Was sind Schätze im Himmel?!

Was sind Schätze im Himmel?!

Wenn Menschen ihre Altersvorsorge planen, haben Sie meist den Zeitraum vom Rentenbeginn bis zum Tod im Blick. Diese Zeitspanne ist nicht unwichtig, doch aus der Perspektive Ewigkeit ist es kurzfristig gedacht, nicht auch an eine Altersvorsorge für die Zeit nach dem Tod zu denken.

Was sagt Jesus über Schätze im Himmel?

Bevor Jesus in Matthäus 6 seine Zuhörer vor „Mammon“ warnt, fordert er sie auf: „Sammelt Euch Schätze im Himmel!“ Der Kontext dieser und anderer Bibelstelle mit ähnlichen Aufforderungen schließt aus meiner Sicht aus, dass es Jesus hierbei um rein geistliche Themen ging.

Wenn Jesus in den folgenden Versen über Gott, Mammon und materielle Versorgung spricht, sollten wir das griechische Wort „thesauros“ so verstehen, wie Jesus es wörtlich gesagt hat: einen Schatz, aber vor allem auch eine Schatz- bzw. Vorratskammer im Himmel.

Jesus nennt zwei Gründe, warum wir Schätze im Himmel sammeln sollen:

Sicherheit

Schätze im Himmel im Sinne einer himmlischen Versorgung sind zu 100% sicher. Mammon ist zwar bestrebt, uns Sicherheit von Geld und irdischem Besitz vorzugaukeln, doch sie können von Motten und Rost gefressen oder von Dieben gestohlen werden. Eine Vorsorge, die in Gottes Tresor verschlossen und von seinen Engeln bewacht wird, ist sicher bis in alle Ewigkeit. Spätestens bei diesem Zeithorizont müssen irdische Sicherheiten passen.

Herzenshaltung

Schätze im Himmel verführen nicht unser Herz. Jesus warnt uns, dass dort, wo unser Schatz ist, auch unser Herz sein wird. Mammon verlangt unsere Anbetung, indem wir ihm mehr vertrauen als dem lebendigen Gott. Wenn wir unser Vertrauen auf irdische Güter setzen, ist das Risiko sehr hoch, dass wir unser Herz daran hängen und uns die Sorgen um irdische Güter in Besitz nehmen. Doch Gott wünscht sich, dass unser Herz ungeteilt bei ihm bleibt (1Kön. 8,61)

Wie sammel ich Schätze im Himmel?

In einem anderen Beitrag erklären wir, was die Bibel unter dem Geben des Zehnten versteht. Das Sammeln von Schätzen im Himmel sind für mich Investitionen ins Reich Gottes, die über den Zehnten hinausgehen.

Als Haushalter Gottes dürfen wir unsere Wahrnehmung nicht von Mammon trüben und trügen lassen, unser Geld würde uns gehören. Nein, unser gesamter Besitz inkl. aller Guthaben wurde uns von Gott anvertraut, damit wir ihn in sein Reich investieren. Natürlich dürfen wir auch unsere Bedürfnisse nach Rücksprache mit ihm aus diesem Vermögen stillen, doch der primäre Auftrag des Eigentümers lautet: Baue mein Königreich und mache meinem Namen Ehre!

Auch für Nicht-Christen kann es lohnend sein, diesen Gedanken zu Ende zu führen: Warum nicht in soziale und ökologische Projekte investieren, die unserem Körper, unserer Seele und unserem Geist in Zukunft zugutekommen? Vielleicht bewirkt eine großzügige Schenkung einen direkteren, positiveren und größeren Rückfluss in unser Leben als das klassische Verleihen von Geld an ein Finanzinstitut? Ich denke z.B. an Sozialprojekte, partizipative ökologische Landwirtschaft, die Begrünung von Städten oder Sanierungen zu energieerzeugenden Häusern. Auf diese Weise lösen wir uns von dem negativen Gedanken der Profitmaximierung und stellen Menschen, die Gesellschaft und unsere Umwelt wieder ins Zentrum des Wirtschaftens.

Das Wort investieren stammt vom lateinischen Verb „investire“: anziehen oder bekleiden. In seiner ursprünglichen Bedeutung meinte „investieren“ nicht nur einen Aufwand zu betreiben, um etwas zu erreichen. Es beschrieb auch den Vorgang, eine Person in ein geistliches Amt einzusetzen und so mit Amtswürde und Verantwortung zu „bekleiden“.

Was wir geben dürfen, um Schätze bei Gott im Himmel zu sammeln, lässt sich leider nicht wie der Zehnte in einem pauschalen Prozentsatz ausdrücken. Die genaue Höhe solcher Gaben können wir uns nur von Gott zeigen lassen. Dafür gibt Paulus uns einen Ratschlag (2. Kor. 9,6f.):

Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht Leidtun und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber!

Haben wir beim Zehnten die Heimatgemeinde als Ziel genannt, ist der Empfängerkreis beim Sammeln von Schätzen im Himmel ebenfalls nicht pauschal zu benennen. Christliche Projekte gibt es genügend, die das Reich Gottes bauen und seinen Namen verherrlichen. Aber auch Arme und bedrüftige Personen nennt die Bibel immer wieder als mögliche Empfänger.

Produktssteckbrief der Schätze im Himmel?

Für das Investment ins Reich Gottes gibt es keine hohen Mindestbeiträge. Während klassische Kapitalanlage häufig erst ab 10.000 € oder manche Tranchen auch erst ab 1 Mio. € gezeichnet werden, können in Gottes Königreich auch kleine Summen große Wunder bewirken: manchmal genügen zwei Fische und fünf Brote (Mat. 14,13-21).

Ein weiterer Unterschied liegt in der Rendite. Während weltliche Anlagen sich dem Negativ-Zins nähern, spricht Jesus in Mat. 13,8 und 19,29 über eine Multiplikation des eingesetzten Kapitals im Reich Gottes: 30-fach, 60-fach, 100-fach – das sind 3.000%, 6.000% und 10.000%! Für diese himmlischen Schatzbriefe gibt Jesus eine großartige Zusage (Lk. 6,38): Schenkt, dann wird Gott euch schenken; ja, er wird euch so überreich beschenken, dass ihr gar nicht alles fassen könnt. Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß; denn Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden.

