Finanzen in der Bibel

Als Portal Bibel-Finanz.de behaupten wir, dass die Bibel viele wertvolle Hinweise für den Umgang mit Geld und Besitz liefert und grundlegende Wahrheiten über Finanzen vermittelt. Nun ist natürlich die Frage berechtigt, ob dies auch tatsächlich der Fall ist?

Selbst regelmäßige und fleißige Kirchgänger hören zu diesen Themen relativ wenig in Predigten. Wenn doch, dann geht es meist um die gut oder weniger gut versteckte Bitte, ein akutes Finanzloch der Gemeinde zu stopfen. Teilweise werden Finanz-Themen in Kirchen und Gemeinden sogar als ungeistlich und damit unwichtig abgetan.

Was nun richtig ist wollen wir in diesem Beitrag untersuchen: Hat die Bibel etwas zum Thema Finanzen zu sagen? Oder ist die Behauptung ein Paradoxon, dass die heilige Bibel Aussagen über Finanzen enthalten soll?

Finanzen in der Lehre Jesu

Im Zusammenhang mit Finanzen, die Gott uns Menschen anvertraut, fällt häufig der Begriff der „Haushalterschaft“. Zu diesem Thema gibt es im Kontext von Geld und Besitz in der gesamten Bibel 2.350 Verse, sodass wir dem Thema Haushalterschaft einen eigenen Beitrag gewidmet haben.

In Matthäus 23,10 lesen wir:

Ihr sollt euch auch nicht ›Lehrer‹ nennen lassen, denn nur einer ist euer Lehrer: Christus.

Daher wollen wir bezüglich der Finanzen einen Blick ins Neue Testament werfen, ob Jesus in seinen Predigten über Geld und Finanzen spricht. Und tatsächlich: Die Verantwortung des Menschen für Geld und Finanzen scheint auf der Agenda von Jesus Christus ganz oben gestanden zu haben:

2.350 Verse

In der gesamten Bibel sprechen 2.350 Verse über die Themen Finanzen und Haushalterschaft, allein im Neuen Testament ist es jeder 6. Vers.

16 Gleichnisse

16 von den insgesamt 38 Gleichnissen Jesu (42,1%) handeln von dieser Verantwortung des Menschen für Geld und Finanzen.

1 Jünger

Sogar 8,3% der Jünger (einer von 12) war(en) für die Verwaltung der Finanzen zuständig (Joh. 12,6 / 13,29). Dass gerade dieser eine am Ende Jesus verriet, mag kein Zufall sein…

Vor diesem Hintergrund fragte der US-Prediger Jim Wallis verwundert, wie Kirchen und Gemeinden ein derart zentrales Thema beiseiteschieben können – insbesondere dann, wenn sie für sich in Anspruch nehmen, dass ihr Glaube einzig und allein auf der Bibel basiert. Und so möchte ich auch für freikirchliche Pastoren nicht die Ausrede zählen lassen, dass Predigten über Geld leicht als Wunsch nach einer Gehaltserhöhung missverstanden werden könnten.

Ich bin überzeugt, dass Mammon uns dazu verleitet hat, Geldangelegenheiten totzuschweigen: Über Geld spricht man nicht. Doch Jesus ließ sich den Mund nicht verbieten! Aber was ist der Grund, dass Jesus in seiner Gebrauchsanweisung für ein gelingendes Leben so viel über Geldangelegenheiten spricht?

Warum predigt Jesus über Finanzen?

Bei der Suche nach Antworten bis ich bei zwei Gleichnissen aus dem Evangelium des Lukas hängengeblieben. Im ersten Gleichnis aus Lukas 19 erzählt Jesus ab Vers 12 die Geschichte von einem Mann aus einer vornehmen Familie. Er reiste in ein fernes Land, um sich dort zum König über sein Volk krönen zu lassen und dann zurückzukehren. Vor seiner Abreise rief er zehn seiner Diener zu sich und gab ihnen Geld, einem jeden ein Pfund. Dann sagte er: „Arbeitet damit, bis ich wiederkomme!“

Nach seiner Rückkehr versammelte er die zehn Diener vor seinem Thron und fragte sie, welchen Gewinn sie mit dem Geld erzielt hatten. Ab Vers 16 antwortet der erste Knecht:

 „Herr, ich habe das Zehnfache deines Geldes als Gewinn erwirtschaftet.“ „Ausgezeichnet!“, rief der König. „Das hast du gut gemacht! Weil du dich in dieser kleinen Aufgabe bewährt hast, sollst du Macht (gr. exousia: Vollmacht, Autorität) über zehn Städte haben.“

