Nein, wenn sich jemand als Frugalist bezeichnet, hat das nichts mit der Ernährung zu tun, wie ich schon gefragt wurde. Frugalisten sind keine Frutarier oder Fruganer, die sich vegetarisch auf der Basis von Früchten ernähren. Frugalisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders sparsam leben. „Frugal“ kommt aus dem englischen und bedeutet schlicht, bescheiden oder eben auch sparsam, und das kennzeichnet den gesamten Lebensstil der Frugalisten.
Diese Sparsamkeit oder der Minimalismus in materiellen Dingen dienen aber nicht in erster Linie dazu, sich und sein Leben von unnötigem Ballast freizuhalten. Frugalisten sparen den größten Teil Ihres Einkommens und investieren ihn aus einer ganz anderen Motivation. Primäres Ziel ist es, deutlich vor dem gesetzlichen Rentenbeginn in Rente zu gehen, z.B. mit 45 oder sogar mit 40 Jahren, um auf diese Weise finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit zu erleben.
Entstehung
Die Entstehung des Frugalismus als Bewegung und Lebensweise wird mit Erscheinen des Buchs „Your Money or Your Life“ von Vicki Robin und Joe Dominguez aus dem Jahr 1992 in Verbindung gebracht. Vicki war eine Umweltaktivistin, die nach ihrer mehr oder weniger erfolgreichen Schauspielkarriere durch die USA reiste. Und dort lernte sie den ehemaligen Investmentbanker Joe kennen. Dieser Joe war mit 31 in Rente gegangen, weil seine Kapitalerträge seine Lebenshaltungskosten locker deckten. Es begann eine enge Freundschaft und beide entwickelten die Idee, dass Geld nicht nur zum Verkonsumieren da ist, sondern eine Art Lebensenergie darstellt, die wir einsetzen können, um unser Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Und ich muss zugeben, diese Idee ist durchaus reizvoll! Wenn man nicht einfach nur auf seiner Couch hockt und über die böse Welt mit oder ohne Corona jammert, sondern sich selber fragt: was brauche ich eigentlich, um ein zufriedenes und sinnerfülltes Leben zu führen? Häufig stellen wir dabei fest: für die Sachen, die das Leben nicht nur füllen, sondern wirklich erfüllen, da braucht man eigentlich gar nicht so viel Geld!
Überhaupt sich über die eigenen Ausgaben Gedanken machen, und nicht einfach blind zu konsumieren. Auch damit kann ich mich anfreunden. Unter dem Stichtwort der GENUG-Summe lehren wir ja auch genau das in unseren Seminaren: über verschiedene Budgets die Ausgaben-Summe zu ergründen, mit der ich monatlich zufrieden und glücklich sein kann, ohne ständig mehr und mehr von allem haben zu müssen.
„Wenn…Dann…“
Soweit so gut. Doch bei den Frugalisten, mit denen ich bisher in Kontakt kam, ging es im Kern immer um die Idee, mit spätestens Mitte 40 soviel Geld angespart zu haben, dass man aus dem Arbeitsleben aussteigt und dann selbstbestimmt nur das tut, was einem gefällt. Und auch hier muss ich gestehen, fühle ich mich ertappt. Diesen oder ähnliche Wünsche kenne ich auch aus meinem Leben: Wenn Du so und so viel Geld auf dem Konto hast, dann… dann gehe ich auf die Bibelschule oder studiere Theologie. Vielleicht kennt Ihr ähnliche „wenn… dann…“ Gedankenspiele von Euch selbst. Ich lehne mich jetzt vielleicht etwas weit aus dem Fenster, aber ich glaube: diese Gedanken kommen von der falschen Seite, auf jeden Fall aber nicht von Gott!
Wenn Du auf eine Bibelschule gehen möchtest oder gar den Eindruck hast, das könnte Gottes Plan für Dich sein: dann mach diese Entscheidung niemals abhängig von Deinem Bankkonto! Wenn Du Geld für Gottes Reich geben möchtest, dann frage Gott und tue es – aber mach es niemals abhängig von der Höhe Deines Einkommens! Der Ruf Gottes ist entscheidend, nicht Deine finanzielle Lage!
Und ich glaube, es ist eine Lüge des Teufels, die uns auf später vertröstet. Wenn Du erstmal den Betrag X auf Deinem Konto hast, dann kannst Du auf die Bibelschule gehen, dann wirst Du etwas für die Gemeinde spenden, dann kannst Du ein selbstbestimmtes Leben führen! Aus meinem eigenen Leben kann ich nur sagen: Es funktioniert nicht. Und das deckt sich leider mit der Erkenntnis aus vielen Gesprächen.