Diese Geschenke Gottes erfolgen nicht erst nach dem Tod, sodass Schätze im Himmel sogar auch den kurzfristigen Aspekten der weltlichen Altersvorsorge genügen. Die Christen in Philippi hatten mit großzügigen Spenden den Apostel Paulus unterstützt und dadurch Schätze im Himmel gesammelt. Hierzu erklärt Paulus (Phil 4,19): Was eure eigenen Bedürfnisse angeht, so wird derselbe Gott, der für mich sorgt, auch euch durch Jesus Christus mit allem versorgen, was ihr braucht – er, dem aller Reichtum und alle Herrlichkeit gehören.

Wem dienst Du?

Gott ist unser Versorger. Er will seine himmlischen Schatzkammern öffnen und uns mit allem versorgen, was wir brauchen – wenn wir zuvor Schätze im Himmel gesammelt haben. Der US-amerikanische Prediger und Autor Roberts Liardon fordert uns heraus: „Lerne so zu geben, als würde es sich nicht um deine eigene Brieftasche handeln.“

Denken wir an die arme Witwe, die Jesus im Tempel beobachtete (Markus 12,41-44): Während die Reichen etwas von ihrem Überfluss gaben, legte die arme Frau zwei nahezu wertlose Kupfermünzen in den Opferkasten. Eine Winzigkeit im Vergleich zu den Gaben der Reichen, und doch war es für die Witwe ihr ganzer Lebensunterhalt. Geben wir auch nur von unserem Überfluss? Oder sind unsere Gaben ein echtes Opfer, so wie bei der Witwe?

Wenn wir Geld aus dem ungerechten Finanzsystem unserer Welt nehmen und es in Gottes Reich investieren, ist das die größte Niederlage, die wir Mammon beibringen können. Doch schlussendlich zeigen unsere Kontoauszüge, wem wir dienen, wen wir verehren und wem wir für unsere Versorgung tatsächlich vertrauen: Gott oder Mammon?

Klammern wir uns an Banknoten, Münzen oder Auszüge von Konten, Sparbüchern und virtuellen Depots? Dann wären die Versprechen und Zusagen Jesu für uns nur fromme Floskeln, nicht vertrauenswürdig im 21. Jahrhundert. Schimpfen wir Jesus also letztendlich einen Lügner? Oder nehmen wir seine Zusagen beim Wort: Sorgt euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen! (Mt. 6,33).

Wer oder was ist Mammon?

Wer oder was ist Mammon?

Wie wir in einem anderen Beitrag gesehen haben, nennt Jesus unseren Umgang mit Finanzen einen wichtigen Faktor für unser geistliches Wachstum und unsere geistliche Autorität. Im Matthäus-Evangelium in Kapitel 6 enthüllt Jesus die Waffe des Teufels, die Christen in diesem Kontext ihrer geistlichen Autorität zu berauben versucht:

Niemand kann zwei Herren zugleich dienen (gr. douleús: unterworfen sein, Sklave sein von): Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen treu sein und den andern hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Mammon (ar. mamóna: Vermögen, Besitz, Schatz, Vertrauen). Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! … Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch Gottes Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt (trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so übersetzte Luther), dann wird er euch mit allem anderen versorgen. Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.

Jesus in Matthäus 6,24-34

Jesus gebraucht an dieser Stelle seiner berühmten Bergpredigt deutliche und kompromisslose Worte, um eine Kernaussage zu verdeutlichen: Ihr könnt nicht zwei Herren gleichzeitig dienen: Gott und dem Mammon. Entweder, wir unterwerfen uns Gott und seinem Reich, oder wir werden zum Sklaven des Mammon und seines Reiches. Einen Mittelweg gibt es nicht.

Mammon, der Dämon

Doch was steckt hinter diesem aramäischen Begriff „Mammon“? Aus den Worten Jesu wird deutlich, dass es sich bei Mammon nicht einfach um geprägte Münzen oder Geldscheine handeln kann, wie es manche modernen Bibelübertragungen übersetzen. Außerdem verwendeten Jesus und seine Jünger selbst Geld in Form von Münzen (z.B. in Mat. 17,27).

Mammon ist etwas weitaus Größeres, das am liebsten im Verborgenen bleiben möchte und in diesem Streben von vielen modernen Bibelübersetzungen unterstützt wird, die seinen Namen verbergen. Doch Jesus entlarvt seine Identität. Da Mammon uns aktiv von geistlichem Wachstum abhalten will, kann es sich nur um eine dunkle geistliche Macht handeln, wie Paulus sie im Brief an die Epheser beschreibt (Eph. 6,12): Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.

Der Dämon Mammon fordert göttliche Anbetung, die nach dem ersten der Zehn Gebote alleine dem jüdisch-christlichen Gott zusteht (2. Mose 20,2-3): Ich bin der Herr, dein Gott; ich habe dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Du sollst außer mir keine anderen Götter verehren!

Mit diesem Anspruch reiht sich Mammon nahtlos in die Reihe alttestamentlicher Götzen ein, die das freie Volk Gottes zur Anbetung und damit in die Sklaverei der Sünde verführen wollten (z.B. in 2. Könige 17,15-16): Die Kinde Israels verwarfen Gottes Gebote und seinen Bund … und sie liefen hinter dem her, was nichts ist, und wurden nichtig, sie liefen hinter den Nationen her, die um sie herum waren… und sie machten sich ein Bild, zwei gegossene Kälber, und sie machten eine Aschera. Und vor dem ganzen Heer des Himmels warfen sie sich nieder, und sie dienten dem Baal.

Gott, der Versorger

Aber wie sieht die Anbetung konkret aus, zu der Mammon die Menschen verführen möchte? Der Gott der Bibel trägt im Alten Testament verschiedene Namen, z.B. in 1. Mose 22,14 den Titel „Jahwe Jireh“: „Der Herr sieht“ bzw. „Der Herr ist Versorger“.

