische Wort „thesauros“ so verstehen, wie Jesus es wörtlich gesagt hat: einen Schatz, aber vor allem auch eine Schatz- bzw. Vorratskammer im Himmel.

Jesus nennt zwei Gründe, warum wir Schätze im Himmel sammeln sollen:

Sicherheit

Schätze im Himmel im Sinne einer himmlischen Versorgung sind zu 100% sicher. Mammon ist zwar bestrebt, uns Sicherheit von Geld und irdischem Besitz vorzugaukeln, doch sie können von Motten und Rost gefressen oder von Dieben gestohlen werden. Eine Vorsorge, die in Gottes Tresor verschlossen und von seinen Engeln bewacht wird, ist sicher bis in alle Ewigkeit. Spätestens bei diesem Zeithorizont müssen irdische Sicherheiten passen.

Herzenshaltung

Schätze im Himmel verführen nicht unser Herz. Jesus warnt uns, dass dort, wo unser Schatz ist, auch unser Herz sein wird. Mammon verlangt unsere Anbetung, indem wir ihm mehr vertrauen als dem lebendigen Gott. Wenn wir unser Vertrauen auf irdische Güter setzen, ist das Risiko sehr hoch, dass wir unser Herz daran hängen und uns die Sorgen um irdische Güter in Besitz nehmen. Doch Gott wünscht sich, dass unser Herz ungeteilt bei ihm bleibt (1Kön. 8,61)

Wie sammel ich Schätze im Himmel?

In einem anderen Beitrag erklären wir, was die Bibel unter dem Geben des Zehnten versteht. Das Sammeln von Schätzen im Himmel sind für mich Investitionen ins Reich Gottes, die über den Zehnten hinausgehen.

Als Haushalter Gottes dürfen wir unsere Wahrnehmung nicht von Mammon trüben und trügen lassen, unser Geld würde uns gehören. Nein, unser gesamter Besitz inkl. aller Guthaben wurde uns von Gott anvertraut, damit wir ihn in sein Reich investieren. Natürlich dürfen wir auch unsere Bedürfnisse nach Rücksprache mit ihm aus diesem Vermögen stillen, doch der primäre Auftrag des Eigentümers lautet: Baue mein Königreich und mache meinem Namen Ehre!

Auch für Nicht-Christen kann es lohnend sein, diesen Gedanken zu Ende zu führen: Warum nicht in soziale und ökologische Projekte investieren, die unserem Körper, unserer Seele und unserem Geist in Zukunft zugutekommen? Vielleicht bewirkt eine großzügige Schenkung einen direkteren, positiveren und größeren Rückfluss in unser Leben als das klassische Verleihen von Geld an ein Finanzinstitut? Ich denke z.B. an Sozialprojekte, partizipative ökologische Landwirtschaft, die Begrünung von Städten oder Sanierungen zu energieerzeugenden Häusern. Auf diese Weise lösen wir uns von dem negativen Gedanken der Profitmaximierung und stellen Menschen, die Gesellschaft und unsere Umwelt wieder ins Zentrum des Wirtschaftens.

Das Wort investieren stammt vom lateinischen Verb „investire“: anziehen oder bekleiden. In seiner ursprünglichen Bedeutung meinte „investieren“ nicht nur einen Aufwand zu betreiben, um etwas zu erreichen. Es beschrieb auch den Vorgang, eine Person in ein geistliches Amt einzusetzen und so mit Amtswürde und Verantwortung zu „bekleiden“.

Was wir geben dürfen, um Schätze bei Gott im Himmel zu sammeln, lässt sich leider nicht wie der Zehnte in einem pauschalen Prozentsatz ausdrücken. Die genaue Höhe solcher Gaben können wir uns nur von Gott zeigen lassen. Dafür gibt Paulus uns einen Ratschlag (2. Kor. 9,6f.):

Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht Leidtun und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber!

Haben wir beim Zehnten die Heimatgemeinde als Ziel genannt, ist der Empfängerkreis beim Sammeln von Schätzen im Himmel ebenfalls nicht pauschal zu benennen. Christliche Projekte gibt es genügend, die das Reich Gottes bauen und seinen Namen verherrlichen. Aber auch Arme und bedrüftige Personen nennt die Bibel immer wieder als mögliche Empfänger.

Produktssteckbrief der Schätze im Himmel?

Für das Investment ins Reich Gottes gibt es keine hohen Mindestbeiträge. Während klassische Kapitalanlage häufig erst ab 10.000 € oder manche Tranchen auch erst ab 1 Mio. € gezeichnet werden, können in Gottes Königreich auch kleine Summen große Wunder bewirken: manchmal genügen zwei Fische und fünf Brote (Mat. 14,13-21).

Ein weiterer Unterschied liegt in der Rendite. Während weltliche Anlagen sich dem Negativ-Zins nähern, spricht Jesus in Mat. 13,8 und 19,29 über eine Multiplikation des eingesetzten Kapitals im Reich Gottes: 30-fach, 60-fach, 100-fach – das sind 3.000%, 6.000% und 10.000%! Für diese himmlischen Schatzbriefe gibt Jesus eine großartige Zusage (Lk. 6,38): Schenkt, dann wird Gott euch schenken; ja, er wird euch so überreich beschenken, dass ihr gar nicht alles fassen könnt. Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß; denn Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden.

Diese Geschenke Gottes erfolgen nicht erst nach dem Tod, sodass Schätze im Himmel sogar auch den kurzfristigen Aspekten der weltlichen Altersvorsorge genügen. Die Christen in Philippi hatten mit großzügigen Spenden den Apostel Paulus unterstützt und dadurch Schätze im Himmel gesammelt. Hierzu erklärt Paulus (Phil 4,19): Was eure eigenen Bedürfnisse angeht, so wird derselbe Gott, der für mich sorgt, auch euch durch Jesus Christus mit allem versorgen, was ihr braucht – er, dem aller Reichtum und alle Herrlichkeit gehören.

Wem dienst Du?

Gott ist unser Versorger. Er will seine himmlischen Schatzkammern öffnen und uns mit allem versorgen, was wir brauchen – wenn wir zuvor Schätze im Himmel gesammelt haben. Der US-amerikanische Prediger und Autor Roberts Liardon fordert uns heraus: „Lerne so zu geben, als würde es sich nicht um deine eigene Brieftasche handeln.“

Denken wir an die arme Witwe, die Jesus im Tempel beobachtete (Markus 12,41-44): Während die Reichen etwas von ihrem Überfluss gaben, legte die arme Frau zwei nahezu wertlose Kupfermünzen in den Opferkasten. Eine Winzigkeit im Vergleich zu den Gaben der Reichen, und doch war es für die Witwe ihr ganzer Lebensunterhalt. Geben wir auch nur von unserem Überfluss? Oder sind unsere Gaben ein echtes Opfer, so wie bei der Witwe?

Wenn wir Geld aus dem ungerechten Finanzsystem unserer Welt nehmen und es in Gottes Reich investieren, ist das die größte Niederlage, die wir Mammon beibringen können. Doch schlussendlich zeigen unsere Kontoauszüge, wem wir dienen, wen wir verehren und wem wir für unsere Versorgung tatsächlich vertrauen: Gott oder Mammon?

Klammern wir uns an Banknoten, Münzen oder Auszüge von Konten, Sparbüchern und virtuellen Depots? Dann wären die Versprechen und Zusagen Jesu für uns nur fromme Floskeln, nicht vertrauenswürdig im 21. Jahrhundert. Schimpfen wir Jesus also letztendlich einen Lügner? Oder nehmen wir seine Zusagen beim Wort: Sorgt euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen! (Mt. 6,33).