Wenn unser Konto wirklich den einmal angestrebten Kontostand erreicht hat, hat Mammon uns schon lange gepackt, unsere Ansprüche gesteigert, und plötzlich setzen wir die Summe bzw. die ursprüngliche Grenze deutlich höher.
Oder beim Monatseinkommen: Wie oft habe ich schon gehört (nicht nur von mir selbst): Wenn ich die nächste Gehaltsstufe erreiche, dann… Oder wenn ich mit einem Jobwechsel Summe x pro Monat verdiene, dann… auch hier leider: Mammon verleitet uns, die GENUG-Summe immer weiter nach oben zu verschieben, so dass wir uns immer weiter von unserem ursprünglichen Ziel und Lebensstandard entfernen. Und auch unsere alten Gelübde vor uns selbst oder gar Gott gegenüber sind plötzlich weiter weg als je zuvor.
Vielleicht sind Frugalisten an dieser Stelle sogar besser aufgestellt, weil sie ihre Genügsamkeit und ihren Lebensstandard mit einem klaren großen Ziel verbinden: der Ruhestand mit 45 Jahren! Weil ich diese Idee so faszinierend fand, habe ich angefangen zu forschen, was die Bibel zu diesem Lebensentwurf sagen könnte.
Arbeit als Übel?
Was macht die Arbeit der Frugalisten eigentlich so schrecklich, dass sie unbedingt mit spätestens 45 Jahren damit aufhören wollen? Das entspricht ehrlich gesagt nicht meinem Verständnis von Arbeit. Die Arbeit ist ein Platz, an dem ich Gott und Menschen dienen kann. Ich denke eher: wenn Deine Arbeit so furchtbar ist, dass Du so schnell wie möglich raus möchtest aus Deinem Job: ja, dann suche Dir eine Arbeit, die Dir Freude macht! Eine Arbeit, die vielleicht sogar Deiner Berufung entspricht oder zumindest Deine Berufung fördert.
Ich mag auch das Wort Work-Life-Balance nicht sonderlich, weil es suggeriert, Leben und Arbeit wären zwei gegensätzliche Bereiche. Wir können von einer Life-Balance sprechen, aber die Arbeit gegen das Leben auszuspielen, halte ich für den falschen Ansatz: die Arbeit ist ein Teil unseres Lebens, das war in biblischen Zeiten so und das hat sich bis heute nicht geändert, und wir tun gut daran, die Arbeit nicht als ein schlimmes Übel zu verteufeln. Ehrlich gesagt, wenn Gott mir die Gnade schenkt, würde ich lieber mit 80 Jahren noch so richtig anpacken und etwas bewegen, als mit 45 nur noch an den Stränden der Welt zu sitzen. Na klar ist der Gedanke reizvoll, vielleicht mal für eine Woche, oder auch 2 oder 3, aber gar nicht mehr arbeiten?
Zu dem Wunsch, ab 45 Jahren nicht mehr arbeiten zu wollen, hat auch die Bibel eine klare Stellung: Paulus schreibt in 2. Thessalonicher 3,10:
Denn schon damals, als wir bei euch waren, haben wir euch den ´Grundsatz` eingeschärft: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.
Das ist eine ganz klare Ansage! Letztendlich steht diese Aufforderung sogar in den zehn Geboten! Martin Luther hat das dritte Gebot verkürzt auf: Du sollst den Feiertag heiligen! Wenn wir im Original nachlesen, in 2. Mose 20,9 steht dort aber auch:
Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen!
Diese Aufforderung, 6 Tage die Woche zu arbeiten, taucht in den Büchern Mose immer wieder auf: 2. Mose 23,12 / 2. Mose 34,2 / 2. Mose 34,21 usw.
Daher frage ich mich: was ist die Motivation, nicht arbeiten zu wollen? Gut, ich könnte fromm sagen: um dann mehr Zeit für das Reich Gottes zu haben! Aber: Ehrenamt ist aus meiner Sicht auch Arbeit, auch wenn ich dafür nicht in Euros entlohnt werde! Arbeit im biblischen Sinn muss nicht bedeuten, dass es eine Arbeit ist, mit der ich Geld verdiene. Aber nur das tun, worauf ich gerade Lust habe? Das ist aus meiner Sicht kein biblisches Prinzip.