Gott selbst möchte seine Kinder mit allem versorgen, was sie zum täglichen Leben brauchen. Er sieht unsere Bedürfnisse und möchte sie stillen. Ebenso, wie Jesus es in obigem Bibeltext wiedergibt (Mat. 6,33): Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch Gottes Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch mit allem anderen versorgen.

Mammon, der Anti-Versorger

An dieser Stelle kommt Mammon ins Spiel. Seine Strategien zur Erreichung seines Ziels sind denkbar einfach, und doch so wirkungsvoll:

Ur-Vertrauen

Mammon redet uns, Geld und Besitz könnten uns versorgen und Sicherheit geben, ohne dass wir dafür Gott benötigen. Sein großes Ziel ist es, die Menschen von dem Urvertrauen in Gottes Versorgung abzubringen, sodass wir seinen Sicherheiten mehr vertrauen und seine Diener und Sklaven werden. Und so setzt Mammon alles daran, dass wir ihm mehr vertrauen als dem lebendigen Gott der Bibel (Mat. 6,24): Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Mammon. Daher wird uns eine Frage durch den Blog begleiten: Wem vertraust Du in Deinem tiefsten Inneren: Gott oder Mammon? Möchtest Du wirklich von Gottes Versorgung abhängig sein? Oder lieber selbst entscheiden und Dir eigene Sicherheiten schaffen?

Sorgen & Zweifel

Gleichzeitig säht Mammon Sorgen im finanziellen Bereich und beschießt unser Herz mit in Angst getränkten Giftpfeilen, dass unser Geld und unser Besitz als Versorger nicht ausreichen könnten, sodass wir mehr von allem brauchen. Mir selbst und vielen Auslegern blieb lange Zeit verborgen, dass Jesus diese zweite Strategie Mammons im Gleichnis vom Sämann thematisierte. Jesus vergleicht die Giftpfeile Mammons dort mit Dornen, die das Verständnis vom Wort Gottes, den Glauben an Jesus Christus und durch den Heiligen Geist vorbereitete gute Werke ersticken (Mat. 13,22): Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der trügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.

Hat Mammon heute noch Macht?

Nun, in regelmäßigen Abständen stoße ich auf neue Umfragen, die in den verschiedensten Kulturen unseres Planeten fragen, über welche Dinge Menschen am häufigsten nachdenken. Und regelmäßig tauchen diese drei Punkte ganz oben auf: Macht (und Beruf…), Sex (und Partnerschaft…), Geld (und Besitz…).

Als Gott seinem Volk nach dem Auszug aus Ägypten das Königsgesetz gab, gebot er den späteren Königen Israels drei Dinge nicht zu tun (5. Mose 17,16-17): Nur dass er nicht viele Rosse halte (= Macht) und führe das Volk nicht wieder nach Ägypten, um die Zahl seiner Rosse zu mehren, weil der HERR euch gesagt hat, dass ihr hinfort nicht wieder diesen Weg gehen sollt. Er soll auch nicht viele Frauen nehmen (= Sex), dass sein Herz nicht abgewandt werde, und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln (= Geld).
Es kann natürlich ein Zufall sein, aber wer waren die drei zuvor genannten Götzen aus der Bibel? Der mächtige und kampfeskräftige Baal (= Macht), die Fruchtbarkeitsgöttin Aschera (= Sex), sowie Mammon, der unser Vertrauen weg von Gott auf irdische Reichtümer zu lenken versucht (= Geld).

Wenn ich in die Gegenwart schaue, scheint Mammon extrem erfolgreich zu sein. In unserer Wahrnehmung sind Geld und Besitz derart überhöht, dass wir ihnen wie selbstverständlich die Macht zuschreiben, uns versorgen zu können. Zusätzlich verspricht Mammon den Menschen Trost, Führung, Hilfe und Beistand, und nimmt damit in der Gesellschaft die Rolle ein, die der Heilige Geist in der Kirche inne hat (z.B. Joh. 14,26 / Röm. 8,14 / Röm. 8,26 / Joh. 15,26).

Und um ehrlich zu sein: Ich fürchte, Mammon ist auch längst in unsere Kirchen und Gemeinden eingezogen. Fördern wir am Ende des Tages ein ökonomisches System, dass nicht Gottes Königreich dient oder es sogar bekämpft? Sind wir womöglich inzwischen so sehr stark von einem Finanz- und Wirtschaftssystem geprägt, dass wir seine Hintergründe und Zusammenhänge gar nicht mehr hinterfragen?

Wenn selbst Christen ihre Entscheidungen auf Basis von finanziellen Überlegungen treffen, dienen wir dem falschen Gott.  Je mehr Einfluss wir Mammon in unserem Leben zugestehen, desto mächtiger wird er auch noch heute. Mit jeder Sekunde wächst Mammons Macht: Geld ist derart mächtig geworden, dass es sprichwörtlich die Welt regiert und wir Menschen ihm nahezu alle Lebensbereiche unterordnen, bis hin zur blanken Existenz.

In unserem kostenlosen Online-Kurs haben wir einen Selbsttest hinterlegt, um den Einfluss und die Macht Mammons in Deinem Leben zu enttarnen. Die folgenden Indizien können Dir bei einer ersten Einschätzung helfen:

  • Sorgen und Ängste in Bezug auf Geld und Einkommen: Werde ich genug zum Leben haben?
  • Finanzielle Unordnung: Weißt Du, wofür Du in den letzten 4 Wochen wieviel Geld ausgegeben hast?
  • Strukturelles Defizit: Hat der Monat mehr Tage als Geld?
  • Überschuldung: Nehmen Schulden Dich gefangen und nehmen Dir die Luft zum atmen?
  • Mangel an Großzügigkeit: Es reicht doch nicht einmal für uns?
  • Geiz: Kennst Du eine „Das-kann-ich-mir-nicht-leisten-Mentalität?
  • Gier und Habsucht: Ist Geld an sich ein Ziel in Deinem Leben?
  • Impulskäufe: Kaufst Du spontan ohne Rücksprache mit Gott?
  • Unzufriedenheit: Bist Du dankbar für das, was Gott Dir schenkt?

