Arbeit hat im Leben vieler einen extrem hohen Stellenwert. Das drückt sich schon allein in der Zeit aus, die wir in die Arbeit investieren: Ein Mensch arbeitet ca. 100.000 Stunden im Laufe seines Lebens. Das ist ein Vielfaches der Zeit, die wir z.B. in die Beziehung zu unserem Partner/in investieren oder in die Erziehung unserer Kinder. Dazu definieren wir uns auch bewusst oder unbewusst über unsere Arbeit: sei es der Einfluss und die Macht über Personen und Ressourcen, das Lob von Kollegen, die Anerkennung von Vorgesetzten oder die Verwirklichung unserer eigenen Ideen. Wir würden das in den meisten Fällen nicht offen zugeben. Doch wie sehr unsere Identität und unser Selbstwert von der Arbeit abhängt merken wir schnell, wenn es bei der Arbeit nicht rund läuft: die Anerkennung vom Chef fehlt, Entfaltung ist nicht möglich, das Schmerzensgeld in Form des Lohnes erscheint zu niedrig oder wir verlieren gar unseren Arbeitsplatz!
Wir setzen unsere Fähigkeiten und Begabungen, mit denen Gott uns gesegnet hat, tagtäglich an unserem Arbeitsplatz ein, 5 bis 6 Tage die Woche. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber bei mir sind es deutlich weniger Stunden in der Woche, an denen ich meine Gaben z.B. in die Gemeinde einbringe.
Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: Wie passt das zur Aussage Jesu: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes? Du stellst Dir die Frage, ob es dann nicht sinnvoller wäre, alles hinzuschmeißen und sich einen Beruf mit einer scheinbar sinnvolleren Tätigkeit zu suchen, der mehr Werte für die Ewigkeit schafft?
Managen statt Auflösen
Doch wenn Du als Leser jetzt eine allgemeingültige Lösung für diese Fragestellung erwartest, muss ich Dich leider enttäuschen. Ganz im Gegenteil: Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass wir diese Spannung zwischen Arbeit, Familie und Gemeinde nicht lösen oder auflösen können aber wir müssen sie sehr wohl managen! Das ist ein himmelweiter Unterschied. Ich kenne viele Männer, die daran verzweifeln, dass sie das Problem nicht gelöst bekommen, die Balance zwischen Familie und Arbeit. Wenn auch Du in dieser Situation bist, möchte ich Dir zusprechen: Du kannst diese Spannung nicht lösen. Mit 24 Stunden am Tag abzüglich Zeit für Schlaf, Körperpflege und Essensaufnahme wirst Du es in den wenigsten Fällen schaffen, bei der Arbeit 120% zu geben und gleichzeitig voll für Deine Partnerin und Deine Kinder da sein.
Wie der Prediger in der Bibel uns lehrt, hat alles seine Zeit. Es gibt Zeiten, wo die Arbeit uns mehr fordert und die Familie temporär zurückstecken muss. Jetzt kommt das Managen ins Spiel: Wie kannst Du Deiner Frau und Deinen Kindern vielleicht anders etwas Gutes tun? Zum Beispiel einen schönen Ausflug als Ausgleich? Vor allem achte darauf, dass so ein Zustand nur eine Ausnahme bleibt, und kein Dauerzustand werden darf! Das meint auch das Managen: Es müssen auch wieder Zeiten kommen, wo Du Deine Arbeit in normalen Zeitfenstern erledigst und Du wieder für Deine Familie und Deine Gemeinde da bist.
Ich habe dieses Jahr z.B. angefangen, mir bewusst Zeiten für Gott, Zeiten für die Familie und Zeiten für mich in den Kalender zu schreiben. Und ich versuche konkret, die Tage meiner Arbeitswoche zu strukturieren: die Arbeit für Firma 1 an primär 2 festen Tagen in der Woche. Die Arbeit für Firme 2 an einem dritten festen Tag. Dann bleiben 2 Tage pro Woche Freiraum für Arbeit im Reich Gottes.
Auf der Suche
Häufig höre ich von Menschen, dass sie keine Berufung von Gott bekommen hätten. Sie warten teilweise schon Jahrzehnte auf ein klares Berufungswort von Gott, dass er sie in eine bestimmte Aufgabe beruft. Und während sie warten, blicken sie neidisch auf andere Menschen, die ihre Berufung kennen und ausleben und fangen an, an sich zu zweifeln: „Was mache ich falsch!? Warum hat der oder die einen einzigartigen Auftrag von Gott, und ich weiß mit meinem Leben nichts anzufangen?“
Ich denke, Berufung ist kein Privileg von einigen wenigen Super-Christen: Jeder, der an Jesus glaubt, ist automatisch berufen! Ich will das mal versuchen ein meinem eigenen Beispiel zu erklären: Meine ganz persönliche Berufung sehe ich darin, Menschen im deutschsprachigen Raum die göttlichen Finanzprinzipien der Bibel nahezubringen. Sei es in diesem Podcast, in Blogbeiträgen, in Seminaren oder Coachings. Dadurch werden Menschen in Ihrer Beziehung zu Gott gestärkt und in eine neue Freiheit geführt! Gleichzeitig wird aber auch das Reich Gottes gestärkt, wenn Finanzen zu Gottes Ehre freigesetzt werden!