Von George Bernhard Shaw habe ich Zitat gelesen, dass mich zu diesem Thema total gepackt und begeistert hat. Ich habe es ein wenig verändert, aber sinngemäß sagt er:
Das ist die wahre Freude im Leben, sich für einen Zweck gebrauchen zu lassen, von dem Du erkennst, dass er größer und machtvoller ist als Du selbst. Die lebendige Kraft Gottes zu spüren und sie zu sehen, anstatt ein fiebriger, selbstsüchtiger, kleiner Erdklumpen von Unpässlichkeiten und Beschwerden zu sein, sich beklagend, dass weder das Reich Gottes noch die Welt sich dem Zweck verschrieben hat, mich glücklich zu machen. Ich bin der Meinung, dass mein Leben Gott gehört und seinem Königreich dient, und dass es mein Privileg ist, solange ich lebe für ihn zu kämpfen. Ich will mich vollständig verbraucht haben, wenn ich sterbe, denn je mehr ich mich gebe, desto lebendiger bin ich. Ich freue mich des Lebens um seiner selbst willen. Das Leben ist keine spärliche Flamme für mich. Es ist wie eine leuchtende Fackel, die ich für diesen Moment ergriffen habe, und ich will sie so hell wie möglich brennen lassen, bis ich sie an zukünftige Generationen weiterreiche.
Ich finde, dieses Zitat drückt herrlich aus, was die Bibel für unser Leben und die Arbeit als Teil unseres Lebens vorsieht! Ich möchte nicht unterstellen, dass Frugalisten selbstsüchtige kleine Erdklumpen sind, bitte versteht mich nicht falsch. Und doch finde ich es ein Stück weit egoistisch, nur an sich selbst und seine eigenen Befindlichkeiten zu denken.
Mit Deiner Arbeitszeit kannst Du Deine Berufung leben, Menschen dienen, Kollegen mit Jesus Christus in Verbindung bringen, Deinem Chef vorleben, was es bedeutet, nach christlich-jüdischen Werten der Bibel zu handeln. Du darfst Einkommenssteuern zahlen, um der Gesellschaft zu dienen. All diese Möglichkeiten fallen weg, wenn Du nicht mehr arbeitest. Auch das ließe sich fromm tarnen, indem ich freiwillig in Armut lebe. Doch auch das ist aus meiner Sicht nicht biblisch, sondern höchstens ein religiöser Geist, der aber nicht von Gott kommt. Dieser religiöse Geist setzt mich selbst in den Fokus und auf den Thron! Ich schaue auf meine eigenen Errungenschaften, auf meinen eigenen Verzicht, anstatt auf die Gnade Jesu Christi und die biblische Zusage zu vertrauen, dass Gott uns versorgen möchte! Um es ehrlich zu sagen: Armut aus Frömmigkeit heraus hat für mich nichts mit Demut zu tun, sondern eher mit dem Gegenteil: es ist Stolz.
Diese fromm getarnte, freiwillige Armut, um damit vielleicht besondere Heiligkeit auszudrücken, die aber meist mit einem zerknirschten Gesicht daherkommt, ist häufig purer Egoismus, der die Verantwortung für andere ablehnt. Gott möchte, dass wir ein Segen für andere um uns herum sind! Wenn wir Gottes Zusagen, dass er uns Versorgen möchte, in den Wind schreiben, dann schneiden wir damit nicht nur uns selbst von einem Teil seiner Segnungen ab, sondern auch andere! Wir wollen besonders fromm und demütig sein, handeln aber in Wahrheit egoistisch und stolz, weil wir die Güte Gottes zurückweisen. Das ist am Ende des Tages das genaue Gegenteil des Evangeliums!
Bitte versteht mich an dieser Stelle nicht falsch: Ich bin in keinster Weise Freund eines Wohlstandsevangeliums, nach dem jeder Christ reich wird, wenn er nur ein paar simple Regeln befolgt. Das steht genauso wenig in meiner Bibel wie das andere Extrem, dass jeder Christ arm sein muss. Es geht nicht um Armut oder Reichtum, es geht einzig darum, ein treuer Verwalter zu sein von den Dingen, die Gott uns anvertraut. Wenn Gott Dir sagt: Lebe in Armut! Dann ist das ok. Aber einfach aus einem religiösen Geist heraus aus ein solches Leben zu wählen, ohne den klaren Auftrag von Gott, ist in keinster Weise biblisch!