Strategien gegen Mammon

In unserem Blog wollen wir viele Strategien vorstellen, wie wir Mammons Einfluss entgegentreten und ihn aus unserem Leben verbannen können. Grob lassen sie sich den folgenden vier Punkten zuordnen:

Enttarnt
Der erste Schritt ist gemacht, wenn wir von der Existenz Mammons wissen und seine geistliche Dimension enttarnt ist: es geht nicht rational um ein falsches Verständnis von Geld und Besitz, sondern um eine geistliche Macht, die unsere Anbetung und unser Vertrauen fordert.

Entthront
Im Kampf gegen Mammon und seine in Angst und Sorgen getränkten Giftpfeile gibt Jesus oben einen einfachen Rat: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird er Euch mit allem anderen versorgen! Erkenne daher den Sieg Jeu auf Golgatha über Satan und seine Dämonen an: Mammon ist bereits von Jesus entthront!

Entheiligt
Bemühe Dich bewusst, Geld und Besitz zu entheiligen. Mache Dir bewusst, was Geld ist und was es nicht ist (vgl. den Beitrag zum Thema Geld). Nur Gott ist Dein Versorger! Bedenke dies bei Entscheidungen und stelle Beziehungen über Geld! Jesus selbst rät uns im Text oben zur Gelassenheit in finanziellen Fragen: Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.

Entflohen
Entfliehe dem weltlichen Finanz-System (Offb. 18,4), indem Du Gottes Hinweise zum Umgang mit Geld und Besitz in der Bibel befolgst! Auch hierfür wirst Du viele wertvolle Hinweise und Tipps in unserem Blog finden, vor allem im Bereich „Verantwortung“.

Wer oder was ist Mammon?

Was bedeutet Haushalterschaft?

Neulich konfrontierte meine liebe Frau mich mit einem Zitat: „Denken ist wie Googlen… nur krasser!“ Nachdem ich den ersten Lachanfall überwunden hatte, trat betretenes Schweigen ein. Denn wenn mir etwas unbekannt ist, folgt als erster Reflex auch meist die Befragung jener Suchmaschine aus Mountain View in Kalifornien.

Doch was, wenn das World Wide Web mit seinen vielen Wissensquellen einmal keine Antwort bereithält? So erging es mir auf der Suche nach dem Begriff „Haushalterschaft“ bei DER Online-Enzyklopädie schlechthin, Wikipedia: kein Eintrag.

Eine Definition von Haushalterschaft

Der Begriff der „Haushalterschaft“ (auch Verwalterschaft) taucht häufig im Zusammenhang mit Finanzen und anderen Dingen auf, die Gott uns anvertraut hat. Doch was hat es damit auf sich?

Hilfreicher als die Suche bei Wikipedia war ein Blick ins Bibellexikon. Dort wird Haushalterschaft definiert als das Praktizieren des

  1. systematischen und angemessenen Gebens von
  2. Zeit, Fähigkeiten und materiellem Besitz,
  3. basierend auf der Überzeugung, dass all dies von Gott als Eigentümer uns überlassen wurde, um es
  4. für Seinen Dienst und für Sein Königreich zu benutzen.

Grundannahme des biblischen Konzepts der Haushalterschaft ist also, dass Gott selbst der Eigentümer von allem: Die Erde und alles, was darauf lebt, gehört dem Herrn (1. Kor. 10,26 bzw. Ps. 24,1).

Gott als Eigentümer vertraut seine Schöpfung uns Menschen an. Diese Verwalterrolle haben nicht nur die großen und reichen Kirchen, sondern jeder einzelne Mensch: Du hast den Menschen zum Herrn eingesetzt über deine Geschöpfe, die aus deinen Händen hervorgingen; alles hast du ihm zu Füßen gelegt (Ps. 8,7).

Gott tut das, damit wir als Verwalter bzw. Haushalter die Dinge so einsetzen, wie er es sich wünscht: Bevor er abreiste, rief er zehn seiner Knechte zu sich, gab jedem ein Pfund Silberstücke und sagte: Setzt dieses Geld gewinnbringend ein! Ich komme bald zurück (Lk. 19,13).

Was umfasst Haushalterschaft?

So wie ein Fondsmanager Geld von anderen Menschen erhält, um es weise und erfolgreich zu verwalten, so haben auch wir von Gott seine Schätze zur Verwaltung anvertraut bekommen. Die Definition aus dem Bibellexikon nennt hierfür drei Bereiche:

Zeit

Meine Zeit steht in deinen Händen (Ps. 31,16). Es ist so kurz, das bisschen Leben, das du mir zugemessen hast (Ps. 39,6).

Fähigkeiten

Ein weiterer Punkt, den ihr erwähnt habt, liebe Geschwister, sind die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden (1. Kor. 12,1).

Besitz

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hiob 1,21).

Ich persönlich würde mindestens vier weitere Bereiche ergänzen, die wir im Auftrag Gottes verwalten, bis sein Sohn wiederkommt:

„Unser“ Körper

Habt ihr denn vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist? (1. Kor. 6,19). Gott hat euch als sein Eigentum erworben… Darum geht mit eurem Körper so um, dass es Gott Ehre macht (1. Kor. 6,20).

„Unsere“ Schaffenskraft

Das ist das Ziel meiner Arbeit; dafür mühe ich mich ab, und dafür kämpfe ich im Vertrauen auf Gottes Kraft, die in meinem Leben so mächtig am Werk ist (Kol. 1,29).

„Unsere“ Beziehungen

Bemüht euch vielmehr mit allen Kräften und bei jeder Gelegenheit, einander und auch allen anderen Menschen Gutes zu tun (1. Thes. 5,14).

„Unsere“ Erde

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hiob 1,21).

Alle diese Dinge, die Gott gehören und die er uns als Verwaltern übergeben hat, sollen wir systematische und angemessenen geben, um Sie zur Ehre Gottes und für sein Königreich zu benutzen:

Durch Christus ist der Leib fest zusammengefügt, denn er verbindet die Körperteile durch die verschiedenen Gelenke miteinander. Jeder einzelne Teil leistet seinen Beitrag. So wächst der Leib und wird aufgebaut durch die Liebe.


Epheser 4,16

Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen.

Römer 11,36

Was bedeutet das Konzept der Haushalterschaft für uns?

