5 Schritte eines biblischen Vermögenstransfers für treue Verwalter

Wie kann der Prozess des Vererbens bzw. des Vermögenstransfer an die nächste Generation biblisch gelebt werden? Fünf Schritte zeigen, wie wir unserer Berufung als treue Verwalter auch in diesem Themenkomplex nachkommen. Hinter jedem Punkt verbergen sich Fragestellungen und Prinzipien, die uns bei der Umsetzung der Schritte helfen.

Im Folgenden geht es um ein Rezept, dass uns zeigt, wie ein Vermögenstransfer an die nächste Generation gebacken werden kann, um in dem Bild vom letzten Blog-Eintrag zu bleiben. Ein Vermögenstransfer, der das biblische Prinzip der Haushalterschaft berücksichtigt. Denn unsere Verantwortung für den Besitz, den Gott uns anvertraut hat, reicht eben nicht nur bis zu unserem Tod. Es ist vielmehr die letzte große Entscheidung unserer Verwalterschaft, wenn wir den Besitz, den Gott uns anvertraut hat, an die nächste Generation übertragen dürfen.

Wir werden uns jetzt 5 Schritte bzw. 5 Entscheidungen anschauen, die im Prozess eines Vermögenstransfers getroffen werden müssen. Diese Schritte müssen unbedingt nacheinander in der vorgegebenen Reihenfolge abgearbeitet werden.

Die 5 Schritte in der Übersicht:

  1. Entscheidung über die Empfänger des Transfers
  2. Entscheidung über die Höhe der Beträge
  3. Entscheidung über die Zeitpunkte
  4. Entscheidung über die Techniken
  5. Entscheidung über die Gespräche

1. Entscheidung über die Empfänger des Transfers

Für einen Vermögenstransfer gibt es eigentlich nur 3 potenzielle Empfänger:

  • Klassische Erben (also z.B. unsere Kinder, andere Verwandte oder Freunde)
  • Wohltätige Organisationen (z.B. Brot für die Welt oder andere)
  • Der Staat (in Form von Erbschafts- und/oder Schenkungssteuer)

Um die richtige Grundsatzentscheidung zu treffen, gibt es drei kurze Prinzipien, die bei der Entscheidungsfindung helfen können:

Schatz-Prinzip

Wir können nach unserem Tod keine irdischen Schätze mitnehmen. Aber wir können etwas vorausschicken! Die Bibel fordert uns wiederholt auf, uns Schätze im Himmel zu sammeln (z.B. Mat. 6,19-24). Wenn wir zu Lebzeiten Geld und Besitz in das Reich Gottes investieren, dann endet dieser Teil meines Portfolios im Himmel. Der Gedanken ist spannend, dass ich trotz der Realität, dass ich nichts werde mitnehmen können in den Himmel, etwas vorausschicken kann. Und wenn ich an dieses Schatzprinzip glaube, dann könnte es vielleicht auch Einfluss auf die Planung der Vermögensübertragung haben. 

Einheits-Prinzip

Ehemann und Ehefrau sollten sich über die Entscheidung zur Vermögensübertragung einig sein. Das ist in der Praxis ein häufiges Problem. Gott hat uns unsere Ehepartner nicht gegeben hat, um uns zu frustrieren, sondern um uns zu vervollständigen! Nach dem Schöpfungsbericht aus 1. Mose 2,21-24 sind Ehepartner auf Ergänzung angelegt. Es ist also gut und wichtig, sich mit dem Ehepartner auszutauschen und auch zu ringen, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Es macht als Ehepaar keinen Sinn, zu Schritt 2 überzugehen, bevor keine Einigkeit besteht.