Überhebliche Pläne
Die Frugalisten, mit denen ich bisher zu tun hatte, hatten mächtige Excel-Tabellen erstellt. Dort tippen sie ihr Einkommen ein, ihre minimalen monatlichen Ausgaben, und berechnen dann, was sie monatlich zurück- bzw. anlegen können. Dann werden diese Sparraten mit einer fiktiven Verzinsung hochgerechnet, und im Alter von 45 Jahren steht dort plötzlich ein Guthaben von z.B. 500.000 EUR. Bei einem weiterhin minimalistischen Lebensstil und einer weiterhin angenommenen Verzinsung von x Prozent kann das Kapital dann bis zum statistisch hochgerechneten Todestag reichen. Das wären mir ehrlich gesagt ein paar unbekannte Variablen zu viel, um den Sinn meines Lebens daran auszurichten! Jakobus, der Halbbruder von Jesus, sagt dazu in Jakobus 4,13-16:
Nun zu euch, die ihr sagt: »Heute oder spätestens morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Wir werden ein Jahr lang dort bleiben, werden Geschäfte machen und werden viel Geld verdienen!« Dabei wisst ihr nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist schon euer Leben? Ein Dampfwölkchen seid ihr, das für eine kleine Weile zu sehen ist und dann wieder verschwindet. Statt solche selbstsicheren Behauptungen aufzustellen, solltet ihr lieber sagen: »Wenn der Herr es will, werden wir dann noch am Leben sein und dieses oder jenes tun.« Doch was macht ihr? Ihr rühmt euch selbst und prahlt mit euren überheblichen Plänen. Alles Rühmen dieser Art ist verwerflich.
Die aktuelle Zeit, in der wir mit Covid-19 leben, zeigt uns sehr eindrücklich, wie schnell Planungen über den Haufen geworfen werden können. Na klar, ich kann Hochrechnungen über meine Vermögensentwicklung aufstellen. Doch ich halte es für kritisch, an den Hochrechnungen meine Lebensplanung und vor allem sogar mein Lebensziel auszurichten. Auch das ist nicht Demut, sondern Hochmut, Jakobus spricht von „überheblichen Plänen“. Wir wissen einfach nicht, was morgen sein wird. Daher rät die Bibel uns, nicht zu weit in die Zukunft zu planen! Wir sollen uns eher jeden Tag aufs Neue von Gott führen lassen. Darum sagt auch Jesus in Matthäus 6,34:
Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.
Wo liegt die Priorität?
Ich halte es für ganz elementar, den eigenen Finanzweg mit Gott zu besprechen, was er sich mit den Finanzen vorstellt, die er uns anvertraut! Und auch, wenn wir auf diesem Weg schon unterwegs sind, ist es wichtig, offen zu bleiben für Gottes Reden!
In manchen Gesprächen mit Frugalisten hatte ich den Eindruck, dass dieses Ziel, mit 45 in Rente zu gehen, die alleroberste Priorität des Lebens ist! Diesem Ziel wird alles andere untergeordnet. Diese Konsequenz finde ich auf der einen Seite bewundernswert, wie ein Spitzensportler für den Erfolg alle Lebensbereiche unterzuordnen. Paulus gebraucht dieses Bild ja auch immer wieder: der Läufer, der den Siegeskranz gewinnen möchte, ein Bild für das ewige Leben! Und genau an der Stelle wird es kritisch! In den Gesprächen mit christlichen Frugalisten hatte ich teilweise den Eindruck, der Frugalismus wird zur eigenen Religion, zum Lebensinhalt! Und hier frage ich mich schon, ob die Motivation dann noch stimmt!
Zur Vorbereitung hatte ich einige Interviews mit Frugalisten gelesen, und häufig haben die Reporter gefragt: Was machst Du dann, wenn Du 45 Jahre alt bist? Spannender weise haben die meisten geantwortet: dass weiß ich noch nicht, dass sehe ich dann! Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet! Wenn ich 20 oder 25 Jahre bewusst auf Vieles oder fast alles verzichte, um dann mit 45 Jahren endlich frei zu sein: Dann habe ich kein konkretes Ziel für mein Leben? Die Freiheit von der Arbeit scheint also das oberste Ziel zu sein, der Lebensinhalt.
Jesus fordert uns in Mat. 6,33 auf, ganz andere Prioritäten zu setzen: Gott und sein Königreich sollen unsere oberste Priorität sein! Dann verspricht er, uns mit allem zu versorgen, was wir für ein aus seiner Sicht gutes Leben benötigen! Überspitzt könnte ich formulieren, der Lebensstil der Frugalisten dreht diese Zusage von Jesus um: Ich trachte vor allem und zuerst nach meiner eigenen Versorgung. Und wenn die dann irgendwann gesichert ist, dann kümmere ich mich um die Dinge, die mir wichtig sind, vielleicht auch das Reich Gottes!