Für mich ergeben sich aus dem Konzept drei konkrete Schlussfolgerungen:

Verantwortung & Wertschätzung
Zum Verwalter des Vermögens Gottes auf Erden ernannt zu sein, bedeutet zunächst eine große Verantwortung und vielleicht damit auch Druck. Der Druck wird nicht kleiner vor der Perspektive, dass wir eines Tages vor Jesus Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie wir die anvertrauten Güter zu Gottes Ehre und für sein Königreich eingesetzt haben.

Doch stärker als die Verantwortung wiegt bei mir die Wertschätzung, dass Jesus uns diese Rolle überhaupt zutraut. Wenn wir mit ihm in Kontakt sind, nach seinem Willen fragen und seinen Willen treu und gehorsam umsetzen, wird er auch zu uns sagen (Lk. 19,17): Well done! Ausgezeichnet, das hast Du gut gemacht, mein treuer Knecht!

Ende des Privat-Eigentums
Denken wir das Konzept der Haushalterschaft konsequent zu Ende, schafft es alles Privateigentum ab. Das ist nicht weniger als die Auflösung der Basis unsere weltlich westlichen Marktwirtschaft, die unser Wirtschaftssystem bestimmt.

Nichts ist mehr im Besitz von Menschen, sondern alles gehört ausschließlich Gott: Smartphones, Tablets, Notebooks, Autos, Häuser. An die Stelle des privaten Eigentums tritt die private Verwaltung, die genannten und alle anderen Dinge zur Ehre Gottes und für sein Königreich einzusetzen.

Freiheit für Dein Herz
Da uns am Ende des Tages nichts gehört, wird es auch deutlich einfacher, keine emotionale Bindung an Gegenstände zu entwickeln (Lk. 12,34): Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Statt zu toten Dingen ist es besser, emotionale Bindungen zu Menschen zu entwickeln: innerhalb unserer Familie, in der Gemeinde, aber auch darüber hinaus zu Nachbarn, Freunden oder Arbeitskollegen. Auch hier ist das Ziel, Gottes Namen zu ehren und sein Königreich zu bauen.

Vom Täufer und der Titanic

Vom Täufer und der Titanic

Als ich von unserem Blog-Projekt erzählt wurde ich gefragt, mit welcher biblischen Figur ich mich als zukünftiger Blogger am ehesten identifizieren würde. Ich musste nicht lange überlegen, denn vor meinem geistigen Auge stand sofort ein Mann im struppigen Kamelhaarmantel mit einem breiten Ledergürtel, der sich gerade eine in Honig getränkte Heuschrecke in den Mund schob: Johannes der Täufer.

Johannes, der Bußprediger

Johannes lebte vor 2.000 Jahren im heutigen Israel und anders als viele andere Prediger seiner Zeit redete er den Menschen nicht nach dem Mund, sondern sprach Missstände offen und unmissverständlich an. In dem Punkt ist es mir sympathisch, denn weichgespülte Wohlfühl-Literatur für Christen gibt es genug. Johannes taufte die Menschen am Fluss Jordan und rief sie dazu auf, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren.  Diesem Vorbild möchte ich mit meinen Beiträgen zum Blog folgen, indem ich uns (und mich an erster Stelle) selbstkritisch hinterfrage. Johannes legte den Finger in die Wunden der Zeit und forderte eine Verhaltensänderung.

In der Bibel wird eine solche Verhaltensänderung aufgrund einer neu erkannten Einsicht als „Buße“ beschrieben. Für einen Blogger ist das eine schlechte Voraussetzung, denn Bußprediger waren noch nie sonderlich beliebt: ihre Botschaft schmeichelt nicht den Mächtigen, die Wahrheit hinter ihren Worten ist in unseren demokratischen Zeiten meist nicht mehrheitstauglich und ihre Anliegen können den Zuhörern eine unverschämte Zumutung sein.

Dennoch möchte ich das weitergeben, was Gott mir aufs Herz gelegt hat. Dabei kann ich nicht den Anspruch erheben, die absolute Wahrheit oder letzte Erkenntnis bereits gefunden zu haben. Ich lade Dich vielmehr ein, mich auf eine Reise zu begleiten, auf der ich mich selbst seit einiger Zeit befinde – und deren Ziel noch völlig offen ist.

Zurück in die Zukunft

Zur Beschreibung des Ausgangspunktes meiner Reise habe ich mich gefragt, mit welchem Bild ich unsere Generation vergleichen kann, so wie Jesus in Matthäus 11 tat: „Mit wem soll ich die Menschen dieser Generation vergleichen?“  Vermutlich sind wir heute die Menschen mit der meisten kollektiven Erfahrung, den meisten hochqualifizierten Akademikern und dem meisten verfügbaren Wissen. Könnten wir eine Zeitmaschine entwickeln, würde ich mit Dir einen einen Abstecher machen zu jenem Mittwoch, den 10. April 1912.

Wir würden im Hafen von Southampton stehen und alles dafür geben, einen Platz an Bord dieses neuen königlichen Postschiffes zu ergattern. Ein Wunderwerk der Technik, das mit seinen Superlativen neue Maßstäbe setzt! Ein schwimmendes Luxushotel, das in ungeahnte Dimensionen vorstößt und die neue Welt in Rekordzeit erreichen würde! Das größte und modernste Schiff der Welt: die RMS Titanic.  

Tatsächlich haben wir Glück und ergattern ein Ticket für die Überfahrt nach New York in einer der 762 Kabinen. Als Zeitreisende wissen wir natürlich um das tragische Ende der Jungfernfahrt, doch verbleiben uns knappe vier Tage bis zum Untergang. Und so stürzen wir uns begeistert in den Luxus und Charme des frühen 20. Jahrhunderts.

Vier Tage auf See

Tag 1

Wir flanieren im prunkvollen Treppenhaus, das sich über 6 der 7 Stockwerke erstreckt. Das Licht strahlt durch eine riesige Glaskuppel und sorgt zusammen mit der Eichenvertäfelung für einen goldenen Glanz.

Tag 2

Vom Fitnessprogramm im beheizten Schwimmbad, der Squash-Anlage und im Gymnastikraum erholen wir uns im türkischen Bad.

