Wir und das Gleichnis vom untreuen Verwalter

Wir und das Gleichnis vom untreuen Verwalter

In diesem Gleichnis gibt es einen Vers, der aus meiner Sicht häufig völlig falsch interpretiert wird. Da heißt es: Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, dass er klug gehandelt habe.

Ich habe zu dem Gleichnis schon so manche Auslegung gehört, wo sich mir sämtliche Nackenhaare sträubten. Manchmal geht es dann in die Richtung: Der Zweck heiligt die Mittel, also sei ruhig ungerecht, die Welt hat eh nichts anderes verdient, solange Du dann einen Teil des Gewinns ins Reich Gottes gibst. Und spätestens da ist für mich eine Linie überschritten!

Wir gehen das Gleichnis aus Lukas 16,1-13 im Folgenden einmal Vers für Vers durch:

Vers 1: Jesus sagte aber auch zu seinen Jüngern: Es war ein reicher [plousios] Mann, der hatte einen Haushalter [oikonomos]; und dieser wurde bei ihm verklagt [dia-ballo], dass er seine Güter verschleudere [dia-skorpizo].

Hier am Anfang stellt Jesus erstmal die Ausgangslage und die handelnden Personen vor:

1. der reiche Mann:

[plousios]

reich; die Grundbedeutung des Adjektivs, das den Auftraggeber des Verwalters beschreibt, kann in zweierlei Hinsicht gesehen werden:

  • A) reich an Tugenden, also positiv, z.B. in Jak. 2,5: Hört, meine geliebten Brüder: Hat nicht Gott die Armen dieser Welt erwählt, dass sie reich im Glauben würden und Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?
  • B) Vermögend vom materiellen Überfluss, wobei diese Variante im NT überwiegend negativ besetzt ist bzw. in einem warnenden Kontext steht:
    • Mat. 19,23 (nach der Begegnung mit dem reichen Jüngling): Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen!
    • Lk. 12,16-21 (Gleichnis vom reichen Kornbauern): Das Feld eines reichen Mannes hatte viel Frucht getragen…
    • 1. Tim. 6,9: Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis.

Aus dem Kontext wird klar, dass es sich bei dem reichen Mann um eine Person handelt, die reich im Sinne der Welt in der zweiten Variante ist.

Für wen steht nun dieser Reiche Mann im Gleichnis? Bei anderen Gleichnissen zum Thema Haushalterschaft (z.B. beim Gleichnis von den anvertrauten Talenten), da steht der reiche Mann ja oft für Gott oder Jesus selbst, ist das hier auch so? Das ist DIE elementare Frage, um das Gleichnis richtig zu verstehen! Ich bin überzeugt: hier steht der Herr des Verwalters nicht für Gott oder Jesus, sondern für eine Person aus dem Reich Mammons, die nach den Regeln Mammons spielt, vielleicht sogar für Mammon selbst. Diese andere Perspektive ist extrem wichtig, um das Gleichnis richtig zu verstehen.

2. der Verwalter

[oikonomos]

Verwalter, Ökonom, oder neudeutsch Manager, der als Vertreter seines Herrn mit allen Vollmachten ausgestattet ist, Geschäfte in dessen Namen durchzuführen

1. Kor. 4,2: Im Übrigen wird von einem Haushalter nur verlangt, dass er für treu befunden wird.

Und dieser Haushalter, der eigentlich treu sein sollte, wird nun bei seinem Arbeitgeber angeklagt, dass er alles andere als treu handeln würde:

[dia-ballo]

verleumden; anschwärzen; anklagen; etwas ausplaudern, das der Wahrheit entspricht, aber mit dem Motiv, dem anderen zu schaden (es ist vor dem Hintergrund dieser Grundbedeutung also durchaus realistisch, dass die Vorwürfe begründet waren)

[dia-skorpizo]

verschwenden; verschleudern; vergeuden; das gleiche Verb benutzt Jesus spannender Weise im vorhergehenden Gleichnis in Lk. 15,13 vom verlorenen Sohn: Und nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben.

Vers 2: Und er (der Herr) rief ihn (den Verwalter) zu sich und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Lege Rechenschaft ab von deiner Verwaltung; denn du kannst künftig nicht mehr Haushalter sein!

Das Verhalten des Herrn zeigt ein Stück weit seinen weltlichen Charakter: Unabhängig vom Ergebnis der Rechenschaft kündigt er dem Verwalter seine Kündigung an. Dabei steht seine Entscheidung unumkehrbar fest: getroffen auf Basis von Aussagen Dritter, also ohne den Beschuldigten überhaupt gehört zu haben. So handelt Jesus nicht und auch wir sollen so nicht handeln!

Vers 3: Da sprach der Haushalter bei sich selbst: Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung nimmt? Graben kann ich nicht; zu betteln schäme ich mich.

Nun wird es spannend: Der Verwalter erkennt seine Lage und sieht der Realität ins Auge. Er kennt seine eigenen Begabungen und Fähigkeiten und weiß auch, was nicht zu seinen Stärken zählt (nämlich körperliche Arbeit oder das Betteln).

Vers 4: Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich, wenn ich von der Verwaltung entfernt bin, in ihre Häuser aufnehmen [dechomai]!

Der Verwalter entwirft einen weltlich klugen Plan, der ihm trotz seiner Lage eine zukünftige Versorgung sichern soll.

[dechomai]

empfangen; aufnehmen; wie in Mat. 18,5: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.

Vers 5-7: Und er rief jeden von den Schuldnern seines Herrn zu sich und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der aber sprach: 100 Bat Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setze dich und schreibe schnell 50! Danach sprach er zu einem anderen: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der aber sagte: 100 Kor Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreibe 80!

Jetzt wird’s kriminell: Der Verwalter versucht alles, um sich bei den Geschäftspartnern seines Herrn in ein gutes Licht zu stellen bzw. beliebt zu machen! Er geht her und lässt die Rechnungen bzw. Schuldscheine fälschen, indem der geschuldete Betrag um 20-50% nach unten korrigiert wird. Als oikonomos, also als Verwalter handelt er durchaus legal im Rahmen seines bestehenden Mandats. Er hat die Vollmacht und das Recht, Rechnungen schreiben und auch korrigieren zu dürfen. Aber zumindest moralisch bleibt sein Verhalten sehr fragwürdig. Jesus selbst fordert uns als seine Haushalter schließlich auf, treu im Sinne des Herrn zu handeln. Wenn wir die Bibel im Zusammenhang lesen und nicht einzelne Verse aus dem Kontext reißen, dürfen wir hier also keinen Aufruf Jesu zum Betrug ableiten!

Vers 8a: Und der Herr [kyrios] lobte den ungerechten [adikia] Haushalter, dass er klug gehandelt habe.

Nun kommt der große Knackpunkt in dem Gleichnis: Die Bibel selbst nennt den Haushalter ungerecht, adikia. Adikia ist quasi eine Eigenschaft Mammons, so sagt es Jesus gleich selbst in Vers 9. Trotzdem lobt der Herr diesen Verwalter. Doch die alles entscheidende Frage ist nun: Wer ist hier mit „Herr“ gemeint? Der Auftraggeber aus dem Gleichnis, oder wechselt Jesus die Perspektive und sagt, dass Gott den ungerechten Haushalter lobt?

Der Begriff, der hier für Herr steht: kyrios, könnte so verstanden werden, dass Jesus als Herr gemeint ist. Allerdings verwendet Jesus in anderen Gleichnissen auch den Begriff kyrios für den Eigentümer bzw. Chef als Akteur in Gleichnissen (z.B. Mat. 20,8 im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg oder Lk. 12,46 im Gleichnis vom treuen und untreuen Knecht). Kyrios ist also nicht zwangsläufig ein Titel für Gott oder auch für Jesus. Daher muss ich an dieser Stelle leider vielen Auslegern widersprechen. Ich denke nicht, dass Jesus hier ein Lob seines Vaters an den ungerechten Verwalter ausspricht. Nochmal: Die Bibel fordert Verwalter in 1. Kor. 4,2 dazu auf, treu zu sein, und nicht ungerecht. Daher denke ich, der reiche Mann selbst lobt den untreuen Verwalter für seinen klugen Betrug.

An der Stelle habe ich auch lange geknabbert und Gott um Klarheit gebeten. Dieser reiche Mann, er ist selbst im Reich Mammons verwurzelt. Dort ist es normal und an der Tagesordnung, den eigenen Vorteil mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste oder Schäden für andere durchzusetzen. Ein solches Verhalten ist dem reichen Mann also offensichtlich nicht fremd. Es scheint sogar eher zu seinem Handlungsrepertoire zu gehören. Und trotzdem habe ich mich gefragt: Warum lobt der Reiche den Verwalter, obwohl der ihn gerade zum zweiten Mal betrogen hat? Und dann hatte ich dieses Bild hier vor Augen: Er lobt ihn, weil der Verwalter so gehandelt hat, wie der Reiche Mann es selbst in dieser Situation nicht besser hätte machen können. Scheinbar hatte er dem Verwalter so viel kriminelle Raffinesse gar nicht zugetraut. Daher ist er nun positiv überrascht und angetan, obwohl er geschädigt wurde. Vielleicht offenbart dieses Paradox so eine Art Ganovenehre: obwohl der Reiche Mann betrogen wurde, würdigt er das aus seiner Sicht „vorbildliche“ Verhalten des gefeuerten Verwalters.

Vers 8b: Denn die Kinder dieser Weltzeit sind ihrem Geschlecht gegenüber klüger als die Kinder des Lichts.

An der Stelle ist das Gleichnis nun wirklich beendet und es wechselt die Perspektive: weg vom reichen Mann, hin zu Jesus, der ab diesem Punkt beginnt, sein Gleichnis zu interpretieren und zu erklären. Zunächst unterstreicht Jesus nochmal, dass der reiche Mann und der Verwalter „Kinder der Weltzeit“ sind. Und vor dem Hintergrund von Vers 13, auf den wir noch zu sprechen kommen, können wir annehmen, dass sie sogar „Kinder Mammons“ sind. Sie gehören also nicht zum Reich Gottes, sind also keine oder noch keine „Kindes des Lichts“ (vgl. Eph. 5,8:  Denn ihr wart einst Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts!).

