In den Folgen 7 bis 9 unseres Podcasts vom Dezember 2019 hatten wir über das Thema „Arbeiten“ gesprochen. Zum Einstieg fasse ich nochmal kurz die inhaltlichen Grundlagen aus den Folgen zusammen:
Arbeit ist kein Fluch:
Gott hat die Arbeit als etwas Positives für uns Menschen erdacht und sie zu seinem Nutzen geschaffen (1. Mose 2,15). Anders als häufig argumentiert ist die Arbeit keine Folge des Sündenfalls, sondern von Gott den Menschen bereits vor dem Sündenfall aufgetragen worden.
Die 6 Tagewoche:
Das Arbeiten gehört zu Gottes gutem Plan für unser Leben, sodass sich die Arbeit sogar in den 10 Geboten wiederfindet. In guter Lutherischer Tradition verkürzen wir das dritte Gebot häufig einseitig auf den Aspekt: „Du sollst den Feiertrag heiligen!“
Aber wenn wir im Original nachlesen, ist das dritte Gebot in Wahrheit ein Doppelgebot mit einer 2. Aussage: „Sechs Tage sollst Du arbeiten!“ (2. Mose 20,9). Das überlesen wir zwar gerne, aber selbst der Apostel Paulus greift den Gedanken auf und betont, dass die Arbeit eine wichtige Notwendigkeit für unser Leben ist: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“ (2. Thess. 3,10-13).
Charakterschule:
Gott kann unsere Arbeit als Instrument nutzen, mit dem er unseren Charakter formt und uns ihm ähnlicher werden lässt. Ein Zimmermann baut nicht nur ein Haus, sondern jedes Haus baut auch den Zimmermann: sein Talent, seine Erfahrungswerte und seine Kompetenz werden gestärkt und erweitert.
Gottes Aufgabenbereich
Für mich persönlich gehört mein Arbeitsplatz zum Herrschaftsbereich Jesu. Die Bibel lehrt uns, dass Gott höchstpersönlich sich dieses Lebensbereichs annehmen möchte:
1. Gott schenkt Dir Gaben und Fähigkeiten!
Dabei meine ich nur übernatürliche geistliche Gaben wie Prophetie oder Erkenntnis. Gott kann uns auch ganz praktische Fähigkeiten schenken, manchmal sogar von einem Tag auf den anderen. So lesen für es z.B. von den Handwerkern, die das Heiligtum der Stiftshütte anfertigen sollten (2. Mose 36,1). Bis heute schenkt Gott neue Fähigkeiten, zum Beispiel zum Lernen einer Fremdsprache oder zum Umgang mit Menschen.
2. Gott selbst kümmert sich um Dein berufliches Vorankommen!
In Psalm 75 heißt es ab Vers 7: „Wahre Größe kann kein Mensch verleihen… Gott allein ist Richter. Den einen lässt er fallen, den anderen bringt er zu Ansehen und Macht!“ Es ist also nicht Dein Chef, der das letzte Wort über Deine Beförderung hat, sondern Gott. Er kann Dich zu Ansehen und Macht bringen! Daher sollen wir auch zuallererst für Gott arbeiten, und nicht primär für Menschen oder Vorgesetzte (Kolosser 3,23-24).
3. Gott schenkt Dir beruflichen Erfolg!
Über Josef lesen wir im Alten Testament in 1. Mose 39,2-3: „Der Herr half Josef. Ihm glückte alles, was er unternahm. Potifar (sein Chef) sah, dass der Herr ihm Erfolg schenkte!“ Das ist nun vielleicht für den einen oder anderen auch eine schlechte Nachricht: Dein Erfolg bei der Arbeit ist nicht in erster Linie Dein eigener Verdienst, sondern ein Geschenk Gottes!
Diese drei Aufgaben gehören nach biblischem Verständnis zu Gottes Aufgabenbereich. Wie so häufig wäre es aber nur die halbe Wahrheit, an dieser Stelle aufzuhören, denn auch wir Menschen bekommen in der Bibel klare Aufgaben zum Thema Arbeiten zugewiesen.
