Was sagt die Bibel über Versicherungen?

Man hört doch immer wieder das Versicherungen nichts bezahlen und bezahlen wollen, dass Versicherungsunternehmen nur verkaufen wollen und überhaupt nicht den Nutzen im Blick haben. Da kommt es einem manchmal so vor, als seien Versicherungen eine Erfindung der modernen Finanzdienstleistungsbranche, um den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn man beispielsweise liest, wofür oder wogegen man sich alles versichern kann:

  • Hochzeitsrücktrittskosten-Versicherung
  • Golf-Unfall-Versicherung
  • Mehrlingsgeburtenversicherung
  • Alien-Entführungsversicherung

Lösungskarten

Dürfen wir als Christen Versicherungen abschließen? Immerhin ist Gott doch unser Versorger, der uns auch schützen möchte! So lesen wir es u.a. in Psalm 18,3:

HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!

Wenn wir eine Versicherung abschließen: Untergraben wir damit nicht Gottes Autorität als unser Schutz und unser Versorger? Ich denke, der Versicherungsgedanke ist gar nicht so neu, wie es vielleicht scheint. In biblischen Zeiten gab es auch eine Versicherung, durch einen Generationenvertrag. Es war völlig normal, dass Kinder für ihre Eltern und Enkel für ihre Großeltern sorgten. Diese Verantwortung füreinander findet sich sogar in den 10 Geboten wieder, im 4. Gebot (2. Mose 29,12):

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!

Dazu gehörte die Versorgung der eigenen Eltern. Das ist auch einer der Gründe, warum Kinderlosigkeit in jenen Zeiten als Fluch von Gott galt: Ohne eigene Kinder hattest Du keine Altersvorsorge. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist dieses 4. Gebot auch das einzige, mit einer großartigen Verheißung an alle, die es erfüllen: “Dann wirst du lange leben in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.”

Wenn wir Risiken über eine Versicherung abdecken, ist das also erstmal gar nicht viel anders, als Menschen in biblischen Zeiten ein Risiko abdeckten. In unserer heutigen Gesellschaft sind Großfamilien aber nicht mehr die Standardform des Zusammenlebens, sodass das Risiko auf eine andere, zeitgemäße Weise abgedeckt wird.

Wenn Menschen zu mir ins Finanz-Coaching kommen und wir über finanzielle Risiken sprechen, dann nutze ich meine „Lösungskarten“, bei denen Versicherungen nur eine Möglichkeit sind. Nehmen wir z.B. folgenden Fall an: du bist durch eine Krankheit länger als 6 Wochen arbeitsunfähig. Sofern mit dem Arbeitgeber nichts anderes vereinbart ist, endet dann die Lohnfortzahlung und die gesetzliche Krankenversicherung zahlt ein Krankengeld, etwa in Höhe von 90% des Nettolohns. Folgende „Lösungskarten“ sind dann möglich:

Rücklagen bilden

Ich kann ausrechnen, um welchen Betrag mein Einkommen monatlich sinken wird. Das Krankengeld wird für max. 78 Wochen bzw. 18 Monate gezahlt, also kann ich relativ genau ausrechnen, wie hoch mein Einkommensminus in dieser Zeit ist, und was ich zurücklegen müsste (nämlich 1,8 Monats-Nettogehälter).

Versicherung abschließen

In diesem Fall eine Krankentagegeldversicherung, die ab der 7. Krankheitswoche für die 18 Monate meine Einkommensdifferenz ausgleicht.

Persönliches Netzwerk

Können Freunde, meine Familie oder meine Gemeinde meine Situation auffangen, sodass ich weder Rücklagen noch Versicherung brauche?

Ich lebe mit dem Risiko

Vielleicht kann ich mir die Absicherung nicht leisten (weder die Rücklage noch die Versicherung) und habe auch kein entsprechendes Netzwerk. Es kann aber auch sein, dass die finanzielle Auswirkung oder die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos so gering ist, dass ich einfach mit dem Risiko lebe.

Lebensstil

Wenn ich mir eine Absicherung nicht leisten kann oder leisten möchte, kann ich z.B. meine Ernährung, meinen Stress-Level oder mein Freizeitverhalten anpassen, und dadurch das Risiko für Eintritt eines Unglücks deutlich senken.