Weisheits-Prinzip

Gib niemals Reichtum ohne Weisheit weiter! Reichtum wird niemals Weisheit erzeugen, aber Weisheit kann Reichtum erzeugen. Wenn Du jemandem Reichtum überträgst, musst Du Dich fragen: Hat er auch die Weisheit, mit dem Reichtum umzugehen? Und Weisheit ist etwas anderes als Wissen. Weisheit ist etwas anderes als das Lernen aus Büchern, Webinaren oder YouTube-Videos. Weisheit ist die Fähigkeit, das Leben zu leben. Weisheit ist die Fähigkeit, gute, solide Entscheidungen zu treffen. Wenn ich also Geld übertrage, habe ich dann vorher auch Weisheit übertragen? Ich denke, wenn ich meinen Kindern oder Enkeln oder sonstigen Erben keine Weisheit übertragen habe, ist es das Schlimmste, was ich tun kann, ihnen Vermögen zu übertragen!

2. Entscheidung über die Höhe der Beträge

In der Ergebnisfindung können uns 3 Fragen helfen:

Was ist das Schlimmste oder das Beste, was passieren kann, wenn ich ein Vermögen in Höhe „X“ an Person „Y“ übertrage?

Vielleicht könnte das Schlimmste sein, dass dein Sohn das komplette Erbe weggibt, weil er keinen Sinn für materielle Dinge hat? Vielleicht würde sich Dein Schwiegersohn auch verletzt fühlen, weil er der Versorger seiner Familie sein möchte, und jetzt durch ein Erbe plötzlich dieser Rolle beraubt wird? Vielleicht würde sich eine Tochter unter Druck gesetzt fühlen mit dem Erbe, weil sie keine gute Beziehung zu ihrem Vater hatte, und jetzt hat sie plötzlich sein Vermögen? Einem Enkel würde es vielleicht total den Boden unter den Füßen wegziehen bzw. er würde die Bodenhaftung verlieren, weil ihm noch die Weisheit fehlt, mit dem einem solchen Betrag umzugehen.

Wie ernst ist es?

Wäre es schlimm, wenn der Sohn das Vermögen einfach an Bedürftige weitergeben würde? Wie ist es bei dem Enkel, der seine Ausbildung hinschmeißen und sich vielleicht falsche Freunde suchen würde?

Wie wahrscheinlich ist es, dass es eintritt?

Ist es unwahrscheinlich, dass unsere Überlegungen eintreffen? Oder ist es wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich, dass es so kommen wird?

Für die Beantwortung dieser Fragen braucht es Zeit und noch mehr Gebet! Häufig kann auch ein externer Ratgeber von außerhalb der Familie helfen, die Dinge sachlich und ohne die elterlichen Emotionen zu bewerten. Er kann durch diesen Prozess begleiten und immer wieder diese drei Fragen stellen.

Wenn wir unsere Kinder lieben, dann müssen wir sie einzigartig behandeln!Weil sie einzigartige Individuum sind, müssen wir auf ihre Bedürfnisse eingehen. Wir müssen diesen Schritt für jeden potenziellen Erben einzeln durchgehen: Spätestens, wenn wir damit anfangen, werden wir einmal mehr feststellen, dass unsere Kinder total unterschiedlich sind, sich zudem in völlig anderen Lebensumständen befinden.

Daher ist es oft vielleicht nicht die beste Entscheidung, dass alle Kinder pauschal gleich viel bekommen sollen. Unabhängig davon ist es wichtig, dass die Kinder spüren: Wir Eltern sind da und werden auch in Zukunft da sein, um dir zu helfen. Und wenn eins deiner Geschwister Hilfe braucht, werden wir auch da sein und helfen! Das heißt aber nicht, dass wir Ihnen gleich viel geben werden, weder kurzfristig noch langfristig. Es ist wichtig diesen Prozess ehrlich zu durchlaufen! Wer einfach von vornherein alles gleichmäßig verteilt, umgeht diesen Prozess und stellt nicht die wichtigen Fragen für das Leben der Erben!

3. Entscheidung über die Zeitpunkte

Wähle den Zeitpunkt der Übergabe so, dass der Nutzen für das Reich Gottes durch Dich und Deine Erben maximiert wird.