Unser Aufgabenbereich
- Unsere erste Aufgabe ist unsere grundlegende Einstellung zur Arbeit:. „Denkt bei allem daran, dass ihr für Gott und nicht für Menschen arbeitet. Als Lohn wird Gott euch das Erbe geben, das versprochen hat. Das wisst ihr ja. Denn Jesus Christus ist eurer wahrer Chef!“ So lesen wir es in Kolosser 3,23-24. Mache Dir selbst in einer ruhigen Minute bewusst, was es für Auswirkungen hat, wenn Jesus Christus Dein oberster Chef bei Deiner Arbeit ist!
- Wenn wir mit dieser Einstellung an unserem Arbeitsplatz für Jesus Christus arbeiten, dann sagt die Bibel, dass wir all-in gehen sollen, das ist unsere zweite Aufgabe. Immer wieder betont die Bibel, dass wir unsere Arbeit mit maximalem Fleiß und vollem Arbeitseifer tun sollen. Das möchte ich an zwei ausgewählten Bibelstellen verdeutlichen, die Bibel enthält viele dieser Aussagen:
Alles, was Du tun kannst, wozu deine Kraft ausreicht, das tu!
(Prediger 9,10)
Wer seine Arbeit nachlässig tut, richtet genauso viel Schaden an wie einer, der alles zerstört.
(Sprüche 18,9)
Warum ist da so? Ich denke, wir sind auch an unserem Arbeitsplatz ein Botschafter Gottes. Niemand soll uns bei der Arbeit sehen und dabei auf den Gedanken kommen, Faulheit oder Mittelmaß hätten auch nur eine Winzigkeit mit dem Reich Gottes zu tun!
- Um an dieser Stelle nicht für die Arbeit auszubrennen, gibt uns die Bibel wertvolle Maßstäbe für unsere Prioritäten an die Hand:
- „Kümmert Euch vor allem um das Reich Gottes und lebt nach Gottes Willen!“ So sagt Jesus es in Mat. 6,33. Der Gedanke greift das erste der Zehn Gebote auf: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir (auch die Arbeit soll also nicht zum Götzen werden).
- An zweiter Stelle der Prioritätenliste nennt die Bibel klar die Familie: Aus Sicht der Männer (ich bin selbst einer) steht unsere Ehefrau ganz oben: die sollen wir Männer nach Eph. 5,25 genauso lieben, wie Jesus die Gemeinde liebt (also mit höchster Priorität in allen Lebensbereichen). Danach folgen die Kinder (z.B. Spr. 22,6 oder Eph. 6,4). Natürlich umfasst die Familie im biblischen Sinne auch die Eltern (denke z.B. an das 4. Gebot) und alle anderen Familienmitglieder, die unter meinem Dach oder in meiner Nähe wohnen (1. Tim. 5,8). Und nicht vergessen sollten wir uns selbst als Teil unserer Familie. Auch wir selbst brauchen Zeiten der Ruhe und der Erholung.
Wenn wir uns bei der Arbeit also derart reinhängen und so viel Zeit und Energie in die Arbeit investieren, dass unsere Beziehung zu Gott oder unsere Beziehung zu unserer Familie darunter leiden, dann setzen wir die falschen Prioritäten.
In unserer Podcast-Folge zum diesem Thema hatten wir nicht mehr die Zeit, auf praktische biblische Hinweise für Arbeitnehmer und Arbeitgeber einzugehen, das wollen wir an dieser Stelle nachholen.
Konkrete Anweisungen für Arbeitnehmer
In biblischen Zeiten gab es natürlich keine typischen Arbeitnehmer, so wie wir sie heute kennen. Trotzdem können wir wertvolle Hinweise für Arbeitnehmer aus der Bibel ableiten, z.B. aus dem alttestamentlichen Buch Daniel. Daniel war ein Judäer, der im Jahre 597 v.Chr. mit drei Freunden durch die Truppen Nebukadnezzars nach Babylonien verschleppt wurde. Obwohl er ein Gefangener war, machte er am Königshof Karriere und wurde sogar Stadthalter über das ganze Reich.