Gebet

Ich glaube, dass es unglaublich wichtig und sinnvoll ist bevor man sich – und bei Versicherungen ist dies eigentlich stets der Grund für die Absicherung – aus Angst für eine Absicherung entscheidet, darüber zu beten. Und ich glaube, dass Gott einem einen Frieden für ein “ja” oder “nein” schenken kann. Das heißt dann zwar nicht, dass der Fall nie eintritt, aber so hast du auch Gott als deinen Versorger mit in deinen Entscheidungsprozess eingebunden und das ist aus meiner Sicht elementar. Denn aus meiner Bibel kann ich zumindest nicht herauslesen, dass grundsätzlich jede Form der Absicherung unsinnig wäre, ganz im Gegenteil.

In den Sprüchen in Kapitel 6 werden z.B. die Ameisen dafür gelobt, dass sie in guten Sommertagen einen Vorrat für den Winter anlegen:

Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise: Obwohl sie keinen Anführer hat, weder Vorsteher noch Herrscher, bereitet sie dennoch im Sommer ihr Brot und sammelt in der Erntezeit ihre Speise.

Oder denken wir an Joseph, als er die Träume des Pharaos deutete: Als er die sieben fetten und sieben dürren Jahre vorhersagte, wie war seine Reaktion: “Pharao, es kommen sieben fette Jahre! Gib das Geld mit vollen Händen aus, denn unser Gott wird Dich und Dein Volk auch in den dürren Jahren danach versorgen!„ Nein, so war es nicht! Joseph ordnete vielmehr an, in den sieben fetten Jahren 20% des Einkommens zurückzulegen für die dürren Jahre. Vorsorge ist also auf jeden Fall ein biblisches Prinzip. Und ja, es kann auch über eine Versicherung erfolgen.

Wichtig ist, dass wir Vorsorge und Versorgung nicht gleichsetzen! Wir sind als treue Verwalter dazu aufgefordert, weise mit den uns anvertrauten Finanzen umzugehen. Dazu gehört es auch, sich Gedanken zur Vorsorge zu machen. Aber bei aller Vorsorge, die natürlich in Abstimmung mit Gott erfolgen sollte: Wer ist und bleibt unser Versorger? Es wird nicht die Lebensversicherung und auch nicht das Fonds-Depot zu unserem Versorger – auch wenn Mammon uns das gerne einredet und uns Sicherheit vorgaukelt. Unser Versorger bleibt immer der lebendige Gott der Bibel. Vielmehr muss man diese Investitionen wie bspw. das Investmentdepot oder auch eine Versicherung als einen Versorgungsweg Gottes sehen und nicht als Versorgung selbst.

Versichertengemeinschaft und Gemeinde

Ich möchte das Bild von der Großfamilie aus biblischen Zeiten nochmal aufgreifen. Diese Familie war letztendlich ja auch so etwas wie eine Versichertengemeinschaft. Jeder verzichtete auf einen Teil seines Einkommens, um die Familie zu versorgen. Die Jungen taten es in dem Vertrauen, dass sie, wenn sie selbst einmal alt sind, auch Leistungen aus dieser “Versichertengemeinschaft” erhalten werden. So sehe ich Versicherungen bis heute: Es geht nicht um böse Versicherungskonzerne, die nur unser Geld haben wollen (dass es schwarze Schafe gibt, steht auf einem anderen Blatt). Versicherungen sind bis heute Versichertengemeinschaften, in denen Risken wie damals in der Großfamilie geteilt werden.

Und schaut man sich die KFZ-Versicherung an, dann hat diese über alle Versichererer hinweg im Gesamtverband der deutschen Versicherer eine Schadenquote von 86 % (2018). Bedeutet, dass letztlich um es möglichst einfach zu erklären nahezu alle Beiträge im gleichen Jahr wieder für Schäden aufgewendet wurden. In anderen Sparten wie bspw. der Wohngebäudeversicherung liegt diese bei 78,6 %. Bezieht man die Kosten für die gesamte Administration eines Versicherers hinzu, so sind es im Bereich der KFZ-Versicherung sogar 96,1 % (2018) und bei der Wohngebäudeversicherung sogar 104,2 % (2018)

Diese “Versichertengemeinschaft” erinnert auch an die Urgemeinde in Jerusalem. In der Apostelgeschichte können wir nachlesen, wie alle ihren Besitz mit den anderen Mitgliedern der Gemeinde teilten, sodass alle versorgt waren. Das war ein totaler Gegenentwurf zur antiken Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung (Apostegeschichte 2,42-47):

Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet… Alle, die an Jesus glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie besaßen. Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die in Not waren.