Gott persönlich möchte Dein Versorger sein! Es ist seine Gnade, dass er Dich versorgt! Unser Job als Christ ist es, in erster Linie an Gottes Königreich mitzubauen! Unsere Versorgung soll und darf nicht die oberste Priorität in unserem Leben haben! Wenn Gott sagt: ich versorge Dich aus meiner Gnade heraus, wir aber unsere Versorgung lieber selbst krampfhaft in die eigenen Hände nehmen und Gottes Gnade zurückweisen, dann trennt uns das von Gott und seiner Gnade! Wir richten den Fokus auf uns und unsere tolle Strategie oder unsere Anstrengungen, anstatt anzuerkennen, dass wir komplett von Gott und seiner Gnade abhängig sind.
Wenn wir finanziell frei und unabhängig sein wollen, drückt das eigentlich nur aus, dass wir Gottes Zusagen und seiner Gnade nicht vertrauen, sondern die Versorgung besser in die eigenen Hände nehmen! Das ist eines der Paradoxe der biblischen Finanzlehre: finanzielle Freiheit werden wir nur in der Abhängigkeit von Gott erleben! Finanzielle Freiheit finden wir nicht dort, wo die Finanzwelt sie suggeriert: durch ein volles Konto, ein dickes Aktiendepot oder die Rente mit 45 Jahren! Finanzielle Freiheit können wir nur dann erleben, wenn wir uns zu 100% von Gottes Versorgung abhängig machen, und dafür ist der Kontostand total egal.
Verlasse das Boot
Wenn Du mit 40 oder 45 in Deinem Leben endlich die Dinge machen willst, die Dir wichtig sind: Warum wartest Du solange und machst es nicht sofort? Als Frugalist sagst Du ja gerade, dass wir für die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht viel Geld benötigen! Wofür sich also ein halbes Leben abrackern, um dann vielleicht genießen zu können? In Psalm 90 heißt es in den Versen 10 und 12:
Unser Leben dauert siebzig Jahre, und wenn wir noch Kraft haben, dann auch achtzig Jahre. Und was uns daran so wichtig erschien, ist letztlich nur Mühe und trügerische Sicherheit. Denn schnell eilen unsere Tage vorüber, als flögen wir davon. Lehre uns zu bedenken Gott, wie wenig Lebenstage uns bleiben, damit wir ein Herz voll Weisheit erlangen!
Das Leben aufschieben bedeutet nichts anderes als das Leben zu verpassen! Nach meinen Herzstillständen vor ein paar Jahren versuche ich eher jeden Tag, jede Begegnung, jedes Gefühl so intensiv zu leben, zu erleben, zu genießen als wäre es mein letzter Tag, denn keiner von uns weiß, was morgen sein wird, so steht es im Psalm. Ob 500.000 EUR dann mit 45 Jahren, noch immer bis zum Lebensende reichen werden, ob es meine sorgsam ausgewählten Anlagen dann überhaupt noch geben wird, oder ob ich mit 45 Jahren noch auf der Welt sein werde – wir wissen es nicht!
Von daher: wenn Du etwas tun möchtest, dann warte nicht auf den Tag x, an dem Du vielleicht eine bestimmte Summe zusammengespart hast, oder Dein Einkommen eine gewisse Höhe erreicht hat, oder Du eine bestimmte geistliche Reife erreicht hast oder was auch immer für Blockaden in Deinem Kopf sind! Wenn Gott Dir etwas aufs Herz legt, dann prüfe es, und fang an, gehe den ersten Schritt! Gott ist Dein Versorger! Wenn er Dich auf den Weg schickt, dann wird er sich auch um die nötige Versorgung kümmern! Unsere tägliche Herausforderung ist nur, wirklich daran zu glauben und Gott zu vertrauen, dass er es tun wird!
An dem Punkt möchte ich Dich challengen, denn dieses Vertrauen fällt selten einfach so vom Baum! Nur, wenn wir erste Schritte wagen, raus aus dem Boot unserer Komfortzone, raus aus dem Boot der Limitierungen unserer Vorstellungskraft. Erste Schritte, hinaus auf das Wasser, getragen nur von Gottes Zusagen und seinem heiligen Geist. Ich glaube, nur dort an diesem Ort können wir Gottes übernatürliche Versorgung wirklich erleben. Und nur dort können die Erfahrungen mit dem lebendigen Versorgergott unser Vertrauen zu ihm wachsen lassen!
In der deutschen Version von „Oceans (Where Feet May Fail)“ von Hillsong United heißt es am Ende:
Führ mich dort hin wo ich unbegrenzt vertraue
Lass mich auf dem Wasser laufen
Wo immer du mich hinführst
Führ mich tiefer als ich selber jemals geh’n kann
Das ich fest im Glauben stehe
In der Gegenwart des Retters
„Meer“
(Anja Lehmann)