Ist der nächste Verwalter ausgewählt und vorbereitet?

Bis zum Jahr 2024 sollen in Deutschland über 3 Billionen Euro vererbt worden sein, der größte Teil davon nicht etwa Immobilien oder Firmen, sondern Geldvermögen. Vor dem Hintergrund dieser riesigen Zahl stellen wir uns die Frage, wie der Transfer von Besitz und Vermögen an die nächste Generation im Sinne des biblischen Prinzips der Haushalterschaft zu bewerten ist. Welche Bibelstellen können helfen und unseren Blick für die wichtigen Details schärfen?

Gestern, Heute, Morgen

In Deutschland sollen von 2015 bis 2024 insgesamt über 3 Billionen Euro vererbt werden. Das ist eine 3 mit 12 Nullen, eine gewaltige Menge an Vermögen

Aber wer erbt eigentlich? Mit steigender Lebenserwartung werden ja auch die Erben immer älter! Wer mit 80 oder 90 Jahren stirbt, gibt sein Vermögen an Kinder weiter, die auch bereits 50, 60 oder sogar 70 Jahre alt sind, also ihr Leben größtenteils gelebt haben. Sie geben das Erbe vielleicht gleich an die Enkel oder sogar Großenkel weiter. Nun ist es häufig so, dass die Enkel oder Urenkel nicht allzu viel wissen von ihren Großeltern oder gar Urgroßeltern. Ein Großteil dieses Vermögen von 3,1 Bio. EUR, die bis 2024 in Deutschland vererbt werden, wird wahrscheinlich an eine Generation übertragen werden, die nicht wissen wird, woher dieser Reichtum eigentlich kommt und wie er entstanden ist. Wenn es sich um die Ur-Enkel handelt, werden sie nicht die geringste Ahnung haben, wer die verstorbenen Erblasser wirklich sind.

Vom Vererben zum Konzept des Vermögenstransfers

Wenn wir nur über das Thema Erben und Vererben sprechen, greift das eigentlich zu kurz. Letztendlich geht es um einen Vermögenstransfer. Eine Erbschaft ist ein punktuelles Ereignis, ausgelöst durch den Tod des Erblassers. Aber der eigentliche Vermögenstransfer, das sollte ein Prozess sein. Und dieser Prozess des Vermögenstransfers beginnt nicht irgendwann in der Zukunft, oder gar erst mit dem Tod, sondern genau jetzt. Die meisten von uns werden voraussichtlich zu einem Zeitpunkt sterben, den wir nicht vorhergesehen haben. Jemand anderes wird dann unsere Sachen bekommen und ich kann logischerweise nur vor meinem Tod entscheiden, wer das sein soll! Das ist die Realität, ob wir sie mögen oder nicht.

In einer Ausbildung der Kingdom Advisors, einem amerikanischen Unternehmen, das Finanzdienstleister schult, Finanzen aus Gottes Perspektive zu sehen, lautet das Ziel auf Englisch: „to finish well“, also seinen Job gut abzuschließen. Gott hat uns als Verwalter von Besitz und Vermögens eingesetzt. Beim Vererben sollte das Ziel eines treuen Verwalters daher sein, dass das ihm anvertraute Vermögen auch nach seinem Tod weiterhin im Sinne des eigentlichen Eigentümers, also im Sinne Gottes, eingesetzt wird. Darum geht es: Unsere Aufgabe als Verwalter gut zu Ende zu bringen.

Es gibt eine Studie, dass in der Bibel 2.930 verschiedene Personen auftauchen bzw. erwähnt werden. Von diesen knapp 3.000 Menschen erhalten wir nur bei ungefähr 100 Personen Einblick in die ganze Lebensgeschichte. Und jetzt kommt das Erstaunliche: von den einhundert hat nur ein Drittel „well gefinisht“, also das Ziel als guter treuer Verwalter erreicht. Mit anderen Worten: zwei Drittel der einhundert Personen haben es irgendwo, meist in der zweiten Hälfte ihres Lebens, verloren, die Verwalterschaft sauber an die nächste Generation weiterzugeben. Das sollte uns Ansporn sein, uns diesem Thema intensiv zu widmen.