Tag 3

Wir lesen in der Bibliothek und statten dem Rauchersalon einen Besuch ab, bevor wir uns dem Essen widmen.

Tag 4

Der romantischen Atmosphäre in den Bordcafés im Pariser Stil folgen rauschende Bälle mit der Bordkapelle bis weit nach Sonnenuntergang.

Weil das Leben an Bord der Titanic so aufregend und angenehm ist, verdrängen wir mehr und mehr jenen schicksalhaften Termin, den unser schwimmendes Zuhause um 23.40h jenes 13. April 1912 haben wird. Doch die Uhr tickt und die Titanic steuert mit voller Fahrt auf den Eisberg zu. Sind wir zu bequem, unseren Platz zu verlassen und den Kapitän auf der Brücke zu warnen? Vielleicht würde er uns mit unserer Geschichte der Zeitreise auch als Spinner abtun? Schließlich ist die Titanic doch auf Unsinkbarkeit hin konstruiert.

So bleiben wir lieber an Deck und spüren die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs auf unserer Haut. Die Nacht wird sternenklar werden und das Meer ruhig sein. Die Band beginnt in der imposanten Eingangshalle zu spielen. Draußen an Deck ist es kalt, als die aufgeregten Schreie zweier frierenden Matrosen im Ausguck wie eine Posaune an unser Ohr peitschen: „Eisberg voraus!“

Nur 160 Minuten später versinkt das unsinkbare Wunderwerk der Technik im Meer. Wer es nicht in ein Rettungsbot geschafft hat, wird zwar von der Rettungsweste über Wasser gehalten, doch bei einer Wassertemperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt verstummen immer mehr der Hilferufe, bis eine gespenstische Stille über dem dunklen Meer liegt.

Eisberg voraus

Wenn ich unsere Generation betrachte, kommt es mir so vor, als wären wir alle an Bord der Titanic. Wir haben das Wissen, dass die Welt, so wie wir sie kennen, kurz vor der Katastrophe steht. Doch anstatt den Kurs zu ändern oder das sinkende Schiff zu verlassen nörgeln wir höchstens über die Qualität des Essen oder kritisieren die Liedauswahl der Schiffskapelle.

Wir leben weiter ohne Rücksicht auf Verluste und genießen den Luxus so gut es geht, ohne nach den Auswirkungen unseres Handelns zu fragen: egal ob in der Luxusklasse, in der zweiten Mittelschicht oder in der Bretterklasse unserer Gesellschaft.

Wider besseres Wissen lassen wir uns von den Mächtigen die Unsinkbarkeit unseres Finanz- und Wirtschaftssystems vorgaukeln. Anstatt uns den für unsere Zukunft entscheidenden Fragen zu stellen und unser eigenes Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen, verlassen wir uns blind auf die Wunder der Technik und verschließen unsere Augen vor den Folgen unseres Handelns. Wir stehen an Deck und sehen in den letzten Sonnenuntergang der Titanic, die uns in eine neue und bessere Welt bringen möchte.

Johannes der Täufer wird in Matthäus 3,3 „Stimme eines Rufenden“ genannt. Der Autor zitiert dabei aus dem alttestamentlichen Propheten Jesaja (40,3). Dort wird im weiteren Verlauf der Auftrag des Rufenden beschrieben (Jesaja 58,1-7):

Rufe, so laut du kannst! Lass deine Stimme erschallen wie eine Posaune! Halte meinem Volk … ihr Unrecht und ihre Vergehen vor! … Löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit und macht jeder Unterdrückung ein Ende! Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum Anziehen und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen!“

Leinen los

In meinen Beiträgen zum Blog möchte ich für Eisberge sensibel machen, die auf unseren Konsumrouten liegen und auf die wir mit maximaler Lebensgeschwindigkeit zusteuern. Wie Johannes der Täufer vor 2.000 Jahren möchte ich den Lebensstil unserer Zeit selbstkritisch hinterfragen, auf Missstände hinweisen und bisher für den einen oder anderen verborgene Zusammenhänge aufdecken. Vielleicht wird dabei die eine oder andere Lebenslüge ins Wanken geraten, der wir bisher gefolgt sind.

Wenn ich den Finger in die Wunde lege, dann nur aus diesem einen Grund: „Macht den Weg frei für den Herrn! Räumt alles das fort, was unserer Beziehung zu Jesus im Wege steht!“ (Mk. 1,3). Nun danke ich Dir, dass Du bis hierher gelesen und den Blog noch nicht über Bord geworfen hast: Dir gehört mein Respekt für Deinen Mut. Denn aus vielen Rückmeldungen weiß ich, dass unser Blog die Sprengkraft des Wortes Gottes zünden und Dein Leben verändern kann.

Also: Leinen los, wir machen uns auf die Reise…

Vom Täufer und der Titanic

Gerechtigkeit in der Bibel

Der lebendige Gott der Bibel möchte unser Versorger sein. Einer meiner Lieblingsverse hierzu steht in Matthäus 6,33 (LUT): Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.

Mit „das alles“ meint Jesus Essen, Trinken, Nahrung und alles andere, worum sich Heiden Sorgen machen. Gott selbst möchte uns mit allem ver-sorgen, was wir für ein gutes Leben benötigen. Unsere Aufgabe ist es (so sagt es der Vers), dass wir uns in unserem Leben mit oberster Priorität um Gottes Königreich kümmern – und um seine Gerechtigkeit.

Die Bibel und Gerechtigkeit

Wir Christen des 21. Jahrhunderts neigen häufig dazu, Gerechtigkeit vor allem vertikal in Bezug auf unsere Beziehung als Mensch zu Gott zu interpretieren. Wir haben dabei meist vor Augen, wie Jesus uns durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz von unserer Schuld befreit und gerecht vor Gott stehen lässt.

In der Bibel hat Gerechtigkeit aber immer auch eine horizontale Auswirkung auf die Schöpfung und vor allem auf die Menschen um uns herum. Diese horizontale Gerechtigkeit ist neben dem Thema Finanzen eines der Kernthemen der der Bibel: Wusstest Du, dass es in jedem zehnten Vers der Bibel (in 3.150 von 31.171 Versen) um Gerechtigkeit und Verantwortung für Arme geht? Die prophetischen Bücher im Alten Testament sind gespickt mit diesem Themenkomplex, ebenso die Bücher der Psalmen und Sprüche.

