Würde Jesus einen Finanzberater haben?

Würde der Menschensohn unseres unglaublich liebevollen und unendlich reichen Vaters im Himmel einen Finanzberater haben? Egal, wie Du das Leben Jesu interpretierst und seinen „Vermögenswert“ schätzt: unter Berücksichtigung seines Umfelds waren zumindest nicht alle Menschen arm, die Jesus umgaben.

Vielleicht war Jesus selbst auch gar nicht so arm, wie viele von uns glauben. Zumindest deutet seine Kleidung darauf hin: ein gewebtes Untergewand aus einem Stück (ohne Naht) entsprach eher der Kleidung der Reichen (Johannes 19,23). Auch hatten Jesus und seine Jünger so viel Geld zur Verfügung, dass sie regelmäßig den Armen gaben (Johannes 13,29). Die Männertruppe hatte sogar einen Apostel dafür abgestellt, dass er die gemeinsamen Finanzen verwalteten sollte: Judas Iskariot (Johannes 13,9). Und obwohl dieser sich regelmäßig an der Kasse bereicherte (Johannes 12,6), war stets genug für alle da.

Um unsere hypothetische Fragestellung beantworten zu können, wollen wir daher annehmen, Jesus hätte Geld zum Anlegen und Investieren zur Verfügung – aber hätte er dann auch einen Finanzberater gehabt?

Brauchen wir Ratgeber?

Um die Antwort vorweg zu nehmen: ich würde die Frage mit einem klaren „JA“ beantworten! In der Bibel werden wir immer wieder dazu aufgefordert uns Ratgeber zu suchen:

Ohne guten Rat scheitern die meisten Pläne, viele Ratgeber aber garantieren den Erfolg!

Sprüche 15,22

Ganz schön mutig hier von „garantieren“ zu sprechen, oder? Diese Aussage entspricht so gar nicht unserem gesellschaftlichen Bild von Ratgebern. Denn der Volksmund hat sich mit „viele Köche verderben den Brei“ abspeisen lassen.

Hinter dem Sprichwort steht die Annahme, dass man am besten nur wenige Ratgeber haben sollte. Gerade im Bereich der Finanzen leben wir häufig nach diesem Motto und vertrauen unsere finanziellen Angelegenheiten maximal einem Berater an, wenn wir sie nicht sogar selbst zu regeln versuchen.

Sogar Ehepartner scheinen in christlichen Familien nicht immer als Berater zu taugen: In vielen Coaching-Gesprächen mit Paaren begegnen uns ein fehlender finanzieller Überblick, Misstrauen und eigenmächtige Entscheidungen mit teils verheerenden Folgen.

Lernen von den ersten Christen

Ich bin der Überzeugung, dass die Bibel und somit Gott höchstpersönlich uns dazu auffordert und herausfordert, Finanzen nicht zu einem Tabu-Thema werden zu lassen. Die ersten Christen in der Urgemeinde (nachzulesen in der Apostelgeschichte) gingen sogar weit darüber hinaus. Sie alle haben ihr Vermögen in die Gemeinde hineingebracht und keiner besaß noch etwas für sich selbst.

Ich würde mir sehr wünschen, dass Finanzen in unseren Kirchen ähnlich transparent, präsent und gleichzeitig gelassen behandelt werden. Doch wir haben uns an ein Schubladendenken gewöhnt und fallen so oft in Verhaltensmuster zurück, die uns einreden, dass es besser wäre finanzielle Anliegen nicht offen zu kommunizieren bzw. mit vielen Ratgebern zu besprechen.

Vielleicht bedrückt uns der Scharm vor unserer eigenen finanziellen Situation? Oder ist es die Angst vor Neid über meinen finanziellen Status? Oftmals kommen uns klischeehaftes Gedanken wie

  • „Der kann es sich ja leisten!“
  • „Die könnte ruhig ein bisschen großzügiger sein…“
  • „Wenn ich so viel Geld hätte wie …, dann würde ich ganz anders damit umgehen!“
  • „Wenn ich so wenig hätte wie …, dann würde ich aber mein Geld für andere Dinge ausgeben als …“
  • usw.

Mit diesen und ähnlichen Gedanken machen wir uns am Ende des Tages das Leben selbst schwer. Anstatt über andere zu urteilen: Warum suchen wir nicht das Gespräch mit und den Rat von Menschen, die so scheinbar anders sind als wir? Ich denke, ein solcher Austausch wäre für beide Seiten richtig wertvoll.

Gibt es ehrliche Finanz-Ratgeber?

Aus vielen Gesprächen kenne ich den Vorwurf, dass Ratgeber und insbesondere Finanz- & Vermögensberater ihr Lebenselixier einzig aus dem Verkauf ihrer Produkte ziehen. Solchen Ratgebern würde Jesus sich mit Sicherheit nicht anschließen. Der schlechte Ruf der Finanzbranche hat zwar leider seine traurigen und wahren Ursachen, doch es soll auch eine andere Spezies an Ratgebern geben. Ich würde mich sogar aus dem Fenster lehnen und meinen, dass es davon eine ganze Reihe gibt: Ratgeber, die wirklich ihre Berufung als Berater leben und nicht im Verkauf von Produkten ihren Lebensinhalt sehen.