Vers 9: Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn ihr Mangel habt, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten!

Jesus lobt den Verwalter nicht für seinen Betrug (das machte der reiche Mann). Jesus lobt den Mann aber für seine Klugheit und Weitsicht, dass er „adikia mammonas“, also den ungerechten Mammon, in Beziehungen zu Menschen investierte. Denn Geld und Besitz vergehen, Menschen und Beziehungen bleiben.

Hier wird ein großer Unterschied zum Gleichnis vom verlorenen Sohn deutlich, dass Jesus direkt zuvor erzählt. Auch der verlorene Sohn verschleuderte den Besitz [dia-skorpizo]. Doch er machte sich keine Freunde mit dem ungerechten Mammon. Anders als der verlorene Sohn dachte der Verwalter an seine eigene Zukunft und nutzte den ihm anvertrauten Besitz entsprechend. Genauso sollen auch wir im Umgang mit Geld und Besitz Weitsicht zeigen: nicht kurzfristig auf eine Lebensspanne gedacht, auf ein wenig Gewinn spekulieren, sondern langfristig mit Perspektive Ewigkeit, um damit Schätze im Himmel zu erwerben. Davon spricht Jesus an verschiedenen Stellen: dass wir unser Geld und unseren Besitz dazu verwenden sollen, Schätze im Himmel zu erwerben, wo sich kein Dieb naht und den keine Motten fressen (z.B. Mt. 19,21; Mk. 10,21; Lk. 12,33; Lk. 18,22).

Aus meiner Sicht geht es darum: Als Christen sollen wir Geld und Besitz nicht als weltlichen Ballast abtun, der nicht geistlich genug ist und daher uninteressant. Nein, auch Christen sollen sich intelligent mit Geld und Besitz auseinandersetzen und beides klug einsetzen. Aber nicht klug im Sinne von Betrug, sondern klug, um Schätze im Himmel zu sammeln, indem wir Finanzen ins Reich Gottes investieren, um Menschen für Gottes Reich zu gewinnen und um sie damit als ewige Freunde in den himmlischen Hütten zu haben.

Aber für mich greift Jesu Zusage nicht nur für die Perspektive Ewigkeit, denn im Himmel werden wir ohnehin keinen Mangel haben. Jesus sagte in Vers 9: „wenn ihr Mangel habt“! Daraus schließe ich: Wenn wir unsere Finanzen einsetzen, um Schätze im Himmel zu sammeln, wird uns das auch in Zeiten der Not und des Mangels auf Erden zu Gute kommen. So beschreibt Paulus es auch in Phil. 4,9: Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.

Vers 10: Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.

Ich schätze, Jesus muss geahnt haben, wie missverständlich und falsch sein Gleichnis ausgelegt und interpretiert werden wird. Vielleicht haben die Zuhörer Jesus damals auch genauso verwundert angeschaut, wie wir beim ersten Lesen des Textes reagieren. Und daher betont er 3x hintereinander, wie wir das Gleichnis eben NICHT verstehen sollen: Wir sollen als seine Verwalter nicht ungerecht sein, sondern TREU: im Kleinen wie im Großen!!

Vers 11: Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird euch das Wahre [alethinos] anvertrauen?

Das zweite Mal betont Jesus, worauf es ihm ankommt: nicht das ungerechte (adikia) Verhalten des Verwalters, sondern Treue im Umgang mit den uns anvertrauten Dingen (inkl. denen, die Mammon für sich beanspruchen möchte).

[alethinos]

Eine wahre Realität im Gegensatz zu dem, was nur fiktiv, imaginär oder vorgetäuscht ist.

Der Verführung Mammons, die uns eine Versorgung vortäuschen möchte, die nicht real, sondern fiktiv ist, können wir nur entkommen, wenn wir treue Verwalter nach 1. Kor. 4,2 werden. Dann wird uns Jesus die Augen öffnen für die wahren Schätze [alethinos], die Gott für uns bereithält – sowohl materiell als auch geistlich.

Vers 12: Und wenn ihr mit dem Gut eines anderen nicht treu wart, wer wird euch das Eure geben?

Noch ein drittes und letztes Mal ermahnt uns Jesus, nicht ungerecht mit den Gütern umzugehen, die uns nicht gehören, sondern treue Verwalter zu sein. Auf der Erde haben wir letztendlich nichts, das wirklich uns gehört – alles ist uns von Jesus überlassen, damit wir es in seinem Sinn verwalten und investieren. Nur wenn wir in diesem Punkt als Verwalter treu sind (anders als der Verwalter im Gleichnis), werden wir wahrhaftiges Eigentum erhalten, nämlich ewige Schätze im Himmel.

Vers 13: Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!

Am Ende des Abschnittes zeigt Jesus nochmals deutlich auf, dass zwei verschiedene Reiche um unsere Anbetung und Verehrung kämpfen: Mammons Reich (zu dem der reiche Mann und sein Verwalter gehören) und Gottes Reich. Wir können nicht Mammon dienen, damit Reichtum und Konsum als obersten Lebenssinn ausgeben, und gleichzeitig zu Gottes Reich gehören wollen.

Und so sollen wir auch nicht betrügen oder tricksen (selbst, wenn es vielleicht noch im legalen Rahmen ist), nur um einen eigenen Vorteil zu erhaschen (wie der Verwalter). Ein solches Verhalten nennt die Bibel adikia – ungerecht. Wir sollen vielmehr klug, weise und intelligent überlegen, wie wir Finanzen aus dem ungerechten System Mammons in Menschen für das Reich Gottes investieren können (so wie der Verwalter es auch tat).

Dabei gilt selbstverständlich das Prinzip, niemanden zu betrügen oder zu schädigen, denn der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. In 1. Kor 10,31 heißt es: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.“ Ein Betrug zur Ehre Gottes? Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen!

Was sind biblische Geldanlagen?

Was sind biblische Geldanlagen?

Um den Spannungsbogen gleich am Anfang gänzlich einzureißen: Ich glaube, es gibt keine christlichen Geldanlagen. Wie sollen die aussehen?
Was es sehr wohl geben kann, sind Kapitalanlagen mit biblischen Werten, also nicht Werten im Sinne von Euro oder Dollar, sondern Werten im Sinne von Maßstäben oder Tugenden. Doch auch das ist bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Nachhaltige Investments

Vor einigen Jahren hatte Ich mich zum Fachberater für nachhaltiges Investment fortbilden lassen. Nachhaltige Geldanlagen, dass bringt uns Anlagen mit christlicher Ethik vielleicht einen Schritt näher. Lasst uns das etwas genauer draufschauen. Je nach Anlagestrategie, investieren solche nachhaltige Investmentfonds z.B. nicht in Alkohol oder andere Suchtmittel, nicht in Rüstung oder auch nicht in Unternehmen, die von Zinsen leben. Doch wird ein Fonds damit automatisch ein Investmentfonds mit biblischen Werten? Ich will Euch bewusst ein bisschen provozieren:

  • Schaue ich in meine Bibel, dann hat Jesus z.B. Wasser in Wein verwandelt. Ist es dann biblisch, nicht in die Alkoholindustrie zu investieren?
  • Oder denken wir an das Volk Gottes: Es hat in der Bibel große Schlachten geschlagen. Wenn die Kämpfe siegreich ausgingen, war das Volk in der Regel im Auftrag Gottes unterwegs. Ist es dann unbiblisch, in die Rüstungsindustrie zu investieren? Oder können und wollen wir es uns überhaupt leisten, in einem Europa ohne Waffen zur Verteidigung zu leben? Wäre ein Verzicht auf Rüstung dann nicht schein-heilig?
  • Oder Fonds, die Anlagen in Zinsen ausschließen: die lassen sich vor allem bei sogenannten „Islamischen Fonds“ finden. Das sind Scharia-konforme Fonds, die ein nach der islamischen Rechtsprechung ethisches Investment ermöglichen wollen. Hier müssen wir festhalten, dass Isaaks Brüder deutlich weiter sind als wir Christen.

Also bitte versteht mich nicht falsch! Ich kann mir auch bessere Investments vorstellen als in Waffen oder Alkohol. Ich möchte auch nicht ermutigen, Scharia-konforme Fonds zu kaufen. Es geht mir nur darum zu sensibilisieren: Wenn wir mit der Bibel argumentieren, ist die Wahrheit nicht automatisch einfach.

Schätze im Himmel

Eine Vorbemerkung ist mir dabei noch wichtig: Wir sollen nicht wie der reiche Kornbauer mit der guten Ernte nur Schätze für uns selbst sammeln. Wenn das Ziel unserer Anlagen einzig darin besteht, dass wir selbst reich werden, aber nicht an andere denken und keine Schätze bei Gott haben, bleiben wir die ärmsten und bemitleidenswertesten Menschen auf Erden. Auch wenn wir materiell vielleicht ein Millionär oder Milliardär wären.

Jesus sagt in der Bergpredigt in Matthäus 6,19-21:

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Wir sollen unser Herz also nicht an unsere irdischen Kapitalanlagen hängen, sondern nach 1. Könige 8,61 mit unserem Herz ungeteilt bei Gott sein! Wenn wir Tag und Nacht nur noch unser Investment im Kopf haben, gedanklich ständig Zahlen, Kosten und Renditen hin- und herschieben, Anlagealternativen vergleichen, dann läuft etwas schief. Es ist nicht Gottes Vorstellung und schon gar nicht sein Wille, dass das Investieren und damit Reichtum und Geld zu unserem Lebensinhalt werden.

Das Investieren im Sinne der Bibel hat daher das oberste Ziel, dass aus der Anlage ein Segen für andere entsteht und der Name Gottes verherrlicht wird. Damit sammeln wir aber nicht nur Schätze für andere oder Schätze für Gott. Nein, wenn wir mit dem Fokus auf Gott und auf unsere Nächsten investieren, sammeln wir Schätze im Himmel, und die sind auch für uns selbst!