Dieses Gleichnis lehrt uns zwei wichtige Lektionen: Zum einen müssen wir eines Tages (spätestens bei Jesu Rückkehr auf die Erde) Rechenschaft ablegen. Rechenschaft für den Umgang mit den Finanzen, die Gott uns anvertraut hat. Haben wir Geld und Besitz für eigene Zwecke genutzt und damit Missmanagement betrieben? Oder haben wir sie treu eingesetzt, um den Gewinn für unseren Herrn im Reich Gottes zu maximieren? Wird Jesus dann auch zu uns sagen können: Ausgezeichnet, das hast Du gut gemacht, Du treuer Knecht?

Zum anderen kann unser Umgang mit Geld zu einem Gradmesser für unser geistliches Wachstum werden! Wenn wir im Umgang mit Geld treu nach Gottes Anweisungen und seinen Zielen handeln, wird Gott uns mehr anvertrauen und unsere geistliche Vollmacht und Autorität werden zunehmen. Das hier verwendete Wort für Macht ist das gleiche, dass Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt wählte, als er sagte (Mat. 28,18): Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.

Der (un)treue Verwalter

Das zweite Gleichnis ist vielleicht eines der schwierigsten Bilder, die Jesus uns hinterlassen hat. In Kapitel 16 des Lukasevangeliums erzählt er von einem verschwenderischen Verwalter, der bei seinem Auftraggeber in Ungnade gefallen ist. Um sich bei Geschäftspartnern seines Herrn in ein gutes Licht zu stellen, fälscht er deren Rechnungen bzw. korrigiert den geschuldeten Betrag um 20-50% nach unten.

Jesus lobt anschließend nicht die Veruntreuung des Geldes, schließlich fordert Jesus von seinen Haushaltern immer wieder, dass sie treu sein soll. Nein, Jesus lobt den Mann für seine Klugheit und Weitsicht, das Geld in Beziehungen zu Menschen zu investieren. Denn Geld und Besitz vergehen, Menschen und Beziehungen bleiben. Jesus schließt ab Vers 10:

 "Nur wer im Kleinen ehrlich ist, wird es auch im Großen sein. Wenn ihr bei kleinen Dingen unzuverlässig seid, werdet ihr es auch bei großen sein. Geht ihr also schon mit dem ungerechten Mammon nicht treu um, wer wird euch dann die Reichtümer des Himmels (gr. alethinós: das Wahrhaftige) anvertrauen wollen?"

Auch in diesem Gleichnis betont Jesus den direkten Zusammenhang zwischen unserem Umgang mit Geld und Besitz auf der einen sowie unserem geistlichen Zustand auf der anderen Seite. Unser Umgang mit Finanzen beeinflusst die Qualität unserer Beziehung zu Gott und entscheidet über den Umfang der geistlichen Segnungen, die Gott uns aus dem Himmels zukommen lassen möchte.

Wenn wir schon im Umgang mit Geld und Besitz nicht treu sind (also als Gottes Verwalter Missmanagement betreiben), wird Gott uns auch keine größeren geistlichen Segnungen zukommen lassen. Im Anschluss wiederholt Jesus seine Warnung: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Finanzen sind ein geistliches Thema

Das Thema Finanzen als ungeistlich und unwichtig für Christen aus der Lehre auszuklammern, ist also höchstgefährlich, denn es beeinflusst unser geistliches Wachstum!

In Gesprächen mit Christen über dieses Thema treffe ich v.a. auf zwei Gruppen: Die einen sagen: „Geld ist für mich nicht wichtig!“ Einige von ihnen haben leicht reden: sie haben mehr Geld zur Verfügung als Sie für ihre Grundbedürfnisse benötigen, sind aber schlechte Haushalter. Andere Christen kämpfen jeden Monat um das finanzielle Überleben. Sie haben kaum den finanziellen Spielraum, Mittel in das Reich Gottes zu lenken und hätten schon gerne mehr Geld zur Verfügung, trauen sich aber nicht diesen Wunsch öffentlich auszusprechen. 

Egal, wie Du aufgestellt bis: Wenn der Umgang mit Geld und Besitz für Gott einen derart hohen Stellenwert hat, solltest Du Dich ebenfalls mit diesem Thema auseinandersetzen. Denn sein Gegenspieler wird alles daransetzen, uns von Gottes Finanzwegen abzubringen. Wie er das tut, betrachten wir in einem weiteren Beitrag: Wer oder was ist Mammon?