Gib, während du lebst. Nur dann weißt Du, wohin es geht und wie es verwendet wird. Es gibt hierfür keine biblische Grundlage. Aber ich glaube nicht, dass man für die Gelder, die beim Tod ungenutzt auf dem Konto übrigbleiben, einen himmlischen Bonus oder eine Gutschrift von Gott bekommen wird! Wir sollen großherzig geben und uns damit zu Lebzeiten Schätze im Himmel sammeln! Und warum? Weil das die einzige Zeit ist, in der wir als Haushalter diese Entscheidungen treffen können, die Gott von uns erwartet, auch wenn sie uns möglicherweise selbst etwas kosten. Aber einfach auf Zeit zu spielen und die Erben mit dem Erbe allein zu lassen, ist beinahe so wie der dritte Knecht im Gleichnis von den anvertrauten Talenten, der sie einfach im Boden vergräbt, und nichts zu Lebzeiten, vor der Wiederkehr seines Herrn, damit anfängt.

In diesem Zusammenhang sind auch einige Gefahren zu beachten: Wovon sollte man das Timing auf keinen Fall abhängig machen?

Geld benutzen, um Verhalten oder Erwartungen zu manipulieren!

Geben bedeutet, loslassen und nicht hinterfragen. Wenn Du mit dem Erbe oder einer Schenkung eine Absicht verbindest, dann tue es besser nicht und behalte das Geld!

Letztendlich sind wir hier auch wieder beim Prinzip der Haushalterschaft: Gott besitzt alles! Alles, was wir weitergeben können und wollen, gehört letztendlich ihm. Ich bin nur der Verwalter. Und wenn ich mich für ein Timing entschieden habe und dann einen Teil meines Besitzes übertragen hab, ist von dem Moment an jemand anderes der Verwalter. Daher sollten wir auch nicht versuchen, die Vermögenswerte über unser Grab hinaus zu kontrollieren. Wir können es nicht wirklich, egal wie wir planen. Alles nach unserem Tod ist außerhalb unserer Kontrolle. Wenn ich im Himmel ankomme, dann wird es mir außerdem egal sein, was mit diesen Vermögenswerten passiert.

Der Wunsch nach Veränderung des Lebensstils deiner Kinder!

Ich war jung und ein bisschen erfolgreich als Finanzdienstleister unterwegs und brauchte nun das passende Status-Symbol! Meine Mutter hat mich damals unterstützt, aber letztendlich war dieser 5er BMW viel zu teuer für mich. Jede Reparatur und erst recht jeder neue Satz Reifen brachten mich in finanzielle Bedrängnis.

Eltern bauen ihren Kindern ein Haus, aber auch wenn diese das Haus nicht finanzieren müssen, ist der Unterhalt einfach zu teuer, der Aufwand für den riesigen Garten zu groß.

Eingreifen in die Beziehung zwischen Mann und Frau!

Wenn ein Erbe zu dem Gedanken führt, ob es Sinn macht, einen Ehevertrag abzuschließen, oder Eltern dass sogar als Voraussetzung für einen Vermögenstransfer machen, dann ist das ein ernstes Thema!

Mit einem Ehevertrag tauscht man das Geld, das man vielleicht im Falle einer Trennung verlieren könnte, ein gegen das Vertrauen der Frau! Wie fühlt sich das für meine Frau an, wenn ich Ihr einen Ehevertrag vorlege, den sie unterschreiben soll, um mein Geld abzusichern? Sind wir dann noch in allen Bereichen ein Fleisch? Oder ist meine Sehnsucht nach finanzieller Sicherheit größer als mein Vertrauen in meine Frau und in unsere Liebe? Es gibt durchaus Situationen, wo Eheverträge Sinn machen können. Aber man muss wirklich sehr vorsichtig sein, dass man sich als Elternteil nicht zwischen Mann und Frau stellt.

4. Entscheidung über die Techniken

Viele Vermögensübertragungen und Nachlassplanungen starten mit dem vierten Schritt: Wie erreiche ich die beste Steuereffizienz? Gründe ich eine Stiftung? Wähle ich den Vermögenstransfer mit Hilfe eines Versicherungsmantels?

Ausgehend von diesen Fragen gehen viele den ganzen Weg bis zu Schritt eins dann rückwärts. Aber die Werkzeuge und Techniken sollten immer nur das Ziel erfüllen, das wir gemeinsam mit Gott erarbeitet haben. Sie sollten niemals selbst das Ziel werden, sondern immer nur ein Mittel, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Wenn wir die ersten 3 Fragen für uns klar beantwortet haben, dann sind Notare und Steuerberater in der perfekten Position, uns die Wege der praktischen Umsetzung aufzuzeigen.