Verkauft, was ihr habt, und gebt es den Bedürftigen. Auf diese Weise sammelt ihr EUCH Schätze im Himmel!

Lukas 12,33
  • Nicht nur einen Schatz für die Bedürftigen, die erstmal direkt profitieren!
  • Nicht nur einen Schatz für Gott, der sich über unser Vertrauen in ihn als unseren Versorger freut!
  • Nein, wir sammeln damit auch Schätze für uns selbst!

Wenn wir also monatlich Geld „über“ haben um es zu sparen, dann sollten wir Gott auf jeden Fall fragen, was er sich wünscht, wie wir mit diesem sprichwörtlichen „ÜBER“fluss umgehen sollen. Denn Gott gehört ja sowieso mein gesamtes Geld, nicht nur mein Zehnter. Mit diesem Vorgedanken wollen wir uns nun fünf mögliche Investments anschauen, die aus meiner Sicht den Werten der Bibel entsprechen:

1. Menschen

Jesus investierte die entscheidenden Jahre seines Lebens komplett in Menschen, vor allem in die 12 Jünger. Er hätte als Erstgeborener die Tischlerei seines Vaters übernehmen können, um sich und die Familie finanziell zu versorgen. Er hätte das Geschäft ausbauen und expandieren können. Er hätte mit dem Gewinn Grundstücke erwerben und Häuser bauen können. Aber nein: er investierte seine Vermögen in Menschen. Und hier meine ich nicht nur seine finanziellen Mittel, die die Jünger untereinander teilten, und deren Kasse von Judas verwaltet wurde. Ich meine auch seine Zeit, seine Energie, sein Wissen und seine Erfahrungen.

Doch auch wenn wir nur über die finanziellen Investments reden, können diese in Menschen erfolgen:

  • Wir können Pastoren oder Missionare finanziell unterstützen, die Gottes Reich in der Welt bauen.
  • Wir können Waisenkinder oder Arme finanziell unterstützen, um ihnen etwas von der Liebe Gottes zu zeigen.

Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir konsequent biblisch oder weltlich denken? Wenn wir wie im Weltsystem Zinsen und die uns bekannten Renditen erwarten, müssen wir auch in weltliche Anlageformen investieren. Es wäre am Ende des Tages heuchlerisch und unehrlich, wenn die Anlageform selbstlos biblisch sein soll, aber das Ergebnis weltlich ich-bezogen, oder?

Die biblische Basis dieses Gedankens ist für mich Johannes 3,16:

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.

Die Kurzform dieses Verses lautet: Gott hat geliebt, und darum gab er. Er gab nicht irgendetwas, sondern das Kostbarste, was er hatte: seinen geliebten Sohn. Und damit nicht genug: Jesus sagt, dass er und der Vater eins sind. Gott gab also sogar sich selbst aus Liebe zu uns hin. Vielleicht lehne ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster, aber selbstloses Geben ist aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, aus Liebe eine Tat zu machen.

Vielleicht kennst Du die 5 Sprachen der Liebe von Gary Chapmann. Jede der 5 Sprachen beinhaltet letztendlich eine Form des Gebens:

  • Lob und Anerkennung
    Wir geben geliebten Menschen ein Wort, ein Dankeschön, Wertschätzung.
  • Zweisamkeit
    Wir geben Zeit: exklusiv und präsent.
  • Geschenke
    Wir geben Präsente und Aufmerksamkeiten, die von Herzen kommen.
  • Hilfsbereitschaft
    Wir geben praktische Unterstützung und kleine Gesten.
  • Zärtlichkeit
    Wir geben Umarmungen und Streicheleinheiten.

Geben ist also die Handlung, die Liebe sichtbar macht. Über dieses Geben sagt Jesus in Lukas 6,38:  

Gebt, und ihr werdet bekommen. Was ihr verschenkt, wird anständig, ja großzügig bemessen, mit beträchtlicher Zugabe zu euch zurückfließen. Nach dem Maß, mit dem ihr gebt, werdet ihr zurückbekommen.

Unsere Großzügigkeit, oder anders ausgedrückt: die Höhe unserer Investments in biblische Assets sind also letztendlich ein Maß für unser Vertrauen zu Gott. Je großzügiger wir geben, umso großzügiger wird auch Gott uns zurückgeben. Gott gibt nicht kleckerweise. Luther übersetzt den Vers, dass Gott uns mit einem vollen, gedrückten, gerüttelten und überfließenden Maß zurückgeben wird. Wir legen ein Samenkorn in den Becher hinein, und Gott gibt einen nicht nur randvoll gepressten, sondern überfließenden Becher an uns zurück.

Wenn wir in Menschen investieren, können wir das auf verschiedene Arten tun:

  1. Materiell (z.B.Lebensunterhalt von Missionaren)
  2. Produktiv (z.B. Ausbildung, Förderung von Talenten oder Herstellung von Werkzeugen)
  3. Physisch (z.B. Gesundheit, Kunst, Schönheit)
  4. Beziehungen (z.B. Begegnungen, Vernetzung, Räume dafür schaffen)
  5. Geistlich (z.B. christlichen Konferenzen, Bibelschulen oder Seminaren)

Wenn wir uns diese fünf Bereich anschauen, kann es bei Gott sein, dass wir Birnen sähen und Äpfel ernten. Wir können also z.B. ins geistliche sähen, aber materiell ernten (oder auch umgekehrt). So erklärt es Paulus in 1. Korinther 9,10-11:

Wer pflügt oder drischt, erwartet zu Recht, dass er für seine Arbeit einen Teil vom Ernteertrag bekommt. Nun, wir haben bei euch gesät; wir haben Saatgut ausgestreut, das eurem geistlichen Leben zugute kommt. Wäre es da nicht recht und billig, wenn wir – gewissermaßen als unseren Anteil an der Ernte – das von euch bekämen, was wir für unser irdisches Leben brauchen?

Vielleicht merkt ihr bei den Ausführungen schon: Investitionen im Sinne der Bibel umfasst selten nur unsere Finanzen. Investitionen betreffen auch immer unsere Zeit, unsere Gaben & Fähigkeiten, unsere Energie und Schaffenskraft, unser Wissen & unsere Erfahrungen, unser Beziehungsnetzwerk & unsere Umgebung. Kurz: Investments im Sinne der Bibel betreffen unser ganzes Leben. Nicht mehr und nicht weniger als uns selbst, zu 100%.

2. Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist der Bereich, in dem die Multiplikation Jahr für Jahr sichtbar wird. Du legst z.B. ein Maiskorn in der Erde, und es bringt 100fach Ertrag, indem ein Maiskolben mit hunderten neuen Maiskörnen geerntet werden kann. Eine solche Investition in Landwirtschaft kann z.B. die Teilnahme an einer SoLaWi, an einer solidarischen Landwirtschaft sein. Hier schließt sich eine Gruppe von Menschen zusammen, um gemeinsam die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes zu tragen. Hat dieser Betrieb z.B. jährliche Kosten von 200.000 EUR, und 200 Menschen hätten sich beteiligt, dann würde jeder 1.000 € pro Jahr bzw. 83 € im Monat zahlen. Gleichzeit würden alle Erzeugnisse des Hofes unter den 200 Menschen in gleichen Teilen aufgeteilt.

Ein solches Projekt hat verschiedene Vorteile. Zum einen ist der Landwirt nicht mehr von unsicheren Märkten und deren Preisen abhängig. Er bekommt einen gerechten Lohn aus der Gemeinschaft bezahlt. Zum anderen werden die Erzeugnisse so produziert, wie ich persönlich mir das wünsche:  

  • saisonal ohne teure und energieintensive Lagerhaltung
  • regional ohne weite Transportwege
  • häufig wird auch nach biologischen Kriterien ohne den Einsatz von chemischem Dünger oder Spritzmitteln gearbeitet
  • zudem fällt keinerlei Verpackungsmüll an, weil sich jeder seine Erzeugnisse selbst abholt

Bei der Investition in die Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse gilt aber auch: Wir investieren nicht in erster Linie, um selbst Profit zu erwirtschaften. Um es ganz deutlich zu sagen: Alle Formen von Nahrungsmittelspekulationen verurteile ich zutiefst! Wenn wir über Investitionen in die Landwirtschaft sprechen, denke ich vielmehr daran, Verbindungen aufzubauen und Reserven zu schaffen für Krisenzeiten. Das können z.B. wie im alten Ägypten zu Josefs Zeiten große Kornspeicher sein. Dabei geht es mir gar nicht primär um die Endzeit, in der Christen nicht mehr am weltlichen Wirtschaftssystem aus Kaufen und Verkaufen teilnehmen werden können. So lehrt es uns zumindest die Bibel in der Offenbarung. Neben der eigenen Versorgung steht bei dieser Anlage vor allem wieder der Segen für andere im Mittelpunkt. Wenn Christen Vorräte an Nahrungsmitteln haben und diese in Notzeiten mit allen Menschen (auch Nichtchristen) teilen können: was wäre das für eine großartige Möglichkeit, nicht nur die Weizenkörner, sondern auch das Evangelium zu teilen?

3. Immobilien

An dritter Stelle nach Menschen und Landwirtschaft kann ich mir Grundbesitz als Anlageform vorstellen. Das können Grundstücke sein, Immobilien und natürlich auch die eigenen vier Wände. Zum Pro und Contra „Eigenheim und Immobilien“ gibt es bereits zwei Podcast-Folgen (15 & 16). Daher möchte ich jetzt nicht weiter auf diesen Punkt eingehen.

4. Unternehmen

An vierter Stelle fallen mir Beteiligungen an Unternehmen ein, die von Christen und nach biblischen Grundsätzen geführt werden. In biblischen Zeiten waren das vor allem Unternehmen mit Ackerbau und Viehzucht. Wenn wir heute Unternehmen suchen, die von Christen und dann auch noch nach biblischen Grundsätzen geführt werden, ist die Auswahl stark eingeschränkt, da es nur wenig passende Firmen gibt und vor allem kaum entsprechende große Unternehmen.