Am bekanntesten sind vermutlich seine Erlebnisse im Feuerofen und in der Löwengrube. Wegen seines Glaubens an Gott und seiner Weigerung, jemand anderen als diesen Gott seiner Väter anzubeten, war er in beiden Geschichten verurteilt werden. Und in beiden Fällen rettete Gott ihn auf übernatürliche Weise vor dem sicheren Tod. Was können wir nun von diesem Mann Gottes lernen? Wenn Ihr mögt, könnt Ihr die Geschichte von der Löwengrube in Kapitel 6 im Buch Daniel nachlesen.
1. Sei gewissenhaft und treu! | Daniels Kollegen wollten David aus dem Weg räumen, doch sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden, denn er war weder nachlässig noch bestechlich (Vers 5). Auf christliche Mitarbeiter kann sich ein Arbeitgeber verlassen, da sie treu und zuverlässig arbeiten und ehrlich gegenüber ihrem Vorgesetzten sind. |
2. Arbeite nicht ohne Gebet! | Ein christlicher Arbeitnehmer ist ein betender Arbeitnehmer. Von Daniel lesen wir in Vers 11, dass er und er dreimal am Tag auf die Knie niederfiel und betete und dankte vor seinem Gott. Daniel leitete das mächtigste Land der damaligen Zeit, nicht als König, sondern als angestellter Statthalter. Trotzdem war das Gebet ihm so wichtig, dass er wertvolle Arbeitszeit dafür opferte und sogar sein Leben riskierte. Luther hatte diesen Stellenwert des Gebets erkannt, denn er schrieb u.a.: „Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.“ Oder: „Ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.“ |
3. Respektiere und segne Deine Vorgesetzten! | Daniels Chef, der König, hatte sich von Daniels Widersachern ausnutzen und missbrauchen lassen. Als Daniel daraufhin vor seinen König trat, sagte er in Vers 22: „O König, mögest du ewig leben!“ Er hätte allen Grund gehabt, wütend und enttäuscht von seinem Arbeitgeber zu sein, doch anstatt zu fluchen, begegnet er ihm mit Respekt und segnet ihn sogar. Dies deckt sich mit dem neutestamentlichen Befund aus 1. Petrus 2,18: „Ihr, die ihr Sklaven seid, ordnet euch euren Herren unter. Tut, was sie euch sagen, und zwar nicht nur, wenn sie freundlich und vernünftig sind, sondern selbst dann, wenn sie ungerecht handeln.“ |
4. Achte Deine Kollegen! | Wenn Menschen zusammenarbeiten, kann es leicht zu Rivalität kommen, z.B. um die Gunst des Vorgesetzten oder eine Beförderung. Eine Folge davon kann Mobbing sein. Daniel sollte von seinem Kollegen sogar umgebracht werden. Dennoch lässt sich kein Hinweis finden, dass Daniel schlecht über seine Kollegen vor dem König gesprochen hätte. Damit befolgt er den Rat aus Sprüche 30,10: „Verleumde keinen Diener bei seinem Herrn, sonst wird er dich verfluchen und du wirst dafür büßen müssen.“ |
5. Sprich offen von Deinem Glauben! | Daniel sprach bei seiner Arbeit von seinem Gott und erklärte, woher er seine Weisheit und seine Fähigkeiten besaß (s.o.). Gleichzeitig war seine Prioritätenliste (s.o.) seinem Chef bekannt. So lernte der König diesen Gott kennen und konnte in Vers 21 bekennen: „Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen retten können?“ |
6. Stell die Arbeit nicht über Gott! | Wenn deine Vorgesetzten oder Kollgegen etwas von Dir verlangen, dass die Bibel eindeutig als Sünde bezeichnet (z.B. Schwarzarbeit als Form des Diebstahls), dann gehorche Gott mehr als den Menschen! Daniel weigerte sich, den König anzubeten, sondern blieb seiner Gewohnheit treu, 3x täglich zum lebendigen Gott zu beten (Vers 11). Gott belohnte die Treue Daniels und verschaffte ihm Ruhe vor seinen Widersachern. |
Konkrete Anweisungen für Arbeitgeber