Und damit wird der Transfer von Vermögen oder auch von kleinem Besitz an die nächste Generation zu einem elementaren Teil von Haushalterschaft.  Dabei ist es ganz egal, ob wir über Erbschaften im 3stellige Millionenbereich reden oder über kleine Beträge mit vielleicht nur 3 oder 4 Stellen, das Prinzip ist immer das gleiche! Es ist unsere Verantwortung als Haushalter, dass die von Gott anvertrauten Dinge nach unserem Tod genauso in seinem Sinne und zu seiner Ehre eingesetzt werden, wie zu unseren Lebzeiten.

Vor diesem Hintergrund muss eine Strategie des Vermögenstransfers natürlich eine Nachlassplanung beinhalten, man darf die Nachlassplanung aber nicht mit der Strategie zum Vermögenstransfer verwechseln. Der Vermögenstransfer ist das ganzheitliche, übergeordnete Konzept!

Wegweiser „Bibel“

– Das Totenhemd hat keine Taschen

Nackt bin ich zur Welt gekommen, und nackt verlasse ich sie wieder. HERR, du hast mir alles gegeben, du hast mir alles genommen, dich will ich preisen! Obwohl dieses Leid über Hiob hereinbrach, versündigte er sich nicht. Kein böses Wort gegen Gott kam über seine Lippen.

Hiob 1,21-22

In der Vergangenheit habe ich oft einen anderen Satz von Hiob bewundert: „Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“ Und vor lauter Begeisterung habe ich eine andere entscheidende Wahrheit dieser Verse ganz überlesen: „Ich bin nackt auf die Welt gekommen und nackt werde ich auch wieder gehen.“ Da gibt es keine Ausnahmen. Das Totenhemd hat keine Taschen. Und ich habe auch noch nie einen Leichenwagen gesehen, der einen Trailer hinter sich hatte, auf dem ein großer Schiffscontainer mit all dem Besitz des Verstorbenen transportiert wurde. Wir werden nichts von unserem irdischen Besitz mitnehmen, wenn wir diese Erde verlassen. Das ist eigentlich ganz klar, aber es ist eine biblische Wahrheit, die wir uns immer wieder bewusst machen sollten. Letztendlich müssen wir das auch gar nicht: Denn das größte vorstellbare Erbe wartet auf die Kinder Gottes nach unserem Tod.

– Weisheit & Reichtum

Weisheit ist so wertvoll wie ein reiches Erbe, sie ist für jeden Menschen auf dieser Welt ein Gewinn. Sie bietet so viel Sicherheit wie Geld, ja, sie schenkt sogar noch mehr: Wer die Weisheit besitzt, den erhält sie am Leben.

Prediger 7,11-12

Der Schreiber des Predigerbuches, der König Salomo, er war vielleicht der weiseste Mann, der je gelebt hat. Gott hatte ihm eine außergewöhnliche Weisheit geschenkt. Warum? Weil Salomo nicht in erster Linie nach Reichtum strebte, sondern nach Weisheit, um Gottes Volk als König gerecht führen zu können. Das fand Gott so genial, dass er ihm neben der Weisheit auch noch zusätzlich unglaublichen Reichtum geschenkt hat.

Also: die erste Erkenntnis: Wir können nichts mitnehmen! Und jetzt die zweite Erkenntnis: Weisheit und Reichtum können beide an die nächste Generation weitergegeben werden, und dabei ist Weisheit aber deutlich wichtiger als Reichtum.

Weisheit und ein reiches irdisches Erbe: Beides sind gute Dinge, Der Prediger sagt, dass Weisheit ein Schutz ist, der Sicherheit bietet. Genauso wie Geld uns ein Stück Sicherheit geben kann, oder es uns zumindest vorgaukelt. Aber der größte Vorteil der Weisheit ist es, dass die Weisheit das Leben ihres Besitzers bewahrt.

An diesem Punkt gibt es einen großen Kontrast zwischen Reichtum und Weisheit: Reichtum kann nie Dein Leben bewahren, das kann nur Weisheit. Und Reichtum kann Dir auch keine Weisheit geben. Umgekehrt funktioniert das sehr wohl: Weisheit kann zu Reichtum führen.