Eine Alternative könnten Unternehmen und Aktienfonds sein, die sich zumindest an christlichen Werten orientieren. Hier gibt es tatsächlich nicht nur islamische Fonds, sondern auch Investmentfonds, die zumindest die christliche Ethik bemühen. Zwei von denen möchte ich an dieser Stelle einfach nur nennen:

  • terrAssisi Aktien I AMI: In diesem Fonds wird der Ethikfilter vom Franziskaner-Orden vorgegeben, nach dem ein Analysehauses dann die eigentlichen Beteiligungen auswählt.
  • KEPLER Ethik Aktienfonds (A): Der Fonds verlangt Konformität mit der Richtlinie der deutschen und der österreichischen Bischofskonferenz für die Auswahl von Investments.

Das sind nur zwei Beispiele. Ob ein solches Vorgehen allerdings dem anfangs genannten Anspruch genügt, eine Geldanlage nach biblischen Werten zu sein, dass muss jeder für sich selbst prüfen. Die beiden genannten Fonds investieren mit ihrer „christlichen“ Assetauswahl z.B. in Firmen wie Apple oder Procter & Gamble. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei diesen Firmen sofort von einem christlich nachhaltigen Ansatz sprechen würde. Aber eine abschließende Bewertung steht mir an dieser Stelle auch nicht zu, hier kann und soll sich jeder sein eigenes Bild machen.  Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Nennung dieser Fonds natürlich keine Beratung darstellt und auch keine Beratung ersetzen kann.

5. Silber & Gold

Mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der HERR der Heerscharen.

Haggai 2,8

Über die Sinnhaftigkeit einer Anlage in Silber und Gold haben Basti und ich auch schon vortrefflich gestritten. Dabei ist ein spannendes Streitgespräch in einem unserer Blog‘s herausgekommen.

Silber und Gold an sich sind tote Metalle. Sie werden nicht mehr: 1 kg Silber bleibt auch in 10 Jahren 1 kg Silber. Es findet also kein Wachstum statt, und erst recht keine Multiplikation. Häufig erfolgt eine Anlage in Silber und Gold aus einer Angst heraus! Die Anlage in Edelmetalle soll das eigene Vermögen (oder zumindest einen Teil davon) im Falle des Zusammenbruchs unseres Finanz- und Wirtschaftssystems retten. Doch wie wir schon gesagt hatten: Angst ist kein guter und erst recht kein biblischer Ratgeber!

Wer sein Geld aus Angst in Silber und Gold umtauscht, gleicht vielleicht sogar dem dritten Knecht im Gleichnis der anvertrauten Talente. Er vergrub sein Geld ebenfalls aus Angst, und es brachte keine Frucht. Jesus tadelt ihn, dass er sein Geld doch wenigstens zur Bank und über den Weg in Unternehmen hätte investieren sollen. Aus diesem Grund ist die Anlage in Silber und Gold auch von den Prioritäten für mich auch nur die fünfte Empfehlung.

Doch noch zwei Gedanken zum Silber und Gold: Jesus sagt in Lukas 20,24-25:

Zeigt mir eine römische Münze! Wessen Bild und Titel ist darauf eingeprägt? Sie antworteten: Bild und Titel des Kaisers. Da sagte er: »Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott, was Gott gehört.

Jesus sagt damit deutlich, dass mit weltlichen Symbolen geprägte Münzen oder auch Barren zum weltlichen System gehören. Daher ist zu überlegen, ob sie dann noch dem Anspruch genügen, eine Anlage nach biblischen Werten zu sein. Eine Alternative könnten daher Barren oder Münzen sein, die nicht mit weltlichen Zeichen geprägt sind.

Der zweite Gedanke umfasst die Reihung von Silber und Gold in der Bibel: Die Welt bewertet Gold in der Regel höher als Silber (etwa bei der Vergabe von Medaillen im Sport). Die Bibel nennt Silber vor dem Gold. Historisch wird Gold der Sonne und Silber dem Mond zugeordnet. Vor diesem Hintergrund entsprach der Umrechnungsfaktor von Gold zu Silber jahrhundertelang 1:131/3, was dem Verhältnis der Umlaufzeit von Sonne und Mond entspricht. Teilweise wird hieraus abgeleitet, dass im privaten Depot das Verhältnis von Silber zu Gold ebenso sein sollte: Auf eine Unze Gold kämen demnach 13 1/3 Unzen Silber. Dahinter steht auch der Gedanke, dass in Krisenzeiten kleine Silbereinheiten wesentlich besser für die Anschaffung von im Alltag benötigten Dingen geeignet sind, als Goldeinheiten, die deutlich mehr wert sind.

Wo ist dein Herz?

Wenn wir bei uns selbst bemerken, dass wir beim Gedanken ans Investieren vor allem reich und/oder unabhängig werden wollen, ist Vorsicht geboten:

Wer jedoch darauf aus ist, reich zu werden, verfängt sich in einem Netz von Versuchungen und erliegt allen möglichen unvernünftigen und schädlichen Begierden, die dem Menschen Unheil bringen und ihn ins Verderben stürzen. Die Liebe zum Geld ist die Wurzel aller möglichen Übel; so sind manche Menschen aus Geldgier vom Glauben abgewichen und haben sich selbst viele Schmerzen zugefügt.

1. Timotheus 6,9-10

Die Liebe zum Geld. Hier haben wir sie wieder, die Liebe von der ich am Anfang sprach. Das Körperorgan, das wir gemeinhin mit Liebe verbinden, ist unser Herz. Daher sagt auch Jesus in Matthäus 6,19-21:

Sammelt keine Reichtümer hier auf der Erde an, wo Motten oder Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und sie stehlen können. Sammelt eure Reichtümer im Himmel, wo sie weder von Motten noch von Rost zerfressen werden und vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Reichtum ist, da ist auch dein Herz.

Beruf und Berufung

Beruf und Berufung

Arbeit hat im Leben vieler einen extrem hohen Stellenwert. Das drückt sich schon allein in der Zeit aus, die wir in die Arbeit investieren: Ein Mensch arbeitet ca. 100.000 Stunden im Laufe seines Lebens. Das ist ein Vielfaches der Zeit, die wir z.B. in die Beziehung zu unserem Partner/in investieren oder in die Erziehung unserer Kinder. Dazu definieren wir uns auch bewusst oder unbewusst über unsere Arbeit: sei es der Einfluss und die Macht über Personen und Ressourcen, das Lob von Kollegen, die Anerkennung von Vorgesetzten oder die Verwirklichung unserer eigenen Ideen. Wir würden das in den meisten Fällen nicht offen zugeben. Doch wie sehr unsere Identität und unser Selbstwert von der Arbeit abhängt merken wir schnell, wenn es bei der Arbeit nicht rund läuft: die Anerkennung vom Chef fehlt, Entfaltung ist nicht möglich, das Schmerzensgeld in Form des Lohnes erscheint zu niedrig oder wir verlieren gar unseren Arbeitsplatz!

Wir setzen unsere Fähigkeiten und Begabungen, mit denen Gott uns gesegnet hat, tagtäglich an unserem Arbeitsplatz ein, 5 bis 6 Tage die Woche. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber bei mir sind es deutlich weniger Stunden in der Woche, an denen ich meine Gaben z.B. in die Gemeinde einbringe.

Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: Wie passt das zur Aussage Jesu: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes? Du stellst Dir die Frage, ob es dann nicht sinnvoller wäre, alles hinzuschmeißen und sich einen Beruf mit einer scheinbar sinnvolleren Tätigkeit zu suchen, der mehr Werte für die Ewigkeit schafft?

Managen statt Auflösen

Doch wenn Du als Leser jetzt eine allgemeingültige Lösung für diese Fragestellung erwartest, muss ich Dich leider enttäuschen. Ganz im Gegenteil: Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass wir diese Spannung zwischen Arbeit, Familie und Gemeinde nicht lösen oder auflösen können aber wir müssen sie sehr wohl managen! Das ist ein himmelweiter Unterschied. Ich kenne viele Männer, die daran verzweifeln, dass sie das Problem nicht gelöst bekommen, die Balance zwischen Familie und Arbeit. Wenn auch Du in dieser Situation bist, möchte ich Dir zusprechen: Du kannst diese Spannung nicht lösen. Mit 24 Stunden am Tag abzüglich Zeit für Schlaf, Körperpflege und Essensaufnahme wirst Du es in den wenigsten Fällen schaffen, bei der Arbeit 120% zu geben und gleichzeitig voll für Deine Partnerin und Deine Kinder da sein.

Wie der Prediger in der Bibel uns lehrt, hat alles seine Zeit. Es gibt Zeiten, wo die Arbeit uns mehr fordert und die Familie temporär zurückstecken muss. Jetzt kommt das Managen ins Spiel: Wie kannst Du Deiner Frau und Deinen Kindern vielleicht anders etwas Gutes tun? Zum Beispiel einen schönen Ausflug als Ausgleich? Vor allem achte darauf, dass so ein Zustand nur eine Ausnahme bleibt, und kein Dauerzustand werden darf! Das meint auch das Managen: Es müssen auch wieder Zeiten kommen, wo Du Deine Arbeit in normalen Zeitfenstern erledigst und Du wieder für Deine Familie und Deine Gemeinde da bist.

Ich habe dieses Jahr z.B. angefangen, mir bewusst Zeiten für Gott, Zeiten für die Familie und Zeiten für mich in den Kalender zu schreiben. Und ich versuche konkret, die Tage meiner Arbeitswoche zu strukturieren: die Arbeit für Firma 1 an primär 2 festen Tagen in der Woche. Die Arbeit für Firme 2 an einem dritten festen Tag. Dann bleiben 2 Tage pro Woche Freiraum für Arbeit im Reich Gottes.