Auch in den Evangelien des Neuen Testaments ist die soziale Gerechtigkeit neben Haushalterschaft eines der Hauptanliegen Jesu. Im Lukasevangelium dreht sich von Kapitel 4 bis Kapitel 21 jeder fünfte Vers um diesen Aspekt. Es gibt sogar eine eigene „Hoffnung für alle“-Bibelübersetzung, in der diese Verse farblich markiert sind. Diese „Gerechtigkeitsbibel“ hat die Micha-Initiative Deutschland gemeinsam mit anderen christlichen Hilfswerken und Verbänden herausgegeben.

Was ist Gerechtigkeit?

Auch, wenn gesellschaftlich viel über Gerechtigkeit gesprochen und diskutiert wird, interessanter Weise gibt es keine allgemein anerkannte Definition, sodass das Reden von Gerechtigkeit häufig unscharf bleibt. Uns fällt es wesentlich leichter, Ungerechtigkeit zu benennen als ihr Gegenteil.

Eine interessante Beschreibung von Gerechtigkeit liefert Timothey Keller in seinem Buch „Warum Gerechtigkeit“ (S. 36):

Gerechtigkeit „bedeutet nicht nur, Unrecht aus der Welt zu schaffen, sondern auch Großzügigkeit und soziales Engagement, besonders gegenüber den Armen und Schutzlosen. Dies ist ein Lebensstil, der etwas vom Wesen Gottes spiegelt. Er umfasst eine Vielzahl von Aspekten – vom ehrlichen, fairen Umgang mit den Mitmenschen in unserem Alltag über das regelmäßige, radikal großzügige Abgeben und Teilen unserer Zeit und Mittel bis hin zum aktiven, systematischen Einsatz zur Abschaffung der verschiedenen Formen von Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung in unserer Gesellschaft.“

Keller spricht bei Gerechtigkeit von einem Wesenszug Gottes. In der Tat positioniert sich der Gott der Bibel eindeutig als ein Gott der Gerechtigkeit: Gott ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb (Psalm 11,7). Vollkommen und gerecht ist alles, was er tut. Er ist ein Fels – auf ihn ist stets Verlass. Er hält, was er verspricht; er ist gerecht und treu (5. Mose 32,4).

Gott als Anwalt der Schutzlosen

Wenn Gott in der Bibel über Gerechtigkeit spricht, möchte er uns an seiner Leidenschaft für die Armen und Schutzlosen teilhaben lassen. Im Mittelpunkt steht häufig die auch für unsere Zeit charakteristische Kluft zwischen Arm und Reich und eine daraus resultierende Ungerechtigkeit. Dabei scheinen Gott vor allem vier Personengruppen besonders am Herzen zu liegen (das sogenannte „Quartett der Schutzlosen“): die Witwen und die Waisen, die Armen und die Ausländer bzw. Fremdlinge.

Indem sich Gott auf die Seite der politisch Machtlosen, der gesellschaftlich Ausgestoßenen und der wirtschaftlich Mittellosen stellt, unterscheidet er sich komplett von allen anderen Göttern der Antike. Diese suchten höchstens den Kontakt zu gesellschaftlichen Eliten – seien es Könige, Priester oder militärische Führer, denn diese konnten ihnen monumentale Tempel errichten und kolossale Opfer darbringen. Gott hingegen tritt als Fürsprecher und Anwalt der Schutzlosen auf:

Fällt gerechte Urteile! Geht liebevoll und barmherzig miteinander um! Die Witwen und Waisen, die Armen und die Ausländer sollt ihr nicht unterdrücken!


Sacharja 7,8-10

Den Unterdrückten verschafft er Recht, den Hungernden gibt er zu essen, und die Gefangenen befreit er … Er bietet den Ausländern Schutz und versorgt die Witwen und Waisen.


Psalm 146,7-9

Ein Anwalt der Witwen und ein Vater der Waisen ist Gott in seinem Heiligtum.


Psalm 68,6

Soziale Verantwortung

Als ich während eines Klosteraufenthaltes das Buch Jeremias las, hatte ich den Eindruck, Gott spricht mit den Worten des Propheten nicht nur zum Volk der Juden vor über 2.500 Jahren, sondern direkt in unsere Zeit hinein. Was der Prophet an Ungerechtigkeit und sozialen Missständen angeprangert ist brandaktuell. Jeremia bringt es auf den Punkt (Jer. 22,17): „Ihr habt nur eins im Sinn: Gewinn um jeden Preis!“

Wenn ich das lese, habe ich schnell die Großbanken, die globalen Konzerne und die geldgierigen Hedgefonds vor Augen. Diese ungerechten unpersönlichen Marktteilnehmer, die Franz Müntefering 2005 als Heuschrecken brandmarkte: sie fallen in ein Land ein, fressen dessen Unternehmen kahl, saugen die Arbeiter aus und am Ende lassen sie nicht als verbrannte Erde zurück, während sie sich vollgefressen einem neuen Standort zuwenden. Diese Ausbeuter, die nur auf Gewinn aus sind und sich selbst mit Profit auf Kosten anderer segnen….

Brodelnd steigt Wut über diese Ungerechtigkeit in mir hoch. Manch einer wünscht sich vielleicht Gottes gerechtes Gericht herbei: Wann werden die Schuldigen für Raubbau, Unterdrückung und Ausbeutung endlich bestraft? Wir sind schnell beim Richten, wenn wir Unternehmen verurteilen, die ihre Produktion in Länder verlagern, wo Löhne, Abgaben und Sozialstandards weit unter dem deutschen Niveau liegen. Eifrig zücken wir die Moralkeule, um das Streben der Unternehmen nach Gewinn zu tadeln.