5. Entscheidung über die Gespräche

Vermeide es, eine „Bewältigungslücke“ für deine Erben zu schaffen! Eine „Bewältigungslücke“ ist das, was zwischen Erwartung und Realität liegt. Wir alle wollen, dass diese Lücke geschlossen wird bzw. gar nicht existiert, doch in der Praxis entstehen aus dieser Lücke große Schwierigkeiten, genau dann, wenn Erwartung und Realität nicht deckungsgleich sind. Die daraus entstehenden Enttäuschungen sind schwer zu bewältigen (daher Bewältigungslücke), gerade wenn eine Seite dann nicht mehr lebt! Aus meiner Erfahrung lässt sich diese Lücke nur durch eine offene Kommunikation schließen, egal ob in der Firma, in der Gemeinde, in einer Freundschaft oder in der Ehe.

Beim Thema Vermögenstransfer macht es Sinn eine „Familienkonferenz“ durchzuführen, um mit den Kindern bzw. Erben in einer Gruppensituation offen das Gespräch zu führen. Natürlich erst, wenn die Kinder ein gewisses Alter erreicht haben, um zu verstehen, um was es geht. Dieses Gespräch sollte erst stattfinden, nachdem die ersten vier Schritte komplett durchlaufen sind und eine klare Vorstellung besteht, wie der Vermögenstransfer aussehen soll. Aus Angst die Familienharmonie zu stören, wird dieser wichtige letzte Schritt häufig weggelassen.

Wenn unsere Kinder älter sind, wünsche ich mir für mein Leben, dass ich ihnen meine Beweggründe eines Tages vielleicht so erklären kann:

„Wisst ihr, wir glauben, dass Gott alles gehört und dass wir seine Verwalter sind. Und die letzte Entscheidung, die wir treffen dürfen, ist, wohin der Besitz geht, den wir verwalten. Wir wollen, dass ihr wisst, dass wir euch gleichermaßen lieben.

Und daher werden wir jeden und jede von Euch einzigartig behandeln! Wir möchten, dass ihr euch bewusst seid, dass dieses Guthaben, wenn es zu euch kommt, euch gehört. Ihr könnt damit tun und lassen, was ihr wollt. Wir wollen nicht, dass ihr jemals denkt: „Was würden Mama und Papa dazu sagen?“ Wir glauben, dass Gott euch die Weisheit gegeben hat, mit dem Besitz umzugehen. Aber ihr sollt auch wissen, dass wir einen Höchstbetrag festgelegt haben, wie viel jeder von euch bekommen wird.

Ihr seid alle in unterschiedlichen Lebenslagen, habt unterschiedliche Bedürfnisse und verschiedene Lebensstandards. Das alles wollen wir weise berücksichtigen. Und alles, was über diese Beträge für Euch hinausgeht, werden wir für das Reich Gottes spenden. „

Manchmal kommt bei solchen Gesprächen vielleicht auch heraus, dass die Eltern ihren Prozess nochmal nachjustieren müssen. Manchen Kindern sind immaterielle Werte oder Gegenstände mit Erinnerungen vielleicht deutlich wichtiger als Geld! Auch daher ist es wichtig, diese Gespräche zu Lebzeiten zu führen, damit nach deinem Tod Konflikte unter den Erben vermieden werden.

Wir sollten mit der Planung unverzüglich anfangen, denn wir wissen nicht, wann wir sterben. Daher sollten wir so bereit sein, als wäre es morgen! Wir müssen den beschriebenen Prozess aber auch in regelmäßigen Abständen überarbeiten, wahrscheinlich alle paar Jahre, weil sich unsere eigene, aber auch die Situation unserer Kinder oder anderer Erben ändert.

Daher frage ich Dich zum Abschluss: Wann wirst Du mit den 5 Schritten beginnen und für wann planst Du Deine Familienkonferenz?