Auf der Suche

Häufig höre ich von Menschen, dass sie keine Berufung von Gott bekommen hätten. Sie warten teilweise schon Jahrzehnte auf ein klares Berufungswort von Gott, dass er sie in eine bestimmte Aufgabe beruft. Und während sie warten, blicken sie neidisch auf andere Menschen, die ihre Berufung kennen und ausleben und fangen an, an sich zu zweifeln: „Was mache ich falsch!? Warum hat der oder die einen einzigartigen Auftrag von Gott, und ich weiß mit meinem Leben nichts anzufangen?“

Ich denke, Berufung ist kein Privileg von einigen wenigen Super-Christen: Jeder, der an Jesus glaubt, ist automatisch berufen! Ich will das mal versuchen ein meinem eigenen Beispiel zu erklären: Meine ganz persönliche Berufung sehe ich darin, Menschen im deutschsprachigen Raum die göttlichen Finanzprinzipien der Bibel nahezubringen. Sei es in diesem Podcast, in Blogbeiträgen, in Seminaren oder Coachings. Dadurch werden Menschen in Ihrer Beziehung zu Gott gestärkt und in eine neue Freiheit geführt! Gleichzeitig wird aber auch das Reich Gottes gestärkt, wenn Finanzen zu Gottes Ehre freigesetzt werden!

Um diese Berufung zu formulieren, habe ich keine allgemeingültige biblische Formel gefunden, die sich in eine konkrete Berufung umzuwandeln lässt. Der Missionsbefehl gilt zwar uns allen, aber das ist ein Auftrag, und keine Berufung. Letztendlich sollte jeder versuchen den Platz zu finden, an dem er oder sie am sinnvollsten in Gottes Plan für die Welt mitwirken kann. Mir persönlich haben dabei zwei strategische Fragen geholfen:

1. Tue ich die richtigen Dinge ?

  • Ist das, was ich aktuell tue, wirklich meine Berufung? In Eph. 2,10 lesen wir: „Denn wir sind Gottes Werk. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.“
  • Du und ich, wir sind also Gottes Werk. Meisterhaft. Einzigartig. In der ganzen Menschheitsgeschichte gab es keinen Menschen wie Dich. Und bis unser Herr Jesus Christus wiederkommt, wird es auch keinen zweiten Menschen mehr geben, der so ist wie Du!
  • Daher bin ich der Überzeugung, dass Gott Dich nicht willkürlich oder ohne Grund so geschaffen hat, wie Du bist: Er hat Dich für eine ganz bestimmte Aufgabe mit Deinen Begabungen, Fähigkeiten und Eigenschaften erdacht.
  • Wenn Du nicht sicher bist, ob Du in Deinem Leben an der richtigen Stelle bist, frage Gott! Und stell Dir selber ein paar Fragen, die Dir beim Finden Deiner Berufung helfen können:
    • Überlege, was Deine Begabungen und Fähigkeiten sind!
    • In welchen Bereichen bist Du besser als andere? Was kannst Du besonders gut?
    • Was tust Du gerne in Deiner Freizeit?
    • Bei welchen Themen schlägt Dein Herz höher? Was ist Deine Leidenschaft?
    • Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: In welchen Bereichen würdest Du die Welt ein Stück besser machen wollen?
    • Bei welchen Tätigkeiten, an welchen Orten oder im Umgang mit welchen Menschen spürst Du eine tiefe innere Freude und Zufriedenheit? Wo blühst Du auf?

Deine Antworten auf diese Fragen werden nicht zufällig so sein, wie Du sie formulierst! Du bist kein Produkt des Zufalls, sondern von Gott so geschaffen wie Du bist: Wenn Du die genannten Fragen beantwortest, dann bin ich sicher, wirst Du Deiner Berufung einen großen Schritt näher sein: dem Platz, an dem Gott Dich haben möchte, am Ziel und Sinn für Dein Leben!

2. Tue ich die Dinge richtig ?

  • Wir sind der Wohnsitz und die Adresse des himmlischen Vaters auf der Erde. Genau hier sollen wir die Begabungen und Fähigkeiten, mit denen Gott uns ausgerüstet hat, so einsetzen, dass Gottes Gnade und Wahrheit die Welt durchdringen. Den genauen Platz hierfür, das „WO“, zeigt uns unsere Berufung. Aber manchmal ist das „WIE“ unklar.
  • Bei der Frage, ob ich die Dinge richtig tue, geht es in der Welt um Effizienz. Im Reich Gottes würde eher von guter Haushalterschaft sprechen: Wie kannst Du Deine Begabungen, Deine Zeit und Dein Geld am sinnvollsten einsetzen, um Deine Berufung auszuleben?
  • Vielleicht kennst Du auch Deine Berufung ganz genau, und trotzdem fühlt es sich nicht mehr nach Feuer und Kraft an, sondern laugt Dich aus und nimmt Dir jede Freude? Dann kann es auch in der Berufung an der Zeit sein, innezuhalten und sich die vorherigen Fragen zu stellen. Wie kannst Du Dinge ggf. ganz neu anpacken, anders organisieren oder aus einem anderen Blickwinkel betrachten?
  • Sprich mit Gott und sei offen, Dich ganz neu von ihm inspirieren zu lassen. Trau Dich, neue Wege mit Gott auszuprobieren.
  • Vergiss nicht: Gott hat Dich für Deine Berufung geschaffen! Du wirst nirgendwo eine tiefere Erfüllung und beständigere Freude beim Arbeiten verspüren, wie wenn Du weißt, dass Du genau das tust, wofür Gott Dich vor Anbeginn der Zeit erdacht hat!
  • Das heißt nicht, dass es in der Berufung nicht auch Rückschläge und Enttäuschungen geben kann. Aber Du kannst anders mit Rückschlägen und Enttäuschungen umgehen, wenn Du Dich von Gott für Deine Tätigkeit bestimmt weißt!

Gottes Herrschaftsgebiet

Ich durfte feststellen, dass nicht jeder dazu berufen ist, als Missionar ca. nach Afghanistan oder China zu gehen! Ich selbst hatte als Kind und Jugendlicher furchtbare Angst, Gott könnte mich als Missionar nach China schicken. Nach einer Predigt, die mein Herz ganz tief berührte, habe ich dann meinen inneren Widerstand aufgegeben und gebetet: „Gott, hier bin ich. Wenn Du es willst, dann sende mich, wenn es sein muss auch nach China! Gebrauche mich und tue mit mir, was Du willst!“ Ich hatte dieses Gebet in meinem Herzen kaum zu Ende gesprochen, da erfüllte mich eine derartige Liebe und Frieden, das war grandios! Bis heute hat Gott mich nicht nach China gesendet. Doch seit jenem Tag habe ich Frieden darüber, weil ich weiß: Gott ist gut, und er hat einen guten Plan für mein Leben! Auch wenn es in China wäre.

Genauso wie nicht jeder zum Missionar berufen ist, ist auch nicht jeder zum vollzeitlichen Dienst im Reich Gottes bestimmt. Wenn wir alles in unserem Leben für Jesus tun und Jesus der Herr über alle Bereiche meines Lebens sein darf, dann umfasst sein Herrschaftsgebiet auch meinen Arbeitsplatz. Dann wird auch mein Schreibtisch oder meine Werkbank zu einem heiligen Ort, der Jesus gewidmet ist.

Wenn Dein Herz an jedem Euro hängt, wird Dein Herz ganz schön schwer werden! Wenn Du aber in Deiner Berufung lebst und arbeitest, dann bist Du in keinem Hamsterrad, sondern an einem heiligen Ort Gottes, bereit sein Reich zu bauen: egal in welchem Beruf, egal an welchem Ort, egal in welchem Umfeld. Aber setze alles daran, diesen Platz zu finden, den Gott für Dich vorgesehen hat, um in Deiner Berufung zu leben! Und bleibe offen im Hören auf Gott: Gott ist dynamisch, und manchmal ändert sich der Platz, an den Gott uns stellen möchte: wie z.B. bei Mose oder David.

Gottes Versorgung

Meine Berufung ist es, Menschen die göttlichen Finanzprinzipien der Bibel zu vermitteln. Natürlich lässt sich diese Berufung wunderbar mit meinem Beruf als „Finanzberater für nachhaltiges Investment“ kombinieren. Doch gleichzeitig hat Gott mir einen zusätzlichen Versorgungskanal über eine andere Firma zur Verfügung gestellt, der meine Familie und meine Angestellten gut versorgt. Diese Versorgung Gottes gibt mir den Freiraum, auch außerhalb meiner Beratertätigkeit 2 Tage die Woche an der Berufung zu arbeiten. Daher erfüllt nicht jede meiner Tätigkeiten direkt meine Berufung, aber doch dienen sie alle dem großen Auftrag, der über meinem Leben steht.

Nur, weil Dein Beruf nicht Deiner Berufung entspricht, musst Du aus meiner Sicht also nicht gleich den Arbeitsplatz wechseln! Wenn Deine Berufung auf einer Tätigkeit z.B. in der Familie, der Gemeinde oder in einem anderen Ehrenamt liegt, dann kann auch Dein Beruf Dir als Versorgungskanal von Gott finanziell den Rücken freihalten, um Deine Berufung in der Freizeit zu leben. Gleichzeitig kannst Du an Deinem Arbeitsplatz als Botschafter Gottes wirken!

Wenn Du aber Deine Berufung mit Gott geklärt hast und feststellst, Deine Tätigkeiten bei der Arbeit oder auch in der Gemeinde haben rein gar nichts mit Deiner Berufung zu tun, dann sollte es tatsächlich auch eine Option für Dich sein, Dich von Jobs oder Tätigkeiten zu trennen. Ich selbst habe mich z.B. von Geschäftsbereichen getrennt, weil sie nicht meiner Berufung dienten und mir nur wertvolle Ressourcen nahmen.

Checkpoints

Arbeit hat einen großen Stellenwert in unserem Leben.

Wir können die Spannung zwischen Arbeit und Familie nicht auflösen, sondern müssen sie managen.

Zwei Fragen, um den richtigen Platz im Leben zu finden: Tue ich die richtigen Dinge? Tue ich die Dinge richtig?

Es geht darum, Deine eigene Berufung zu finden und in ihr unterwegs zu sein.

Wir und das Gleichnis vom untreuen Verwalter

Was sagt die Bibel über Versicherungen?

