Der Zehnte im Neuen Bund neu gedacht:
Ein biblischer Blick auf Großzügigkeit im Neuen Bund
In diesem Artikel erfährst Du, warum der Zehnter im Neuen Bund nicht mehr unter dem Gesetz steht, was es mit dem ‚Fresser‘ aus Maleachi 3,10 auf sich hat und wie christliche Großzügigkeit heute gelebt werden kann. Entdecke, was es wirklich bedeutet, großzügig zu geben – nicht aus Pflicht, sondern aus Gnade.
Der Zehnter im Neuen Bund – ein Thema, das in christlichen Kreisen häufig kontrovers diskutiert wird. Während viele Gläubige den Zehnten als geistliches Prinzip der Versorgung sehen, stellt sich die Frage: Wie passt das Konzept des Zehnten in das Verständnis des Neuen Bundes? In diesem Artikel werfen wir einen gründlichen Blick auf biblische Bündnisse, die historische Entwicklung des Zehnten und was es heute bedeutet, freigebig zu leben – nicht aus Gesetz, sondern aus Gnade.
Biblische Bündnisse im Überblick
Ein ‚Bund‘ in der Bibel beschreibt eine von Gott initiierte Beziehung mit klaren Regeln. Gott definiert die Bedingungen, der Mensch kann sie annehmen oder ablehnen. Im Alten Testament begegnen uns mehrere solcher Bündnisse: mit Noah (1. Mose 9), Abraham (1. Mose 15), den Alten Bund mit Mose (2. Mose 19–24), David (2. Samuel 7) und schließlich der Neue Bund durch Jesus Christus. Jeder Bund hat eigene Zeichen und Versprechen. Der Alte Bund mit Israel beruhte auf dem Prinzip: Der Mensch handelt, Gott reagiert. Im Neuen Bund hingegen hat Jesus bereits alles vollbracht, der Mensch antwortet im Glauben auf dieses vollendete Werk.
Unterschiede zwischen Altem und Neuem Bund
Im Alten Bund war Gehorsam gegenüber dem Gesetz die Voraussetzung für Gottes Segen. Segen und Fluch waren klar an das Verhalten des Menschen gekoppelt (5. Mose 28). Im Neuen Bund hat Jesus Christus den Fluch des Gesetzes getragen (Galater 3,13). Segen wird uns durch Christus geschenkt – nicht verdient, sondern empfangen (Epheser 1,3). Die Beziehung zu Gott basiert nun nicht mehr auf Werken, sondern auf Gnade und Glauben.
Der Zehnte im Neuen Bund im Alten Testament
Im Alten Bund gab es nicht nur einen Zehnten, sondern drei:
1) Den Zehnten zur Versorgung der Leviten (4. Mose 18,21),
2) den Festzehnten zur Pilgerreise nach Jerusalem (5. Mose 14,22–23)
3) alle drei Jahre den Sozialzehnten für Bedürftige (5. Mose 14,28–29).
Das ergibt eine durchschnittliche jährliche Abgabe von etwa 23,3 % des Ertrags. Besonders oft wird Maleachi 3,10 zitiert: Wer die vollen Zehnten gibt, wird mit Segen überschüttet. Doch dieser Vers gehört klar zum Alten Bund: Der Mensch handelt (gibt den oder die Zehnten), und Gott reagiert (mit Segen).
Der Zehnte im Neuen Bund im Licht des Neuen Bundes
Im Neuen Bund geht es nicht mehr darum, durch das Geben des Zehnten zusätzlichenSegen zu erlangen. Jesus hat uns mit allem geistlichen Segen gesegnet (Epheser 1,3). Das Geben wird nicht zur Bedingung für Gottes Güte, sondern zur Antwort auf seine bereits gegebene Gnade. Der Zehnte kann eine hilfreiche Richtschnur sein, aber keine Pflicht. Wer gibt, gibt nicht, um Gottes Wohlwollen zu erkaufen, sondern aus Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes Versorgung (2. Korinther 9,8). Dieses Prinzip ist zentral für den biblischen Zehnten im Neuen Bund und auch für christliche Großzügigkeit.
Was ist mit dem Fluch des ‚Fressers‘ aus Maleachi 3,10?
In Maleachi 3,10 wird der sogenannte ‚Fresser‘ erwähnt – ein Bild für zerstörerische Kräfte, die den Ertrag der Felder vernichten. Im Alten Bund galt: Wer den Zehnten nicht gab, riskierte den Fluch des Fressers. Doch im Neuen Bund hat Jesus Christus uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft (Galater 3,13). Der Fresser hat keine rechtliche Grundlage mehr in unserem Leben. Segen oder Schutz vor Mangel hängen nicht mehr von unserer Erfüllung eines Gesetzes ab, sondern von der Gnade, die durch Jesus bereits vollständig gewährt wurde. Wer heute aus Angst vor dem Fresser den Zehnten gibt, lebt noch im Denken des Alten Bundes. Der Zehnter im Neuen Bund ist keine Pflichtleistung, sondern ein freiwilliger Akt der Dankbarkeit und des Vertrauens in Gottes Versorgung.
Vorbildhafte Zehnter im Neuen Bund vor dem Gesetz
Schon vor dem mosaischen Gesetz taucht der Zehnter im Neuen Bund auf: Abraham gibt Melchisedek 10 % der Kriegsbeute (1. Mose 14,20), Jakob verspricht Gott den Zehnten seines kompletten Besitzes als Reaktion auf göttliche Bewahrung (1. Mose 28). Diese Beispiele zeigen: Der Zehnte kann Ausdruck freiwilliger Dankbarkeit und Hingabe sein – nicht gesetzlich, sondern beziehungsorientiert.
Drei Prinzipien für Großzügigkeit im Neuen Bund
1. Kein Erbsenzähler sein: Es geht nicht um 9,8 oder 10,1 %. Gott schaut auf das Herz, nicht auf die exakte Prozentzahl.
2. Gott ist dein Versorger: Nicht dein Job, dein Konto oder der Staat – sondern Gott selbst ist deine Quelle. Das schafft Freiheit und Freude im Geben (Psalm 127,2; Philipper 4,19).
3. Freudig geben: Großzügigkeit verändert unser Herz. Wir geben nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe. „Geben macht glücklicher als Nehmen“ (Apostelgeschichte 20,35). Dieses Prinzip ist zentral für den biblischen Zehnten und christliche Großzügigkeit.
Fazit
Der Zehnte im Neuen Bund ist kein göttliches Zahlenspiel, sondern ein möglicher Ausdruck von Dankbarkeit und Vertrauen. Im Neuen Bund gilt: Du bist bereits gesegnet – unabhängig von deiner Spendenquote. Wenn du gibst, dann gib, weil dein Herz überfließt, nicht weil du dich verpflichtet fühlst. Lebendige Großzügigkeit ist wie der See Genezareth: empfangend, weitergebend und voller Leben.