Um diese Berufung zu formulieren, habe ich keine allgemeingültige biblische Formel gefunden, die sich in eine konkrete Berufung umzuwandeln lässt. Der Missionsbefehl gilt zwar uns allen, aber das ist ein Auftrag, und keine Berufung. Letztendlich sollte jeder versuchen den Platz zu finden, an dem er oder sie am sinnvollsten in Gottes Plan für die Welt mitwirken kann. Mir persönlich haben dabei zwei strategische Fragen geholfen:
1. Tue ich die richtigen Dinge ?
- Ist das, was ich aktuell tue, wirklich meine Berufung? In Eph. 2,10 lesen wir: „Denn wir sind Gottes Werk. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.“
- Du und ich, wir sind also Gottes Werk. Meisterhaft. Einzigartig. In der ganzen Menschheitsgeschichte gab es keinen Menschen wie Dich. Und bis unser Herr Jesus Christus wiederkommt, wird es auch keinen zweiten Menschen mehr geben, der so ist wie Du!
- Daher bin ich der Überzeugung, dass Gott Dich nicht willkürlich oder ohne Grund so geschaffen hat, wie Du bist: Er hat Dich für eine ganz bestimmte Aufgabe mit Deinen Begabungen, Fähigkeiten und Eigenschaften erdacht.
- Wenn Du nicht sicher bist, ob Du in Deinem Leben an der richtigen Stelle bist, frage Gott! Und stell Dir selber ein paar Fragen, die Dir beim Finden Deiner Berufung helfen können:
- Überlege, was Deine Begabungen und Fähigkeiten sind!
- In welchen Bereichen bist Du besser als andere? Was kannst Du besonders gut?
- Was tust Du gerne in Deiner Freizeit?
- Bei welchen Themen schlägt Dein Herz höher? Was ist Deine Leidenschaft?
- Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: In welchen Bereichen würdest Du die Welt ein Stück besser machen wollen?
- Bei welchen Tätigkeiten, an welchen Orten oder im Umgang mit welchen Menschen spürst Du eine tiefe innere Freude und Zufriedenheit? Wo blühst Du auf?
Deine Antworten auf diese Fragen werden nicht zufällig so sein, wie Du sie formulierst! Du bist kein Produkt des Zufalls, sondern von Gott so geschaffen wie Du bist: Wenn Du die genannten Fragen beantwortest, dann bin ich sicher, wirst Du Deiner Berufung einen großen Schritt näher sein: dem Platz, an dem Gott Dich haben möchte, am Ziel und Sinn für Dein Leben!
2. Tue ich die Dinge richtig ?
- Wir sind der Wohnsitz und die Adresse des himmlischen Vaters auf der Erde. Genau hier sollen wir die Begabungen und Fähigkeiten, mit denen Gott uns ausgerüstet hat, so einsetzen, dass Gottes Gnade und Wahrheit die Welt durchdringen. Den genauen Platz hierfür, das „WO“, zeigt uns unsere Berufung. Aber manchmal ist das „WIE“ unklar.
- Bei der Frage, ob ich die Dinge richtig tue, geht es in der Welt um Effizienz. Im Reich Gottes würde eher von guter Haushalterschaft sprechen: Wie kannst Du Deine Begabungen, Deine Zeit und Dein Geld am sinnvollsten einsetzen, um Deine Berufung auszuleben?
- Vielleicht kennst Du auch Deine Berufung ganz genau, und trotzdem fühlt es sich nicht mehr nach Feuer und Kraft an, sondern laugt Dich aus und nimmt Dir jede Freude? Dann kann es auch in der Berufung an der Zeit sein, innezuhalten und sich die vorherigen Fragen zu stellen. Wie kannst Du Dinge ggf. ganz neu anpacken, anders organisieren oder aus einem anderen Blickwinkel betrachten?
- Sprich mit Gott und sei offen, Dich ganz neu von ihm inspirieren zu lassen. Trau Dich, neue Wege mit Gott auszuprobieren.
- Vergiss nicht: Gott hat Dich für Deine Berufung geschaffen! Du wirst nirgendwo eine tiefere Erfüllung und beständigere Freude beim Arbeiten verspüren, wie wenn Du weißt, dass Du genau das tust, wofür Gott Dich vor Anbeginn der Zeit erdacht hat!