Man hört doch immer wieder das Versicherungen nichts bezahlen und bezahlen wollen, dass Versicherungsunternehmen nur verkaufen wollen und überhaupt nicht den Nutzen im Blick haben. Da kommt es einem manchmal so vor, als seien Versicherungen eine Erfindung der modernen Finanzdienstleistungsbranche, um den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn man beispielsweise liest, wofür oder wogegen man sich alles versichern kann:

  • Hochzeitsrücktrittskosten-Versicherung
  • Golf-Unfall-Versicherung
  • Mehrlingsgeburtenversicherung
  • Alien-Entführungsversicherung

Lösungskarten

Dürfen wir als Christen Versicherungen abschließen? Immerhin ist Gott doch unser Versorger, der uns auch schützen möchte! So lesen wir es u.a. in Psalm 18,3:

HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!

Wenn wir eine Versicherung abschließen: Untergraben wir damit nicht Gottes Autorität als unser Schutz und unser Versorger? Ich denke, der Versicherungsgedanke ist gar nicht so neu, wie es vielleicht scheint. In biblischen Zeiten gab es auch eine Versicherung, durch einen Generationenvertrag. Es war völlig normal, dass Kinder für ihre Eltern und Enkel für ihre Großeltern sorgten. Diese Verantwortung füreinander findet sich sogar in den 10 Geboten wieder, im 4. Gebot (2. Mose 29,12):

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!

Dazu gehörte die Versorgung der eigenen Eltern. Das ist auch einer der Gründe, warum Kinderlosigkeit in jenen Zeiten als Fluch von Gott galt: Ohne eigene Kinder hattest Du keine Altersvorsorge. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist dieses 4. Gebot auch das einzige, mit einer großartigen Verheißung an alle, die es erfüllen: “Dann wirst du lange leben in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.”

Wenn wir Risiken über eine Versicherung abdecken, ist das also erstmal gar nicht viel anders, als Menschen in biblischen Zeiten ein Risiko abdeckten. In unserer heutigen Gesellschaft sind Großfamilien aber nicht mehr die Standardform des Zusammenlebens, sodass das Risiko auf eine andere, zeitgemäße Weise abgedeckt wird.

Wenn Menschen zu mir ins Finanz-Coaching kommen und wir über finanzielle Risiken sprechen, dann nutze ich meine „Lösungskarten“, bei denen Versicherungen nur eine Möglichkeit sind. Nehmen wir z.B. folgenden Fall an: du bist durch eine Krankheit länger als 6 Wochen arbeitsunfähig. Sofern mit dem Arbeitgeber nichts anderes vereinbart ist, endet dann die Lohnfortzahlung und die gesetzliche Krankenversicherung zahlt ein Krankengeld, etwa in Höhe von 90% des Nettolohns. Folgende „Lösungskarten“ sind dann möglich:

Rücklagen bilden

Ich kann ausrechnen, um welchen Betrag mein Einkommen monatlich sinken wird. Das Krankengeld wird für max. 78 Wochen bzw. 18 Monate gezahlt, also kann ich relativ genau ausrechnen, wie hoch mein Einkommensminus in dieser Zeit ist, und was ich zurücklegen müsste (nämlich 1,8 Monats-Nettogehälter).

Versicherung abschließen

In diesem Fall eine Krankentagegeldversicherung, die ab der 7. Krankheitswoche für die 18 Monate meine Einkommensdifferenz ausgleicht.

Persönliches Netzwerk

Können Freunde, meine Familie oder meine Gemeinde meine Situation auffangen, sodass ich weder Rücklagen noch Versicherung brauche?

Ich lebe mit dem Risiko

Vielleicht kann ich mir die Absicherung nicht leisten (weder die Rücklage noch die Versicherung) und habe auch kein entsprechendes Netzwerk. Es kann aber auch sein, dass die finanzielle Auswirkung oder die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos so gering ist, dass ich einfach mit dem Risiko lebe.

Lebensstil

Wenn ich mir eine Absicherung nicht leisten kann oder leisten möchte, kann ich z.B. meine Ernährung, meinen Stress-Level oder mein Freizeitverhalten anpassen, und dadurch das Risiko für Eintritt eines Unglücks deutlich senken.

Gebet

Ich glaube, dass es unglaublich wichtig und sinnvoll ist bevor man sich – und bei Versicherungen ist dies eigentlich stets der Grund für die Absicherung – aus Angst für eine Absicherung entscheidet, darüber zu beten. Und ich glaube, dass Gott einem einen Frieden für ein “ja” oder “nein” schenken kann. Das heißt dann zwar nicht, dass der Fall nie eintritt, aber so hast du auch Gott als deinen Versorger mit in deinen Entscheidungsprozess eingebunden und das ist aus meiner Sicht elementar. Denn aus meiner Bibel kann ich zumindest nicht herauslesen, dass grundsätzlich jede Form der Absicherung unsinnig wäre, ganz im Gegenteil.

In den Sprüchen in Kapitel 6 werden z.B. die Ameisen dafür gelobt, dass sie in guten Sommertagen einen Vorrat für den Winter anlegen:

Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise: Obwohl sie keinen Anführer hat, weder Vorsteher noch Herrscher, bereitet sie dennoch im Sommer ihr Brot und sammelt in der Erntezeit ihre Speise.

Oder denken wir an Joseph, als er die Träume des Pharaos deutete: Als er die sieben fetten und sieben dürren Jahre vorhersagte, wie war seine Reaktion: “Pharao, es kommen sieben fette Jahre! Gib das Geld mit vollen Händen aus, denn unser Gott wird Dich und Dein Volk auch in den dürren Jahren danach versorgen!„ Nein, so war es nicht! Joseph ordnete vielmehr an, in den sieben fetten Jahren 20% des Einkommens zurückzulegen für die dürren Jahre. Vorsorge ist also auf jeden Fall ein biblisches Prinzip. Und ja, es kann auch über eine Versicherung erfolgen.

Wichtig ist, dass wir Vorsorge und Versorgung nicht gleichsetzen! Wir sind als treue Verwalter dazu aufgefordert, weise mit den uns anvertrauten Finanzen umzugehen. Dazu gehört es auch, sich Gedanken zur Vorsorge zu machen. Aber bei aller Vorsorge, die natürlich in Abstimmung mit Gott erfolgen sollte: Wer ist und bleibt unser Versorger? Es wird nicht die Lebensversicherung und auch nicht das Fonds-Depot zu unserem Versorger – auch wenn Mammon uns das gerne einredet und uns Sicherheit vorgaukelt. Unser Versorger bleibt immer der lebendige Gott der Bibel. Vielmehr muss man diese Investitionen wie bspw. das Investmentdepot oder auch eine Versicherung als einen Versorgungsweg Gottes sehen und nicht als Versorgung selbst.

Versichertengemeinschaft und Gemeinde

Ich möchte das Bild von der Großfamilie aus biblischen Zeiten nochmal aufgreifen. Diese Familie war letztendlich ja auch so etwas wie eine Versichertengemeinschaft. Jeder verzichtete auf einen Teil seines Einkommens, um die Familie zu versorgen. Die Jungen taten es in dem Vertrauen, dass sie, wenn sie selbst einmal alt sind, auch Leistungen aus dieser “Versichertengemeinschaft” erhalten werden. So sehe ich Versicherungen bis heute: Es geht nicht um böse Versicherungskonzerne, die nur unser Geld haben wollen (dass es schwarze Schafe gibt, steht auf einem anderen Blatt). Versicherungen sind bis heute Versichertengemeinschaften, in denen Risken wie damals in der Großfamilie geteilt werden.

Und schaut man sich die KFZ-Versicherung an, dann hat diese über alle Versichererer hinweg im Gesamtverband der deutschen Versicherer eine Schadenquote von 86 % (2018). Bedeutet, dass letztlich um es möglichst einfach zu erklären nahezu alle Beiträge im gleichen Jahr wieder für Schäden aufgewendet wurden. In anderen Sparten wie bspw. der Wohngebäudeversicherung liegt diese bei 78,6 %. Bezieht man die Kosten für die gesamte Administration eines Versicherers hinzu, so sind es im Bereich der KFZ-Versicherung sogar 96,1 % (2018) und bei der Wohngebäudeversicherung sogar 104,2 % (2018)

Diese “Versichertengemeinschaft” erinnert auch an die Urgemeinde in Jerusalem. In der Apostelgeschichte können wir nachlesen, wie alle ihren Besitz mit den anderen Mitgliedern der Gemeinde teilten, sodass alle versorgt waren. Das war ein totaler Gegenentwurf zur antiken Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung (Apostegeschichte 2,42-47):

Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet… Alle, die an Jesus glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie besaßen. Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die in Not waren.

So taten die ersten Christen z.B. genau das, was Jesus von dem reichen Jüngling eingefordert hatte (Matthäus 19,21): Sie verkauften, was sie hatten, und halfen damit denen, die in Not waren. Damit begann die Gemeinde die grundlegende soziale Einheit der Antike zu ersetzen: die Großfamilie, über die wir eben schon viel gesprochen haben. Gab es Krankheiten oder Unfälle, kam die Gemeinde für die Behandlung und die Versorgung auf. Die Gemeinde jener Zeit war den Mitgliedern also nicht nur geistlich spirituelle Heimat, sondern auch Kranken- und Rentenversicherung. Mehr noch: Alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche des Lebens füllte die Gemeinde nicht nur mit Inhalt, sondern entwickelte völlig neue, radikale Ansätze. Der hierarchischen Unterordnung jener Zeit setzte die Gemeinde eine neue Idee entgegen: die Idee dienender Liebe.

Heute, über 2.000 Jahr später, hat für uns in Deutschland der Sozialstaat viele dieser Aufgaben übernommen. Daneben sind teilweise private Versicherungen an die Stelle der Aufgaben getreten, die die erste Gemeinde für die Gläubigen übernommen hatte. Ich persönlich finde es einerseits schade, dass die Gemeinde damit einen großen Teil ihrer Attraktivität für Außenstehende verloren hat. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch positiv, dass eine staatliche Grundabsicherung bei uns heute jedem zu Teil wird.