Zunächst ist jeder Arbeitgeber selbst ein Arbeitnehmer. nämlich dann, wenn er erkennt, dass sein Unternehmen eigentlich gar nicht ihm gehört, sondern Gott, und er von Gott auch nur als Verwalter in diesem Unternehmen angestellt ist. Damit treffen die Anweisungen für Arbeitnehmer auch für Arbeitgeber zu. Zusätzlich lassen sich weitere Anforderungen an Arbeitgeber aus der Bibel ableiten:
1. Diene Deinen Mitarbeitern! | „Wer groß sein will, der soll den anderen dienen!“ So sagt Jesus es in Matthäus 20,26. In Kolosser 4,1 schreibt der Apostel Paulus: „Ihr Herren, geht gerecht mit euren Sklaven um und behandelt sie fair. Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn habt, und dieser Herr ist im Himmel.“ Hierzu gehärt z.B., gerecht mit seinen Mitarbeitern umzugehen (Hiob 31,13-14), für seine Mitarbeiter von anderen Mitarbeitern oder vor Externen einzustehen und sie zu fördern, z.B. durch Fortbildungen. |
2. Sei kommunikationsfähig und transparent! | Der Turmbau zu Babel in 1. Mose 11 ist ein Beispiel dafür, dass eine gute Kommunikation und ein gemeinsamer Wille die Grundlagen sind, um jedes Vorhaben gelingen zu lassen, so sagt Gott es selbst über die Menschen in Vers 6. Auf der anderen Seite sprach auch Jesus mit seinen Jüngern immer offen über den Preis der Nachfolge, ohne etwas schönzureden (z.B. in Lukas 14,25-33). |
3. Zahle den Lohn angemessen und pünktlich! | „Und ich werde mich euch nahen zum Gericht… gegen die, welche den Lohn der Tagelöhner verkürzen“ (Maleachi 3,5). „Arme und bedürftige Arbeiter sollt ihr nicht übervorteilen… Zahlt ihnen ihren Lohn jeden Tag vor Sonnenuntergang aus, denn sie sind arm und dringend darauf angewiesen. Sonst rufen sie vielleicht zum Herrn um Hilfe und ihr macht euch schuldig.“ |
4. Bete für gläubige Mitarbeiter! | In der Bibel finden wir Beispiele dafür, dass ein Herr (Arbeitgeber) durch gläubige Diener (Arbeitnehmer) gesegnet werden: „Tu mir doch den Gefallen und bleib bei mir“, bat Laban. „Ich habe gemerkt, dass der Herr mich deinetwegen gesegnet hat“ (1. Mose 30,27). Oder: „Schon bald übertrug Potifar Josef die Aufsicht über sein Haus und die Verwaltung seines gesamten Besitzes. Von jenem Tag an segnete der Herr Potifar um Josefs willen. Alle Arbeiten im Haus gelangen, die Ernte fiel gut aus und sein Viehbestand vergrößerte sich ständig“ (1. Mose 39,4-5). |
Darüber hinaus gibt die Bibel weitere Anweisungen für Arbeitgeber bzw. Firmeninhaber, die sich nicht auf den Umgang mit Mitarbeitern beziehen. So sollten die Inhaber von Firmen langfristig denken und planen. Hierzu gehört es, Gewinne nicht vorschnell aus dem Unternehmen zu entnehmen, sondern Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden (vgl. Josephs Umgang mit den 7 fetten Jahren im Alten Testament).
Auch sollen Inhaber die Gewinne Ihrer Firma liebevoll und barmherzig verteilen (z.B. nicht nur an Aktionäre oder sich selbst als Geber des Finanzkapitals, sondern auch an die Mitarbeiter als Geber des Humankapitals). Und sie sollen nach 3. Mose 19,9-10 einen nicht unerheblichen Teil an Bedürftige geben:
Wenn ihr die Ernte in eurem Land einbringt, dann sollt ihr das Getreide nicht bis zum äußersten Rand eurer Felder abschneiden und keine Nachlese halten. Auch in euren Weinbergen sollt ihr keine Nachlese halten und die Trauben, die zu Boden fallen, nicht aufsammeln. Lasst sie für die Armen und die Ausländer liegen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Wie Unternehmen im biblischen Sinne mit Gewinnen umgehen können und wie aus Firmen echte Unternehmen Gottes werden, ist einen eigenen Beitrag wert.