- Das heißt nicht, dass es in der Berufung nicht auch Rückschläge und Enttäuschungen geben kann. Aber Du kannst anders mit Rückschlägen und Enttäuschungen umgehen, wenn Du Dich von Gott für Deine Tätigkeit bestimmt weißt!
Gottes Herrschaftsgebiet
Ich durfte feststellen, dass nicht jeder dazu berufen ist, als Missionar ca. nach Afghanistan oder China zu gehen! Ich selbst hatte als Kind und Jugendlicher furchtbare Angst, Gott könnte mich als Missionar nach China schicken. Nach einer Predigt, die mein Herz ganz tief berührte, habe ich dann meinen inneren Widerstand aufgegeben und gebetet: „Gott, hier bin ich. Wenn Du es willst, dann sende mich, wenn es sein muss auch nach China! Gebrauche mich und tue mit mir, was Du willst!“ Ich hatte dieses Gebet in meinem Herzen kaum zu Ende gesprochen, da erfüllte mich eine derartige Liebe und Frieden, das war grandios! Bis heute hat Gott mich nicht nach China gesendet. Doch seit jenem Tag habe ich Frieden darüber, weil ich weiß: Gott ist gut, und er hat einen guten Plan für mein Leben! Auch wenn es in China wäre.
Genauso wie nicht jeder zum Missionar berufen ist, ist auch nicht jeder zum vollzeitlichen Dienst im Reich Gottes bestimmt. Wenn wir alles in unserem Leben für Jesus tun und Jesus der Herr über alle Bereiche meines Lebens sein darf, dann umfasst sein Herrschaftsgebiet auch meinen Arbeitsplatz. Dann wird auch mein Schreibtisch oder meine Werkbank zu einem heiligen Ort, der Jesus gewidmet ist.
Wenn Dein Herz an jedem Euro hängt, wird Dein Herz ganz schön schwer werden! Wenn Du aber in Deiner Berufung lebst und arbeitest, dann bist Du in keinem Hamsterrad, sondern an einem heiligen Ort Gottes, bereit sein Reich zu bauen: egal in welchem Beruf, egal an welchem Ort, egal in welchem Umfeld. Aber setze alles daran, diesen Platz zu finden, den Gott für Dich vorgesehen hat, um in Deiner Berufung zu leben! Und bleibe offen im Hören auf Gott: Gott ist dynamisch, und manchmal ändert sich der Platz, an den Gott uns stellen möchte: wie z.B. bei Mose oder David.
Gottes Versorgung
Meine Berufung ist es, Menschen die göttlichen Finanzprinzipien der Bibel zu vermitteln. Natürlich lässt sich diese Berufung wunderbar mit meinem Beruf als „Finanzberater für nachhaltiges Investment“ kombinieren. Doch gleichzeitig hat Gott mir einen zusätzlichen Versorgungskanal über eine andere Firma zur Verfügung gestellt, der meine Familie und meine Angestellten gut versorgt. Diese Versorgung Gottes gibt mir den Freiraum, auch außerhalb meiner Beratertätigkeit 2 Tage die Woche an der Berufung zu arbeiten. Daher erfüllt nicht jede meiner Tätigkeiten direkt meine Berufung, aber doch dienen sie alle dem großen Auftrag, der über meinem Leben steht.
Nur, weil Dein Beruf nicht Deiner Berufung entspricht, musst Du aus meiner Sicht also nicht gleich den Arbeitsplatz wechseln! Wenn Deine Berufung auf einer Tätigkeit z.B. in der Familie, der Gemeinde oder in einem anderen Ehrenamt liegt, dann kann auch Dein Beruf Dir als Versorgungskanal von Gott finanziell den Rücken freihalten, um Deine Berufung in der Freizeit zu leben. Gleichzeitig kannst Du an Deinem Arbeitsplatz als Botschafter Gottes wirken!
Wenn Du aber Deine Berufung mit Gott geklärt hast und feststellst, Deine Tätigkeiten bei der Arbeit oder auch in der Gemeinde haben rein gar nichts mit Deiner Berufung zu tun, dann sollte es tatsächlich auch eine Option für Dich sein, Dich von Jobs oder Tätigkeiten zu trennen. Ich selbst habe mich z.B. von Geschäftsbereichen getrennt, weil sie nicht meiner Berufung dienten und mir nur wertvolle Ressourcen nahmen.
Checkpoints
Arbeit hat einen großen Stellenwert in unserem Leben.
Wir können die Spannung zwischen Arbeit und Familie nicht auflösen, sondern müssen sie managen.
Zwei Fragen, um den richtigen Platz im Leben zu finden: Tue ich die richtigen Dinge? Tue ich die Dinge richtig?
Es geht darum, Deine eigene Berufung zu finden und in ihr unterwegs zu sein.