Angst als schlechter Ratgeber

Wir sollten nicht aus Angst heraus entscheiden. Viele Werbungen von Versicherungen sprechen unsere Ängste und Sorgen an. Die Werbung verspricht uns dann, dass wir bei dieser einen Versicherung Sicherheit, Schutz, Versorgung oder Geborgenheit finden. Doch Gott sagt in der Bibel immer wieder: Hab keine Angst! Angst ist ein schlechter Ratgeber. Eine Entscheidung für eine Versicherung sollte daher nicht aus Angst und Sorgen motiviert sein. Wir dürfen kühl rechnen, als würden wir die Kosten für einen Turmbau überschlagen. Und wir dürfen kühn mit Gottes Hilfe auch bei solchen Fragen und Entscheidungen rechnen.

Wie wäre denn einmal die Überlegung, eine Versicherung abzuschließen, um der Versichertengemeinschaft beizutreten? Um mit dem eigenen Beitrag nicht nur auf Leistungen der Versicherung an mich selbst zu spekulieren, sondern auch um den Überschuss der Versichertengemeinschaft zu steigern und damit für andere einzuzahlen, auch oder gerade dann, wenn mir nichts passiert? Meistens höre ich von Kunden eher die Stimmen: „Nun bin ich bis zur Rente nicht berufsunfähig geworden oder bin nicht gestorben. Da hatte in nun eine Versicherung, und hab die ganzen Beiträge vergeblich eingezahlt.“ Sei Deinem Gott dankbar, dass Du nicht berufsunfähig geworden bist, oder Deine Frau nicht die Leistung der Lebensversicherung bekommen hat. Und vor allem: Du hast nicht vergeblich eingezahlt, sondern durch Deinen Beitrag konnten BU-Renten an Menschen ausgezahlt werden, die weniger bewahrt worden sind als Du! Da sind wir gedanklich wieder ganz nah bei der Urgemeinde in Jerusalem.

Balance

Gleichzeitig steht der Grundgedanke sich in Form von einer Versicherung abzusichern stets auch im Interessenskonflikt dieses Geld anzusparen und somit Vermögen aufzubauen oder es auch zu Spenden oder für den eigenen Lebensunterhalt auszugeben. Diesen Interessenskonflikt kann man sicherlich auch nicht grundlegend auflösen. Aber man kann dennoch ein sinnvolles Verhältnis von Absicherung, Vermögen, Lebensunterhalt & Geben finden. Und dabei wünschen wir euch von Herzen ganz viel Weisheit!

10 Tipps für einen biblischen Weg aus den Schulden

10 Tipps für einen biblischen Weg aus den Schulden

Die Bibel warnt uns mehrfach ausdrücklich vor Schulden. Diese bringen uns in eine Abhängigkeit, die Bibel spricht sogar von Knechtschaft. Jesus hat einen hohen Preis am Kreuz bezahlt, um uns aus aller Knechtschaft zu befreien. Wir sollen diese Freiheit nicht leichtfertig wieder aufgeben, schon gar nicht für einen vermeintlich unaufschiebbaren Wunsch, den wir uns mit einem Kredit erkaufen.

Wenn Du das liest, und keine Schulden hast, herzlichen Glückwunsch! Dann bleibe standhaft. Das ist für uns heute vielleicht eine der größten Herausforderungen, wenn wir über das biblische Finanzsystem reden. Überall müssen wir uns mit Werbung zu Krediten auseinandersetzen: Etliche Mails, die mir günstige Darlehen anpreisen, in der TV-Werbung Kredite mit Negativzinsen und auch traditionelle Banken wie Volksbanken oder Sparkassen springen auf diesen Zug auf und fordern uns auf, uns unsere Wünsche sofort zu erfüllen. Vertraue aber weiterhin einzig Gott für Deine Versorgung! Begib Dich nicht leichtfertig in die Knechtschaft Mammons, dessen Joch nicht sanft oder leicht ist! Bleib standhaft, wie Paulus es schreibt:

So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!

Galater 5,1

Wenn Du Schulden hast, und Deine Finanzen womöglich sogar ins totale Chaos gestürzt sind, dann habe ich eine gute Nachricht für Dich: Gott hat einen anderen, guten Plan für Dein Leben:

Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe, spricht der Herr. Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.

Jeremia 29,11

Gott möchte nicht, dass Schulden oder der Pleitegeier über Deinem Leben kreist, sondern die Taube des Heiligen Geistes! Wie der verlorene Sohn dürfen wir auch in finanziellen Dingen jeder Zeit mit leeren Händen zum liebenden Vater im Himmel zurückkehren! Daher haben wir im Folgenden 10 biblische Schritte, wie Du Deinen Weg aus den Schulden finden kannst. Dabei ist unerheblich, ob Du deinen Dispo nutzt, kurz vor einer Privatinsolvenz stehst oder bereits mitten drin bist. Und selbst, wenn Du bisher keine Schulden hast, können diese 10 Schritte Dir helfen, erst gar nicht in so eine Notlage zu kommen.

1. Bete

Wenn es um Finanzen oder auch um andere Dinge im Leben geht, ist es immer gut, mit einem Gebet zu starten und Dinge nicht allein auf eigene Faust anzugehen. In 1. Thessalonicher 5,17 heißt es:

Betet ohne Unterlass!

Und wie sollen wir beten? Einen Hinweis dazu finden wir in 1. Korinther 14,15:

Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.

Wir müssen unseren Verstand beim Beten nicht ausschalten. Wir dürfen mit Gott gemeinsam Pläne entwickeln, wie wir Wege aus den Schulden finden.

2. Offenbare Dich anderen Menschen

In 2. Könige 4 finden wir die spannende Story einer verschuldeten Frau: Ihr Mann war gestorben, und weil sie die Schulden nicht bezahlen konnte, drohte der Mann, dem die Familie Geld schuldete damit, der Frau ihre beiden Söhne als Sklaven wegzunehmen. Eine scheinbar ausweglose Situation, die durch die Schulden entstanden ist. Doch was macht die Frau? Sie behält ihre Ängste nicht für sich, sondern sie wendet sich in ihrer Not an den Propheten Elisa. Dieser Elisa sagte nun zu der Mutter der zwei Söhne:

Geh und leih dir von deinen Nachbarinnen leere Krüge aus, aber nicht zu wenige! Dann geh mit deinen Söhnen ins Haus und verriegle die Tür! Als Nächstes gießt du dein Öl in die Gefäße. Sobald eins voll ist, stell es zur Seite!« Die Witwe tat, was Elisa ihr aufgetragen hatte. Sie verriegelte die Haustür hinter sich und ihren Söhnen. Die beiden Jungen reichten ihr die Krüge, und sie goss das Öl hinein. Bald waren alle Gefäße voll, und als die Mutter rief: »Gebt mir noch einen Krug!«, antwortete einer ihrer Söhne: »Wir haben keine leeren Krüge mehr!« Von da an vermehrte sich das Öl nicht mehr. Die Frau eilte zum Propheten Elisa und erzählte ihm, was geschehen war. Da forderte Elisa sie auf: »Geh nun und verkauf das Öl! Von dem Erlös kannst du deine Schulden bezahlen, und es wird noch genug übrig bleiben, damit du und deine Söhne davon leben können.«

Hätte die Frau ihre Angst für sich behalten, wäre dieses Wunder der Versorgung nicht geschehen. Daher bleib nicht allein in Deiner Situation! Es müssen auch nicht zwingend Finanzprofis oder Banker sein, die wir nach Rat und Begleitung fragen. Wir dürfen es bis heute erleben, dass Gott auf wundersame Weise aus Schulden befreit!

3. Erstelle ein Budget

Wenn wir uns mit Gott und Begleitern umgeben haben, gilt es, sich einen Überblick über die eigenen monatlichen Ausgaben zu erstellen. Für Jesus selbst ist ein solches Vorgehen etwas völlig Normales. Er sagt z.B. in Lukas 14,28:

Angenommen, jemand von euch möchte ein Haus bauen. Setzt er sich da nicht zuerst hin und überschlägt die Kosten? Er muss doch wissen, ob seine Mittel reichen, um das Vorhaben auszuführen.

Das Budget hilft Dir, Deine zukünftigen Ausgaben besser zu planen:

  • Wie sind Deine Kaufgewohnheiten?
  • Wo kannst Du ggf. einsparen?

4. Erstelle eine Liste der geschuldeten Beträge

Gerade wenn Schulden durch Zinsen, Zinseszinsen und Mahngebühren immer schneller steigen, verlieren Betroffene häufig den Überblick. Sie wissen gar nicht mehr, wie hoch die Summe der Schulden jetzt eigentlich ist. Neue Briefe der Banken werden gar nicht mehr geöffnet und landen bestenfalls in irgendeiner Ecke des Hauses oder einer Schublade, häufig aber auch direkt im Müll. Das ist eine ganz natürlich menschliche Reaktion. Wir versuchen auszublenden und zu verdrängen, was uns bedroht. Doch diese Passivität ist gefährlich, denn durch Zinseszinsen und Mahngebühren wächst der Schuldenberg immer schneller.

Daher lautet der vierte Schritt: Erstelle eine Liste der Schulden: Wem schuldest Du wieviel Geld? Sieh der traurigen Situation ins Auge und verschaffe Dir einen Überblick! Das ist nicht leicht, denn es erfordert, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und dem unsichtbaren Feind Mammon entgegenzutreten. Das erfordert unheimlich viel Mut! Denn häufig belasten uns nicht nur die Schulden, sondern auch Schamgefühle und Schuldgefühle, die niemand gerne zugibt. Und doch ist es wichtig, dem Feind wirklich entgegenzutreten: Facing the Giant! Nur dann kannst Du ihn besiegen! Ich denke an David, der auch dem übermächtigen Gegner Goliath mutig entgegentrat. Er sagte zu König Saul in 1. Samuel 17:

Mein König, von diesem Kerl müssen wir uns doch nicht einschüchtern lassen! Ich will den Kampf mit ihm aufnehmen

„Das ist unmöglich!“: antwortete der König! Und vielleicht denkst Du auch: Es ist unmöglich gegen meine Schulden anzukämpfen! Doch David ließ sich nicht entmutigen, sondern stellte sein Vertrauen über seine Angst!