Doch wer sollte nun zu unseren Ratgebern gehören? Wo finde ich Rat rund um meine Finanzen? Ich glaube auch hier ist es nur logisch und sinnvoll in die Bibel zu schauen und zu prüfen was Gott uns hierzu mitgegeben hat. Mir persönlich sind hierbei drei Punkte wichtig:

1. Die Bibel selbst

Die Bibel selbst kann und ist uns auch im finanziellen Umgang mit unseren Besitztümern und unserem anvertrauten Geld ein großartiger Ratgeber! In den Psalmen 110,24 oder Psalm 119, 98-100 werden wir förmlich dafür begeistert und ermutigt Gottes Prinzipien und seine Weisungen uns als Ratgeber zu Nutze zu machen!

Ich habe Freude an deinen Weisungen, denn sie sind mir ein guter Ratgeber!“ / „Durch deine Gebote bin ich meinen Feinden überlegen, denn sie sind mein ständiger Begleiter. Ich habe größere Erkenntnis als meine Lehrer, denn ich denke unablässig über deine Ratschläge nach. Ich bin klüger als die Alten, denn ich habe deine Gebote befolgt…!

Was die Bibel konkret über den Umgang mit Finanzen lehrt, möchten wir Euch in unserem Blog, aber auch in unseren Coachings und Seminaren vermitteln.

2. Das Gebet

Wir ermutigen immer wieder unsere Mandanten über ihre finanziellen Entscheidungen zu beten. Auch wir als Ratgeber beanspruchen nicht den Allwissensstatus für uns. In unserer menschlichen Begrenztheit sind wir uns bewusst, dass wir nicht in die Zukunft voraussehen können. Somit ist es doch nur die logische Konsequenz, dass wir den, der alles geschaffen hat und alles weiß und uns bedingungslos liebt, in unsere Finanzentscheidungen einzubeziehen.

Nur er ist im stande, uns seinen Frieden für Entscheidungen zu schenken, der weit höher ist als alle menschliche Vernunft und alles rationale Kalkül. Daher können Entscheidungen, die wir und Gott im Gebet für „gut“ befinden, am Ende nach menschlichem Ermessen auch alles andere als „gut“ aussehen,  doch das ist ein eigenes Blog-Thema wert!

3. Andere Christen

In Psalm 37,30-31 steht: Ein Mensch, der zu Gott gehört, redet weise und gerecht. Das Gesetz seines Gottes trägt er in seinem Herzen, darum weicht er nicht vom richtigen Weg ab. Natürlich dürfen und sollten solche Menschen auch unsere Ratgeber sein! Die Bibel ermutigt uns hier unsere Familie, die Eltern und Freunde als Ratgeber mit einzusetzen.

Dabei gilt aber natürlich zu beachten, dass Ratgeber nicht für uns entscheiden sollen! Wir selbst sind dazu aufgefordert, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Wir dürfen allen Rat annehmen und für uns verarbeiten, doch kein anderer Mensch kann uns Entscheidungen abnehmen.

Die Bibel geht bei Ratgebern sogar noch einen Schritt weiter, indem sie uns empfiehlt, den Rat der „Gottlosen“ zu vermeiden. In Psalm 1,1 steht dazu: Glücklich zu preisen ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht denselben Weg geht wie jene, die Gott ablehnen, wer keinen Umgang mit den Spöttern pflegt.

Ich selbst durfte Menschen kennenlernen, die mir hier ein ganz neues Verständnis für diesen Vers gegeben haben: Sie hatten ein Problem, Ratgeber für Ihre Finanzen zu finden, da sie selbst über viel Vermögen und Einkommen verfügten. Gleichzeitig erwies es sich als schwierig, dass Nichtchristen ihre Haltung zu Finanzen nicht nachvollziehen konnten, z.B. beim Geben des 10ten Teils.

Abschließend möchte ich betonen, dass Christen nicht per se die besseren Ratgeber sind. Doch tief im Herzen haben sie oftmals eine andere Sicht auf die Welt, da sie von anderen Moralvorstellungen und biblischen Werten geprägt sind.

Wer darf Dir Ratgeber sein?

Ich wünsche uns, dass wir uns durch die Bibel neu motivieren lassen, uns Ratgeber zu suchen. Gute Ratgeber, denen wir die Autorität geben, dass sie in unser Leben hineinsprechen dürfen.

Auch wenn das anfangs vielleicht komisch wirken mag, bin ich der festen Überzeugung, dass die Bibel, das Gebet und weise Ratgeber uns in allen Lebensbereichen dienlich sind. Sie werden uns dazu verhelfen, unsere finanziellen Entscheidungen besser zu überdenken, sie besser zu reflektieren und am Ende auch die Entscheidungen selbst besser zu treffen!