– Reich an Erfahrungen

Eine dritte Bibelstelle steht in Lukas 15,11-32. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn sehen wir, wie der Vater einen großen Teil seines Vermögens vorzeitig an einen seiner beiden Söhne auszahlt, weil der Sohn in darum bittet. Der andere Sohn, der zweite Sohn, bekam seinen Erbanteil erstmal nicht, sondern arbeitete weiter auf dem Hof des Vaters. Viele kennen bestimmt diese Geschichte, wie der erste Sohn das Erbe innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf haut, schließlich in der Gosse landet und dann reumütig zu seinem Vater zurückkehrt.

Was das Thema Vermögenstransfer angeht zeigt mir dieses Gleichnis, dass es einen Prozess der Vermögensübertragung gibt. Der erste bekam den Reichtum, aber er war noch nicht reif dafür, es fehlt die Weisheit, von der wir eben gesprochen hatten. Es fehlte ihm noch Zeit unter dem Coaching seines Vaters, bis er weise mit dem Erbe umgehen konnte. Doch er lernte seine Lektion in der Fremde, nachdem er sein gesamtes Erbe verprasst hatte. Das zeigt seine Reaktion, wie er demütig zu seinem Vater zurückkommt.

Welcher der beiden Jungen war am Ende der bessere oder weisere? Nach der Rückkehr des ersten reagiert der zweite Sohn nicht so weise, wie man es vielleicht nach Jahren des Coachings durch seinen Vater hätte erwarten können. Ich habe eher die Vermutung, der erste Sohn hatte durch seine Erfahrung in der Fremde am Ende mehr Weisheit bekommen als der zweite Sohn, der die ganze Zeit beim Vater geblieben war.

Jesus erzählt nicht, wie die Geschichte weiterging, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der verlorene Sohn, nachdem er seine Lektion gelernt hatte, es trotzdem noch zu großem Reichtum gebracht hat, auch wenn er wahrscheinlich nichts mehr von dem übriggebliebenen Erbe bekommen hat. Aber letztendlich ist es müßig, darüber zu spekulieren, denn diese Geschichte ist ja nur ein Gleichnis.

Doch zeigt mir dieses Gleichnis, dass es beim Vermögenstransfer extrem wichtig ist zu schauen und zu berücksichtigen, was das Vermögen mit dem Erben macht. Was sind die Folgen für die Erben? Im Positiven wie im Negativen. Hilft es ihnen, oder schadet es ihnen?

Wo ist dein Schatz?

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Matthäus 6,19

Wo ist mein Schatz? Wenn mein Schatz bzw. mein Mega-Erbe im Himmel ist, dann sollte doch eigentlich auch mein Herz dort sein, und nicht bei irdischem Reichtum, oder? Jesus sagt dann weiter, dass wir uns entscheiden müssen: Entweder diene ich mit meinem Leben irdischem Reichtum und bete damit Mammon an, oder ich diene Gott und bete ihn an.

Ich muss eine Wahl treffen. Und nicht nur ich muss diese Wahl treffen, sondern auch meine Kinder bzw. meine Erben. An dieser Stelle sind wir nochmal beim Prinzip der biblischen Haushalterschaft. Man könnte biblische Haushalterschaft vielleicht so definieren, dass wir versuchen, gottgegebene Zielen und Vorgaben mit den gottgegebenen Ressourcen zu erreichen. Ich nehme also das, was Gott mir gegeben und anvertraut hat, und verwende es für seine Ziele, für seine Pläne und für seine Zwecke. Und genau das sollte auch unsere Überlegungen zum Vermögenstransfer bestimmen: Wie werden die gottgegebenen Ressourcen auch von dem mir folgenden Verwalter treu für Gottes Ziele, Pläne und seine Zwecke eingesetzt?

Hier haben wir einen weiteren Unterschied zur klassischen Betrachtung eines Erbes: Beim Vererben sehe ich immer wieder, dass es vor allem um Steuereffizienz geht, um legal möglichst wenig Erbschaftssteuer zahlen zu müssen. Das ist ein Gedanke, den man nicht ausklammern sollte. Aber beim biblischen Prozess des Vermögenstransfers geht es nicht zuerst um Effizienz, sondern der Prozess sollte von biblischer Verwalterschaft getrieben sein.