5. Erstelle eine Liste mit Deinem Vermögen

Nachdem wir unsere Liste mit den Schulden erstellt haben, macht es auch Sinn, sich über die vorhandenen eigenen Vermögenswerte Gedanken zu machen. Bei kleineren Schulden macht es häufig Sinn, z.B. vorhandenes Sparguthaben zu nutzen, um einen Kredit abzulösen. Die Kreditzinsen sind meistens um ein Vielfaches höher als die Guthabenzinsen! Aber auch bei großen Schulden kann es sinnvoll sein zu überlegen, von welchen Vermögenswerten man sich trennen kann, um den Schuldenberg zu verkleinern.

6. Mache mit jedem Deiner Gläubiger einen Rückzahlungsplan

Nun kommen wir zum eigentlichen Kern: die Rückzahlung der Schulden! Wenn wir in Schulden hineingetappt sind, und dem Gläubiger eine Rückzahlung vertraglich zugesichert hatten, dann sagt die Bibel, dass wir sie auch zurückzahlen sollen:

Gebt jedem das, was ihr ihm schuldet: Zahlt dem, der Steuern einzieht, die Steuern, zahlt dem Zollbeamten den Zoll, erweist dem Respekt, dem Respekt zusteht, und erweist dem Ehre, dem Ehre zusteht. Bleibt niemand etwas schuldig! Was ihr einander jedoch immer schuldet, ist Liebe!

Römer 13,7-8

Eine deutsche Privatinsolvenz mit Erlass der Schulden nach 7 Jahren ist nicht ganz biblisch. Es stimmt, im Israel des AT gab es besondere Schuldengesetze, die in gewissen Intervallen einen Schuldenschnitt vorsahen. Damals wussten aber auch beide Vertragsparteien um diese Komponente im Kreditvertrag. Das ist in der heutigen Zeit anders: Wenn wir einen Kredit aufnehmen, gibt es keine Klausel, dass die Schuld verfällt, wenn sie nicht bis zu einem gewissen Datum zurückbezahlt ist. Ein heutiger Kredit hat also eine ganz andere rechtliche Basis. Elisa sagte in der beschriebenen Story auch nicht: Lass gut sein. Du brauchst die Schulden nicht zurückzahlen, der Gläubiger hat sowieso genug! Nein, er fand einen Weg, die geschuldete Summe auch tatsächlich zurückzuzahlen. Und so drückt es auch der Vers von eben aus dem Römerbrief aus: Bleibt niemandem etwas schuldig!

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass Menschen in einer Insolvenz schlechte Menschen sind. Es gibt auch Situationen, in denen eine Privatinsolvenz der einzige gangbare Weg ist, weil die Situation sich nicht anders lösen lässt. Wenn z.B. Einkommen, Schuldenhöhe oder auch der gesundheitliche Rahmen keine andere Lösung zulassen: Nur sollte dieser Schritt auf jeden Fall gut durchdacht und durchbetet sein und nicht vorschnell gegangen werden.

Ich würde ich empfehlen, das Gespräch mit den Gläubigern zu suchen, egal ob es Privatpersonen, Banken, oder andere Institutionen oder Unternehmen sind. Gerne auch wieder in Begleitung einer Vertrauensperson, die wir uns im 2. Schritt gesucht hatten. Wenn wir hier ehrlich über unsere Situation sprechen und Gott mit ins Boot holen, können die verrücktesten Dinge passieren. Manchmal verzichten Gläubiger auf einen Teil der Schuld oder erlassen sie ganz. Zumindest sollte es aber das Ziel eines solchen Gespräches sein, einen realistischen Rückzahlungsplan auszuhandeln. Vielleicht lässt sich auch der Zins in einem solchen Gespräch senken. Der Gläubiger weiß auch: Wenn ich doch den Weg in die Privatinsolvenz gehe, wird er vermutlich noch viel weniger von seinem Geld zurückbekommen, oder im schlimmsten Fall gar nichts!

Wenn verschiedene Kredite und Schulden da sind, sollte zuerst die Schuld mit dem höchsten Zinssatz zurückbezahlt werden, da hier die Kosten am höchsten sind! Sollten Kredite vergleichbare Zinsen haben, macht es Sinn, zuerst die kleinen Schulden zurückzuzahlen. Es ermutigt ungemein, wenn Du einen Kredit geschafft hast! Und es setzt Mittel frei, um danach die anderen Kredite zurückzuzahlen.

7. Suche Dir ein Zusatzeinkommen

Die Bibel fordert uns heraus, unsere Schulden zurückzuzahlen:

Bleibt niemandem etwas schuldig!

Römer 13,8

Die Formulierung lässt vermuten, dass eine hohe Priorität hinter der Aufforderung stand: Gebt jedem unmittelbar das, was ihm zusteht! Dem Staat die Steuern, den Angestellten ihren Lohn, den Gläubigern ihr Geld! Wenn es Deine Zeit und Deine Kraft zulassen, kann es aus unserer Sicht daher sinnvoll sein, dass Du Dir für die Zeit der Rückzahlung einen zeitlich begrenzten Zusatzverdienst suchst. Frei nach Sprüche 12,24:

Wer hart arbeitet, hat Erfolg und kommt nach oben; der Faule dagegen endet als Sklave.

Nimm dieses zusätzliche monatliche Geld nicht dafür, es in den Konsum zu stecken, sondern wirklich komplett dafür, um die Schulden zurückzuzahlen! Aber wichtig ist, dass durch dieses Zusatzeinkommen nicht die Beziehung zu unserer Familie und zu Gott leidet! Das klingt erstmal widersprüchlich: Ich soll mehr Zeit in Arbeit investieren, und gleichzeitig sollen meine Beziehungen nicht darunter leiden? Doch ja, das kann funktionieren! Denn Schulden belasten ungemein. Vor allem die Perspektivlosigkeit, scheinbar nicht aus dieser Situation herauskommen zu können. Wenn sich dann mit einem Zweitjob plötzlich eine Perspektive der Hoffnung ergibt, kann uns das mental und auch geistlich ganz neu aufblühen lassen. Und so erleben wir es tatsächlich in vielen Gesprächen, dass diese neue Hoffnung dazu führt, dass Beziehungen zu Menschen und zu Gott wieder ausgeglichener und entspannter werden – trotz des Zusatzjobs.   

8. Sei bereit, Deinen Lebensstil radikal zu ändern!

Wenn es darum geht, die Schulden zurückzuzahlen und finanzielle Mittel dafür freizusetzen, ist ein zusätzliches Einkommen ein Weg. Ein anderer Weg kann auch sein, den eigenen Lebensstil für eine gewisse Zeit radikal zu ändern.  Manchmal ist es nötig, um die Schulden in einem realistischen Zeitraum zurückzahlen zu können. Für viele Menschen in der Schuldenfalle ist das der erste logische Schritt, und manchmal auch der einzige. Andere tun sich schwer damit, Einschnitte in den eigenen, liebgewonnenen Lebensstandard zu akzeptieren. Paulus provoziert genau dazu im 1. Brief an Timotheus Kapitel 6 ab Vers 6:

Ein Leben in der Ehrfurcht vor Gott bringt tatsächlich großen Gewinn, vorausgesetzt, man kann sich – was den irdischen Besitz betrifft – mit wenigem zufrieden geben. Oder haben wir etwas mitgebracht, als wir in diese Welt kamen? Nicht das Geringste! Und wir werden auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie wieder verlassen. Wenn wir also Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen. Wer aber darauf aus ist, reich zu werden, verfängt sich in einem Netz von Versuchungen und erliegt allen möglichen unvernünftigen und schädlichen Begierden, die dem Menschen Unheil bringen und ihn ins Verderben stürzen. Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel, aus der alles nur erdenkliche Böse hervorwächst. Schon manche sind vom Glauben abgeirrt, weil sie der Gier und der Geldgier verfallen sind, und haben dadurch bitteres Leid über sich gebracht. Du aber gehörst Gott und stehst in seinem Dienst. Halte dich daher von all diesen Dingen fern! Dein Ziel soll etwas anderes sein: ´ein Leben, das erfüllt ist von` Gerechtigkeit, Ehrfurcht vor Gott, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit. 

9. Lerne mit dem zufrieden zu sein, was Du hast!

Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich mich auf irgendetwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte. Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus;

Philipper 3,8

Jesus ist unser Lebenssinn, und Paulus gibt uns eben andere Werte und Ziele vor als irdischen Reichtum oder Konsum:

Dein Ziel soll etwas anderes sein: ´ein Leben, das erfüllt ist von` Gerechtigkeit, Ehrfurcht vor Gott, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit.

1. Timotheus 6,11

Das funktioniert aus meiner Sicht dann am besten, wenn ich mit dem zufrieden bin, was ich habe. Viele Menschen leben nach dem Motto: Genug ist immer das Doppelte von dem, was ich gerade habe! Wer nie gelernt hat, seine eigenen Bedürfnisse zu definieren, wird nie wirklich genug haben. Du kannst Dich vielleicht für eine gewisse Zeit einschränken und Deine Schuld zurückzahlen. Wenn Du aber nicht für Dich weißt, wieviel Dein „Genug“ ist, wird es nicht lange dauern, und der Dispo ist wieder genutzt, schnell ausgereizt und schließlich auf andere Kredite umgeschuldet.  Wenn Du nicht gelernt hast, Dein „Genug“ zu definieren, ist es beinahe egal, wie hoch Dein Einkommen ist: Du kannst es verdoppeln oder verdreifachen, aber es wird trotzdem nicht ausreichen.  Daher ist dieser Punkt so entscheidend: Lerne Dein „Genug“ kennen, und sei dann zufrieden mit dem, was Du hast! Wenn Dir das nicht gelingt, wird der Geist des Mammon Dich immer wieder verführen können…

„…mit dem Geld, das Du nicht hast, Dinge zu kaufen, die Du nicht brauchst, um damit Menschen zu beeindrucken, die Du nicht magst.“

Danny Kaye

10. Gib niemals auf!

Dieser Schritt ist der schwierigste! Doch die Freiheit, die Du dadurch gewinnst, ist jede Mühe wert!