… beginnt bei Dir und mir

Wenn ich in den Spiegel schaue: Bin ich als Konsument anders oder gar anständiger? Denn nicht nur Unternehmen versuchen ihren Gewinn zu maximieren und ihre Kosten zu minimieren, auch wir Verbraucher tun das. Die Frage, warum manche Produkte deutlich billiger sind als andere, blenden Konsumenten beim Kauf gerne aus, genauso wie es die Großkonzerne bei der Wahl ihrer Produktionsstandorte tun. Dass Einsparungen dabei häufig aus dem teilweisen oder vollständigen Verzicht auf soziale und ökologische Standards resultieren, möchten wir erst gar nicht hören. Hier handeln Privatpersonen nicht weniger un(ge)recht als Unternehmenslenker.

Mit unserem deutschen Volkssport des Schnäppchenjagens und unserer „Geiz ist geil“-Mentalität sind wir Verbraucher also keinen Deut besser als die „Heuschrecken“, die sich skrupellos über Schicksale von Menschen hinwegsetzen, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Ganz im Gegenteil: Wenn wir solchen Geiz geil finden und nicht als ungerecht und grausam brandmarken, dann unterstützen wir die Ausbeutung und legitimieren durch unsere Konsumwahl das menschenverachtende Handeln der Unternehmen.

Die Zeit brachte es im Frühsommer 2006 auf den Punkt: „Ob Niedriglöhne, Stellenabbau oder Umweltzerstörung: was uns als Bürger empört, fördern wir als Kunden.“ Wären wir eine Regierung, wir würden uns abwählen. Wären wir ein Konzern, wir würden uns selbst boykottieren. Claudia Langner, die Gründerin des nachhaltigen Online-Portals Utopia, stellte frustriert fest: „Der Verbraucher ist ein Pharisäer, der immer auf die bösen anderen zeigt, sich selbst aber schnell in die Büsche schlägt, wenn er etwas tun oder lassen müsste.“

Das Blut unschuldiger, armer Menschen klebt an Deinen Kleidern

Mit deutlichen Worten kritisiert Jeremia im Auftrag Gottes die sozialen Missstände im Volk Israel, doch seine Worte klingen wachrüttelnd bis in unsere Zeit (Jer. 2,34): „Das Blut unschuldiger, armer Menschen klebt an deinen Kleidern!“ und (Jer. 2,17): „Du bringst unschuldige Menschen um, wenn du irgendeinen Vorteil davon hast, vor Unterdrückung … schreckst du nicht zurück!

Vermutlich würden wir wie die Juden damals entgeistert entgegnen (Jer. 2,35): „Ich habe nichts getan!“ Doch wenn wir ein billiges T-Shirt kaufen (oder ein anderes Kleidungsstück zu Schnäppchenpreisen): kann ich dann wirklich ernsthaft behaupten, ich hätte nichts zum tausendfachen Tod ausgebeuteter Arbeiterinnen in den Textilfabriken Asiens beigetragen? Wir werden dieses Thema in einem anderen Blog-Beitrag vertiefen.

Gott wirft seinem Volk Scheinheiligkeit vor (Jer. 7,10-11): „Danach kommt ihr in meinen Tempel, tretet vor mich hin und sagt: Hier kann uns nichts geschehen! Danach treibt ihr es genauso schlimm wie vorher. Meint ihr etwa, dieses Haus, das meinen Namen trägt, sei eine Räuberhöhle?

In die gleiche Kerbe schlägt der Prophet Amos (Amos 5,31+23): Ich hasse eure Feiern, geradezu widerwärtig sind sie mir, eure Opferfeste verabscheue ich… Eure lauten Lieder kann ich nicht mehr hören, verschont mich mit eurem Harfengeklimper. 

Unwillkürlich denke ich an den Gottesdienst in unserer Kirche: Alles ist stilvoll dekoriert und auf Hochglanz poliert. Die ersten Klänge der Lobpreis-Band erfüllen den Raum und die Herzen der Besucher. Das Fest beginnt… Wessen Herz schlägt da nicht höher? Vielleicht war es in Israel vor knapp 2.800 Jahren ganz ähnlich. Nur einer hat keine Lust mehr dabei zu sein: Gott selbst.

Für Gott waren die Gottesdienste in den Zeiten des Propheten Amos unerträglich, weil sich neben dem frommen Schein Ungerechtigkeit und Ausbeutung breitgemacht hatten. Auf der einen Seite feierten die Menschen Gott und beriefen sich auf den Glauben an ihn bzw. die Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Gleichzeitig traten sie seinen Willen mit Füßen, wenn es um Gerechtigkeit für die Armen ging.

Die beiden zitierten Propheten rütteln uns wach und lassen uns von Gott ausrichten:
Sorgt dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land durchströmen wie ein nie versiegender Fluss (Amos 5,24). Ändert euer Leben von Grund auf! Geht gerecht und gut miteinander um (Jer. 7,5).

Geht gerecht und gut miteinander um

Gott fordert uns auf, mit höchster Priorität nach seiner Gerechtigkeit zu streben (vgl. den Eingangsvers aus Matthäus 6,33). Solltest Du nicht komplett auf regionale Produkte aus regionalen Rohstoffen setzen, können wir uns nicht einer globalen Verantwortung entziehen, wenn es um Gottes Aufforderung geht, gerecht und gut miteinander umzugehen.

Dabei ist die Textilbranche nur ein Beispiel. Wir können einen fairen Umgang mit Menschen und die Bewahrung der Schöpfung auf beliebige Branchen erweitern: von Energie und Mobilität, über Nahrungsmittel bis zu hin zu technischen Geräten und Finanz-Produkten der Banken und Versicherungen.

Am Ende läuft es immer wieder auf die eine Frage hinaus: Wollen wir mit unserem Konsum- und Lebensstil das Reich Mammons unterstützen, zur Ausbeutung von Menschen beitragen und die Schöpfung zerstören? Oder wollen wir uns dieser Sünde in den Weg stellen und versuchen, unsere Euronen in eine andere Art des Wirtschaftens zu lenken, die Gott ehrt und das Leben fördert?

Mit diesen und weiteren Fragen möchte sich der Bibel-Finanz-Blog zum Thema „Verantwortung“ beschäftigen… Wir wünschen Dir viel Freude, aber auch das eine oder andere heilsame Erschaudern beim Lesen.