So taten die ersten Christen z.B. genau das, was Jesus von dem reichen Jüngling eingefordert hatte (Matthäus 19,21): Sie verkauften, was sie hatten, und halfen damit denen, die in Not waren. Damit begann die Gemeinde die grundlegende soziale Einheit der Antike zu ersetzen: die Großfamilie, über die wir eben schon viel gesprochen haben. Gab es Krankheiten oder Unfälle, kam die Gemeinde für die Behandlung und die Versorgung auf. Die Gemeinde jener Zeit war den Mitgliedern also nicht nur geistlich spirituelle Heimat, sondern auch Kranken- und Rentenversicherung. Mehr noch: Alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche des Lebens füllte die Gemeinde nicht nur mit Inhalt, sondern entwickelte völlig neue, radikale Ansätze. Der hierarchischen Unterordnung jener Zeit setzte die Gemeinde eine neue Idee entgegen: die Idee dienender Liebe.

Heute, über 2.000 Jahr später, hat für uns in Deutschland der Sozialstaat viele dieser Aufgaben übernommen. Daneben sind teilweise private Versicherungen an die Stelle der Aufgaben getreten, die die erste Gemeinde für die Gläubigen übernommen hatte. Ich persönlich finde es einerseits schade, dass die Gemeinde damit einen großen Teil ihrer Attraktivität für Außenstehende verloren hat. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch positiv, dass eine staatliche Grundabsicherung bei uns heute jedem zu Teil wird.

Angst als schlechter Ratgeber

Wir sollten nicht aus Angst heraus entscheiden. Viele Werbungen von Versicherungen sprechen unsere Ängste und Sorgen an. Die Werbung verspricht uns dann, dass wir bei dieser einen Versicherung Sicherheit, Schutz, Versorgung oder Geborgenheit finden. Doch Gott sagt in der Bibel immer wieder: Hab keine Angst! Angst ist ein schlechter Ratgeber. Eine Entscheidung für eine Versicherung sollte daher nicht aus Angst und Sorgen motiviert sein. Wir dürfen kühl rechnen, als würden wir die Kosten für einen Turmbau überschlagen. Und wir dürfen kühn mit Gottes Hilfe auch bei solchen Fragen und Entscheidungen rechnen.

Wie wäre denn einmal die Überlegung, eine Versicherung abzuschließen, um der Versichertengemeinschaft beizutreten? Um mit dem eigenen Beitrag nicht nur auf Leistungen der Versicherung an mich selbst zu spekulieren, sondern auch um den Überschuss der Versichertengemeinschaft zu steigern und damit für andere einzuzahlen, auch oder gerade dann, wenn mir nichts passiert? Meistens höre ich von Kunden eher die Stimmen: „Nun bin ich bis zur Rente nicht berufsunfähig geworden oder bin nicht gestorben. Da hatte in nun eine Versicherung, und hab die ganzen Beiträge vergeblich eingezahlt.“ Sei Deinem Gott dankbar, dass Du nicht berufsunfähig geworden bist, oder Deine Frau nicht die Leistung der Lebensversicherung bekommen hat. Und vor allem: Du hast nicht vergeblich eingezahlt, sondern durch Deinen Beitrag konnten BU-Renten an Menschen ausgezahlt werden, die weniger bewahrt worden sind als Du! Da sind wir gedanklich wieder ganz nah bei der Urgemeinde in Jerusalem.

Balance

Gleichzeitig steht der Grundgedanke sich in Form von einer Versicherung abzusichern stets auch im Interessenskonflikt dieses Geld anzusparen und somit Vermögen aufzubauen oder es auch zu Spenden oder für den eigenen Lebensunterhalt auszugeben. Diesen Interessenskonflikt kann man sicherlich auch nicht grundlegend auflösen. Aber man kann dennoch ein sinnvolles Verhältnis von Absicherung, Vermögen, Lebensunterhalt & Geben finden. Und dabei wünschen wir euch von Herzen ganz viel Weisheit!