Vor diesem Hintergrund sollten sich alle Vererbenden darüber im Klaren sein, dass ihre größte Herausforderung nicht die Steuereffizienz ist. Steuerberater und Notare können mit ihrem Fachwissen daher womöglich nicht die entscheidenden Fragen zum Thema Erbschaft beantworten. Wenn wir den Vermögenstransfer unter dem Gesichtspunkt der Haushalterschaft sehen, bekommt der Prozess eine ganz neue geistliche Priorität.

5 Schritte des Vermögenstransfers

Wenn wir über einen Vermögenstransfer im Sinne des Konzepts der biblischen Hauhalterschaft nachdenken, sollte das Konzept mindestens 5 Schritte enthalten. Diese 5 Schritte sollten tunlichst in der vorgegebenen Reihenfolge durchlaufen. Das möchte ich an einem kurzen Beispiel verdeutlichen.

Ich bin kein Bäcker, aber ich sehe meiner Frau immer wieder beim Backen von Kuchen oder Torten zu (sie ist eine großartige Kuchen- und Tortenmeisterin). Als Unternehmer fällt mir jedes Mal auf, wie wichtig es ist, einem klaren Prozess zu folgen (meine Frau nennt das ein Rezept). Sie nimmt nicht einfach die Zutaten, schmeißt sie in eine Kuchenform, schiebt sie in den Ofen und hofft, dass sich der Tortenboden unten bildet und die restlichen Zutaten von allein dort landen, wo sie hingehören, um eine tolle Cremeschicht zu bilden. Nein, teilweise ist das Backen eines Kuchens oder das Kreieren einer Torte ein ziemlich langwieriger Prozess. Und man kann Schritt zwei erst dann anfangen, wenn Schritt eins abgeschlossen ist.

Genauso ist es auch im Entscheidungsfindungsprozess für den Vermögenstransfer. Auch hier sollte man nicht zu Schritt zwei übergehen, bevor man Schritt eins nicht vollständig abgearbeitet hat. Das gilt natürlich für jeden der 5 Schritte, sodass man den letzten 5. Schritt erst dann beginnen sollte, wenn man auch Schritt 4 erledigt hat. Bei einer Schwarzwälder Kirschtorte kämst Du auch nicht auf die Idee, schonmal die Sahnehäubchen, die Kirschen und die Raspelschokolade aufzutragen, wenn Du gerade erst die Biskuitmasse für den Boden in die Springform gibst, oder?

Das Rezept für einen biblischen Kuchen des Vermögenstransfers besteht aus diesen 5 Schritten:

  • 1. Entscheidung über den Transfer
    Dieser erste Schritt ist der grundlegende, und muss daher ganz am Anfang getan werden. Grundsätzlich gibt es beim Vermögenstransfer nur drei Empfängergruppen: Familie oder Freunde, wohltätige Organisationen, und über Steuern der Staat. Egal, welche Transferentscheidung wir treffen, wir verteilen immer zwischen diesen drei Gruppen.
  • 2. Entscheidung über die Beträge
    Hier geht es um die schwierige Frage: Wer bekommt wie viel? Ist es gerecht, wenn z.B. alle Kinder gleich viel erhalten? So denken wir häufig, aber vielleicht wäre das sogar ungerecht?
  • 3. Entscheidung über die Zeit
    Was ist das richtige Timing für den Vermögenstransfer?
  • 4. Entscheidung über die Techniken
    Erst als vierter Schritt kommen die Werkzeuge und Tools, die wir mit Steuerberatern und Notaren erörtern können, wenn die drei vorherigen Schritte klar sind.
  • 5. Entscheidung über das Gespräch
    Wie und wann sage ich es meinen Erben? Damit die Begünstigten verstehen, worum es bei diesem Vermögensübertragungsplan überhaupt geht? Oder sollte ich sie vielleicht gar nicht vorab informieren?

Nachdem wir uns in diesem Artikel mit den biblischen Grundlagen beschäftigt haben, werden wir uns in einem anderen Blog-Beitrag die 5 Schritte im Detail anschauen…